Eine Frauenhand hält einen flexiblen Vaginalring.
Vaginalringe zur Verhütung kennen Sie aus dem Beratungsalltag. Ein neues Präparat soll nun in Afrika der HIV-Prophylaxe dienen. © viti / iStock / Getty Images Plus

Zulassungsempfehlung | Afrika

VAGINALRING REDUZIERT INFEKTIONSRATE MIT HIV UM 35 PROZENT

Dapivirin hemmt die Vermehrung des HI-Virus. Eingesetzt als Wirkstoff in einem Vaginalring kann er verwendet werden, wenn eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) nicht möglich ist – oder Frauen keinen Zugang dazu haben.

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Dass es sich hier um ein besonderes Arzneimittel handelt, belegt die Tatsache, dass es vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) empfohlen wurde. Kompliziert gemacht, aber simpel gedacht: Der CHMP der Weltgesundheitsorganisation Empfehlungen, bestimmte Medikamente ausschließlich in Ländern außerhalb der Europäischen Union zuzulassen. Und zwar zu moderaten Preisen an eine Bevölkerung, die ohne sie in diesem Fall dem HI-Virus hilflos ausgeliefert wäre, so zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent.

Vor allem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind besonders Frauen einer HIV-Exposition ausgesetzt: Sie können nicht über die Anwendung von Schutzmaßnahmen beim Sex verhandeln.

HI-Viren können bekanntlich über Blutprodukte und Sexualflüssigkeiten sowie die Muttermilch übertragen werden – häufigste Ansteckungsart ist jedoch der Geschlechtsverkehr. In manchen Ländern der Welt ist ein Schutz vor HIV schwer zu bewerkstelligen. Vor allem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind besonders Frauen einer HIV-Exposition ausgesetzt: Sie könnten nicht über die Anwendung von Schutzmaßnahmen beim Sex verhandeln oder hätten keinen Zugang zu oraler PrEP, schreibt der Humanarzneimittelausschuss. Daher könnte der Dapivirin-Vaginalring eine gute Option zur Prävention einer HIV-Infektion sein, da Frauen den Ring diskret anwenden könnten, falls sie keine orale PrEP anwenden könnten oder keinen Zugang dazu hätten.

Natürlich wurden Sicherheit und Wirksamkeit des Vaginalrings überprüft, und zwar an knapp 2000 HIV-negativen Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren an sieben Standorten in Südafrika und Uganda. Die Frauen erhielten entweder Dapivirin oder Placebo. Der Dapivirin-Vaginalring reduzierte die Entwicklung von HIV-1-Antikörpern im Vergleich zur Placebogruppe um 35 Prozent.

Der Wirkstoff zählt zu den NNRTI (Nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren) und hemmt die Vermehrung des HI-Virus. Der Vaginalring enthält 25 mg Dapivirin und wird in der Vagina platziert. Dort setzt er den Wirkstoff langsam über einen Zeitraum von 28 Tagen frei, danach muss er lückenlos durch einen neuen Ring ersetzt werden.

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Alexandra Regner, 
PTA und Journalistin

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung

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