Ein- und Durchschlafstörungen können erstes Anzeichen einer Alzheimer-Demenz sein. © Motortion / iStock / Getty Images Plus

Demenz | Schlafstörungen

ALZHEIMER: SCHLECHTER SCHLAF IST ERSTES ANZEICHEN

Bereits viele Jahre vor der Diagnosestellung Morbus Alzheimer leiden viele Betroffene unter Schlafstörungen. In einer aktuellen Studie konnte dieses Frühzeichen nun mittels Elektroenzephalogramm sichtbar gemacht werden.

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Bei der neurodegenerativen Erkrankung M. Alzheimer sind zunächst beta-Amyloide, später Tau-Fibrillen nachweisbar. Diese Veränderungen stellen sich sogar schon 15 bis 20 Jahre vor den ersten kognitiven Einbußen und damit Symptomen ein. Daher kann die Krankheit prinzipiell schon in einem frühen Stadium diagnostiziert werden. Doch die Mittel, die der aktuellen Frühdiagnostik zur Verfügung stehen, wie beispielsweise Liquoruntersuchungen, sind zu intensiv für ein generelles Screening. Ein simpler Screeningtest – das wär‘s doch!

Und vielleicht haben jetzt Schlafforscher der Washington University School of Medicine in St. Louis einen interessanten Ansatzpunkt hierfür gefunden: messbare Veränderungen während des Non-REM-Schlafes. In dieser Phase träumt der Mensch kaum bis nicht, Blutdruck und Körpertemperatur sinken ab. Überwacht man diese Schlafphase mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) können niederfrequente Deltawellen (slow waves) aufgezeichnet werden. Während einer Langzeitstudie zur Altersforschung, bei der die Schlafqualität von 199 Probanden eine Woche lang überwacht wurde, fielen bei diesen Deltawellen Veränderungen auf.

In der Studie am Knight Alzheimer’s Disease Research Center in St. Louis führte man bei einem Teil der Senioren Liquoruntersuchungen auf beta-Amyloid-Spaltprodukte durch, bei einer kleinen Menge auch eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zur Fahndung nach beta-Amyloiden und Tau-Fibrillen. Dabei war der PET-Test bei jedem Zweiten auffällig und die Liquoruntersuchung bei drei von zehn Probanden – obwohl 80 Prozent der Teilnehmer noch keine kognitiven Auffälligkeiten zeigten.
Bei der Überwachung der Schlafqualität fiel dann auf, dass die Patienten mit beginnendem M. Alzheimer Störungen im Non-REM-Schlaf aufzeigten – die Frequenz der Deltawellen war reduziert. Dadurch schliefen die Betroffenen schlechter und fühlten sich am nächsten Tag nicht erholt. Je größer die Störungen umso mehr Tau-Fibrillen und beta-Amyloide konnten nachgewiesen werden. Der Schlafforscher Lucey vermutet daher hinter den Schlafstörungen einen direkten Zusammenhang mit der Ablagerung Tau-Proteine.

Für Alzheimer-Demenz gibt es bislang keine kausale Therapie. Könnte die Krankheit mit Hilfe eines einfachen Screenings früh festgestellt werden, könnten die Chance für eine effektive Behandlung steigen. Das Verfahren muss nun an einer größeren Probandengruppe getestet werden und sich erst noch bewähren. Aktuell genügen die Daten nicht für eine Zulassung als offizielles Test-Verfahren.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Ärzteblatt

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