Viele Reagenzgläser
Die Wirkungen der Biopharmazeutika sind vielfältig. © Kubra Cavus / iStock / Getty Images Plus

Medikamente | Gentechnik

BIOPHARMAZEUTIKA – VON ANTIKÖRPERN, IMPFSTOFFEN UND GENTHERAPIEN

2019 wurden 15 Biopharmazeutika in der Europäischen Union (EU) neu zugelassen. Doch was sind das für Medikamente, wann kommen sie zum Einsatz und was bewirken sie? Diese Fragen wollen wir Ihnen beantworten.

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Biopharmazeutika sind Arzneimittel, die mithilfe gentechnisch veränderter Organismen hergestellt werden. Sie „werden in lebenden Zellen produziert […]. Mithilfe gentechnischer Methoden wird diesen Zellen das Gen für das zu produzierende Protein eingesetzt. Sie stellen das gewünschte Protein in kontrollierter Umgebung in großen Stahltanks – den Bioreaktoren – her“, erklärt das Biotechnologieunternehmen Amgen auf Ihrer Webseite.

Klassisch chemisch-synthetische Wirkstoffe bestehen in der Regel aus rund zwei Dutzend bis wenigen hundert Atomen. Bei biopharmazeutischen Substanzen sind es mehrere hundert bis tausende Atome. Außerdem reagieren sie sehr empfindlich auf äußere Einflüsse wie Schwankungen der Rohstoffe, Temperatur, pH-Wert und Druck.

In Deutschland wächst die Bedeutung der medizinischen Biotechnologie: Während vor zehn Jahren 188 biopharmazeutische Medikamente zugelassen waren, sind es 2019 laut dem „Biotech-Report“ der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen bio (VFA Bio), 319 gewesen. Die Wirkstoffarten sind demnach vielfältig: Zum Einsatz kommen Biopharmazeutika etwa auf dem Gebiet der Onkologie, der Immunologie und bei Stoffwechselerkrankungen.

Rund 27 Prozent der 319 Biopharmazeutika sind monoklonale Antikörper. Laut Amgen sind das „biotechnologisch hergestellte Moleküle, deren Zielstruktur für eine Erkrankung relevante Proteine sind.“ Sie können an bestimmte Proteine binden, die im Prozess einer Krankheit eine große Rolle spielen. Als Immunsuppressiva können sie bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma gezielt die überschießenden Abwehrreaktionen des Körpers unterdrücken. Im Kampf gegen Krebs können sie Wachstumssignale in Tumorzellen hemmen.

Unter den Biopharmazeutika befinden sich auch Impfstoffe (circa 21%) und Insuline (circa 12%). Hinzu kommen zahlreiche Vertreter anderer Wirkstoffarten wie Interferone (körpereigene Eiweißstoffe, die antiviral, antitumoral und immunmodulierend wirken). Sie kommen bei Infektionskrankheiten, Krebs oder Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose zum Einsatz. Um die ß-Thalassämie, eine vererbbare, chronische Erkrankung des roten Blutfarbstoffs zu behandeln, wurde 2019 eine Gentherapie zugelassen.

Inzwischen sind einige der zugelassenen Biopharmazeutika laut Biotech-Report kostengünstigere Nachahmerpräparate: „Mit Ablauf des Patentschutzes von Biopharmazeutika können Biosimilars auf den Markt kommen, die ähnlich (similar) zum Referenzprodukt sind und keine klinisch relevanten Unterschiede in Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit zum Referenzprodukt aufweisen.“

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: Pharma-Fakten

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