Füße treten gegen Fußball© imtmphoto / iStock / Getty Images Plus
Auch junge, vermeintlich gesunde Menschen können von einem plötzlichen Herzstillstand betroffen sein. Vor allem beim Laufen und Fußballspielen wurde ein erhöhtes Risiko sichtbar.

Herzerkrankungen | Sport

WENN DAS HERZ PLÖTZLICH AUFHÖRT ZU SCHLAGEN

Rund 65 000 Menschen in Deutschland erleiden pro Jahr einen plötzlichen Herzstillstand. Für 60 000 von ihnen endet es tödlich. Es passiert nicht nur älteren Menschen. Auch junge, vermeintlich gesunde Menschen können betroffen sein, wie ein Fall bei der Fußball-Europameisterschaft zeigt. 

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Es war der erste Spieltag der Gruppe B bei der Fußball-EM. Am frühen Abend standen sich Dänemark und Finnland gegenüber. Noch in der ersten Halbzeit kam es zu einem folgenschweren Ereignis, der Spieler, Trainer, Zuschauer im Stadion und an den Bildschirmen in einen Schockmoment versetzte. Der dänische Profifußballspieler Christian Eriksen sackte plötzlich auf dem Spielfeld zusammen und blieb regungslos liegen. Eriksen hatten einen plötzlichen Herzstillstand und musste reanimiert werden - mit Erfolg. Dem Dänen geht es inzwischen den Umständen entsprechend gut. Ihm wurde ein Defibrillator eingesetzt. Dieses Ereignis zeigt, dass auch junge, vermeintlich gesunde Menschen von schweren kardialen Ereignissen betroffen sein können. Die Ursachen sind vielfältig. Die Zahlen des „Sudden Cardiac Death Registers“ (www.scd-deutschland.de) zeigen allerdings, dass fast ausschließlich ambitionierte Hobbysportler von einem plötzlichen Herzstillstand beim Sport betroffen sind. Vor allem beim Laufen und Fußballspielen wurde ein erhöhtes Risiko sichtbar. 

Schnelles Handeln ist entscheidend

Wie kommt es zu einem plötzlichen Herzstillstand? In der Regel tritt er auf als Folge eines anhaltenden Kammerflimmerns. Hierbei ziehen sich die Herzkammern aufgrund ungeordneter elektrischer Erregungen immer wieder sehr schnell unkoordiniert zusammen und lösen sich wieder. Dabei wird kein Blut mehr in den Kreislauf gepumpt und die Betroffenen verlieren plötzlich das Bewusstsein. Nun ist Zeit ein entscheidender Faktor, denn bei fehlendem Puls ist es wichtig, schnell zu reanimieren. Anders formuliert: Jede Minute, in der man nach einem plötzlichen Herzstillstand nicht mittels Herzdruckmassage behandelt wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit zu überleben um zehn Prozent. 

Professor Philipp Sommer, Sprecher der DGK-Arbeitsgruppe Elektrophysiologie und Rhythmologie erklärt: „Entscheidend für die Prognose des Patienten ist die sofortige Einleitung der Reanimationsmaßnahmen durch Kompression des Brustkorbs. Diese kann und soll auch unbedingt von anwesenden Laien durchgeführt werden. Nur diese Maßnahme entscheidet häufig darüber, ob und wie der Patient ein derartiges Ereignis überlebt. Alles ist besser als nichts zu tun. Als medizinischer Laie können Sie auch nie für eine suboptimale Durchführung belangt werden- also Hand auf’s Herz!“
 

Ursachen sind vielfältig

Bleiben kardiovaskuläre Erkrankungen bei jungen, vermeintlich gesunden Menschen unentdeckt, kann es zu schwerwiegenden kardialen Ereignissen kommen, wie das SCD-Register zeigt. Die Ursachen für die Entstehung der Erkrankung sind dabei vielfältig. Neben einer vorzeitigen Verkalkung von Herzkranzgefäßen und Herzmuskelentzündungen, werden auch angeborene Fehlverläufe von Herzkranzarterien als häufige Ursachen des plötzlichen Herztodes bei Sportlern unter 35 Jahren genannt. Es sollte auch darauf geachtet werden, nach einer überstandenen Infektion nicht wieder zu früh mit dem Sport zu beginnen. Denn auch virale oder bakterielle Infekte können eine Herzmuskelentzündung auslösen. Regelmäßige sportkardiologische Untersuchungen für Sportler sind als Präventivmaßnahme wichtig, wie auch DGK- Pressesprecher Professor Michael Böhm betont: „Die kardiovaskuläre Gefährdung hängt stark vom individuellen Risikoprofil ab. Insbesondere Sportlerinnen und Sportler mit unentdeckten Herzerkrankungen haben ein besonders hohes Risiko, beim Sport einen plötzlichen Herzstillstand zu erleiden. Dieses Risiko kann durch regelmäßige Screenings stark verringert werden.“
 

Sport weiter möglich

Leiden Sportler unter kardiovaskulären Erkrankungen bedeutet dies aber nicht, dass man keinen Sport mehr machen darf: „Körperliche Aktivität und auch sportliche Betätigung verringern kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle über eine Verbesserung des Gesamtrisikos auch bei erkrankten Patienten“, so Böhm. Betroffene sollten sich regelmäßig kardiologischen Untersuchungen unterziehen und bei Problemen sofort den Kardiologen aufsuchen oder in die Notaufnahme fahren. 

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 11 000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
 

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