Nahaufnahme einer dunkelhaarigen Frau, wie sie gerade Ohrentropfen anwendet.© batuhan toker / iStock / Getty Images Plus
Die Anwendung von Ohrentropfen ist doch schwieriger, als auf den ersten Blick vermutet. Beratungstipps für die richtige Handhabung.

Otologika

BEI OHRENTROPFEN GUT ZUR ANWENDUNG BERATEN

In der Apotheke sind Ohrenschmerzen oder -reizungen ein häufiges Problem. Hier ist meist schnelle Hilfe gefragt. Sowohl bei dem Wunsch nach rezeptfreien Ohrentropfen als auch bei der Belieferung einer ärztlichen Verordnung kommt es aber auf die richtige Anwendung an.

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Auch wenn es nicht so aussieht: Ohrentropfen sind eine durchaus beratungsintensive Darreichungsform. Zudem ergibt die Anwendung nicht bei jedem Problem einen Sinn. Manchmal lauern sogar Gefahren, auf die Sie in der Beratung unbedingt hinweisen sollten.

Typische Einsatzgebiete von Ohrentropfen sind Schmerzen durch unkomplizierte Gehörgangsentzündungen, Infektionen, Juckreiz oder die Verlegung mit Ohrenschmalz. Die lokale Wirkung steht immer im Vordergrund.

Vor dem Tropfen

Vor der Applikation ist ein Blick auf die Darreichungsform wichtig. Suspensionen, wie beispielsweise die Kombination aus Ciprofloxacin und Dexamethason, müssen vor der Anwendung geschüttelt werden.

Das Ohr ist kälteempfindlich, weshalb die Tropfen am besten kurz in der Hand oder Hosentasche angewärmt werden. Auf kalte Lösung reagiert das Ohr mitunter mit Schwindel oder Schmerzen.

Beim Tropfen: Ohren sind unterschiedlich

Am besten lässt man sich bei der Anwendung helfen, es geht aber auch allein. Wichtig ist, dass mit der Tropfspitze die Haut oder das Ohr nicht berührt werden, weil sonst Keime in die Zubereitung gelangen. Der Kopf sollte schräg geneigt sein, Kinder liegen am einfachsten auf der Seite und bleiben auch noch circa fünf Minuten in dieser Position liegen.

Generell gilt bei jeder Anwendung von Ohrentropfen unabhängig vom Wirkstoff: Die Krümmung der Gehörgänge muss ausgeglichen werden. Nur dann kann die oft zähflüssige Arzneiform den Boden des Gehörgangs erreichen und die volle Wirkung erzielen.

Bei Babys und Kleinkindern verläuft der Gehörgang anders als bei Erwachsenen. Ihre Ohrmuschel sollte bei der Anwendung nach hinten und oben gezogen werden, bei Erwachsenen nach hinten. So kann die Luft beim Eintropfen besser entweichen und die Tropfen erreichen ihren Wirkort sicher. Bei Kindern reichen zur Benetzung des Gehörgangs samt Trommelfell zwei Tropfen, Erwachsene benötigen bis zu fünf.

Nach dem Tropfen

Verschließen sollte man den Gehörgang, wenn überhaupt, nur ganz locker – etwa mit Watte oder Mull zum Schutz der Kleidung oder Bettwäsche. Zu festes Verschließen des Ohrs begünstigt die Ansammlung von Feuchtigkeit und so das Wachstum von Bakterien und Pilzen.

Mehrdosenbehältnisse müssen binnen vier bis sechs Wochen aufgebraucht werden.

Einen Schritt zurück: Die richtige Empfehlung

Ohrentropfen in Mehrdosenbehältnissen kommen wegen ihrer Konservierungsmittel zudem nur bei intaktem Trommelfell in Frage. Bestehen hier Zweifel, verweisen Sie bitte an den Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Ein Indiz für ein perforiertes Trommelfell ist das zischende Entweichen von Luft durch den Riss, wenn man bei zugehaltener Nase kräftig schnäuzt. Auch plötzliche, stechende Schmerzen, Hörverlust, Ausfluss aus dem Ohr oder das abrupte Verschwinden bestehender Schmerzen können Hinweise sein, dass das Trommelfell geschädigt ist.

Ohrentropfen dürfen bei perforiertem Trommelfell nur unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle zum Einsatz kommen und müssen dann auf jeden Fall unkonserviert sein. Durch den Riss könnten Arznei- oder Hilfsstoffe der Zubereitung ins Innenohr gelangen und ototoxisch wirken. Daher kommt nur der Arzt für die Auswahl geeigneter Ohrentropfen in Frage.

Wichtig zu wissen: Bei einer akuten Mittelohrentzündung erreichen die Substanzen bei Anwendung im Ohr den Wirkort, das Innenohr, gar nicht. Das Trommelfell lässt die Wirkstoffe nicht durch, wenn es intakt ist. Und ist es nicht intakt, können Ohrentropfen großen Schaden anrichten.
Schmerzmittel sollten daher bei Ohrenschmerzen oral eingenommen werden. Kunden mit Ohrenschmerzen sind zudem stets ein Fall für den Arzt, um mögliche Schädigungen des Trommelfells sicher zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Für die Selbstmedikation eignen sich Ohrentropfen also nur unter bestimmten Voraussetzungen

Ohren reinigen: Vorsicht

Weiß der Betroffene, dass er zu übermäßiger Produktion von Ohrenschmalz neigt oder trägt er regelmäßig In-Ear-Kopfhörer, Ohrenstöpsel oder Hörgeräte, kann der entstehende Pfropf mit speziellen Lösungen aufgeweicht und ausgespült werden. Auf keinen Fall gehören Ohrenstäbchen ins Ohr, diese bergen eine enorme Verletzungsgefahr und verfestigen den Pfropf zudem.

Auch Reizungen nach dem Kontakt mit Wasser können mit geeigneten Zubereitungen selbst behandelt werden. Tritt aber binnen zwei Tagen keine Besserung auf, ist der Arzt der richtige Ansprechpartner. Auch bei Reizungen unklarer Ursache, Schmerzen oder bei Unsicherheiten sollte ein Besuch empfohlen werden.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/so-werden-ohrentropfen-richtig-angewendet-145765/
 

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