Eine Frau trägt Kontaktlinsen. Um die Linse herum werden Diagramme projiziert.
Kontaktlinsen können smarte Funktionen beinhalten. Erforscht werden nun Linsen zur Blutzuckermessung und Wirkstofffreisetzung. © metamorworks / iStock / Getty Images Plus

Blutzucker | Forschung

KONTAKTLINSE ZUR DIABETES-THERAPIE

Um ihren Blutglucosewert zu messen, müssen Diabetiker ihre Haut durchdringen. Das ist nicht nur aufwendig, vor allem unterwegs, sondern viele Betroffene schrecken auch davor zurück. Ein neuer Forschungsansatz könnte das lästige Stechen umgehen.

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Der Pieks in den Finger und das Injizieren von Insulinlösungen kostet Diabetiker oft Überwindung, da es schmerzhaft ist. Um die Compliance zu erhöhen, suchen Forscher deshalb nach alternativen Methoden. Nicht nur das Blut, sondern auch die Tränenflüssigkeit zeigt den Glucosewert des Körpers an. Eine intelligente Kontaktlinse könnte künftig als Sensor und auch gleich als Applikator dienen. „Die Oberfläche der Hornhaut repräsentiert eine praktische und nichtinvasive Schnittstelle zur Physiologie des menschlichen Körpers“, erklären Do Hee Keum von der Pohang Universität in Südkorea und seine Kollegen.

Der Prototyp dieser Linse besteht aus fünf Bestandteilen: einem Biosensor für Glucose, einem Wirkstoffreservoir, einem Mikrochip, einer induktiven Stromversorgung und einem Kommunikationsmodul. Alle Teile sind so klein und flach, dass sie im Rand einer normalen Kontaktlinse Platz finden. Der Sensor enthält ein Hydrogel, das je nach Glucosegehalt seine elektrische Leitfähigkeit ändert. Diese Änderung wertet der Mikrochip aus.

Das Wirkstoffreservoir ist eine besonders raffinierte Entwicklung. Es besteht aus mehreren Siliciumdioxid-Dünnfilmen mit Elektroden, die fächerförmig in der Linse untergebracht wurden. Der Mikrochip oder ein kabelloses Kontrollgerät löst die Wirkstofffreisetzung aus. An Kaninchen wurde hier das Arzneimittel Genistein getestet, ein Pflanzeninhaltsstoff, der diabetische Netzhautschäden behandeln soll.

Somit stehen hier auf kleinstem Raum ein Glucosemessgerät und eine Therapie gegen Retinopathien zur Verfügung. Da in den USA bereits Kontaktlinsen zur Glaukom-Überwachung zugelassen sind, stehen die Chancen für die smarten Diabetes-Linsen gut.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: wissenschaft.de

×