Ungeliebter Dauerbrenner
18 Minuten
- 1Übeltäter Magensäure
- 2Schwachstelle Ösophagussphinkter
- 3GERD, Ulkus & Co.
- 4Therapie
- 5Präparate
- 6PPI
- 7Fortbildung
01. Oktober 2020
Medikamentöse Therapie Führen Veränderungen des Lebensstils nicht zum Ziel, richtet sich die Behandlung des Säureproblems nach der Erkrankungsursache und dem Schweregrad. Liegt den Beschwerden eine funktionelle Dyspepsie zugrunde, sind motilitätsregulierende Substanzen (Prokinetika) Mittel der Wahl. Sie beschleunigen die Magenentleerung und nehmen damit den Druck vom Mageneingang. Andere medikamentöse Optionen versuchen die Säurebelastung direkt zu senken und haben daher die Magensäure im Fokus.
Bei leichtem und gelegentlichem Reflux helfen meist magensäureneutralisierende Antazida schnell und zuverlässig. Verschaffen diese nicht genügend Linderung, kommen Medikamente zum Einsatz, die die Magensäureproduktion reduzieren. Hier haben sich vor allem die Protonenpumpeninhibitoren (PPI) etabliert, wobei schnell die Grenzen der Selbstmedikation erreicht sind und der Arzt eingeschaltet werden sollte. Ein Arztbesuch ist auch bei einem Befall mit Helicobacter pylori notwendig, da hier zur Eradikation des Bakteriums in der Regel Antibiotika erforderlich sind.
Akuthilfe mit Antazida Die Betroffenen wünschen meist in erster Linie rasche Linderung bei gleichzeitig guter Verträglichkeit. Dies lässt sich mit Antazida erreichen. Die verschiedenen Substanzen unterscheiden sich in ihrer Säurebindungskapazität, die in MilliVal (mVal) pro Einzeldosis angegeben wird. Diese drückt aus, wie viel Salzsäure von einer Dosis des Antazidums gebunden werden kann. Empfohlen wird ein Wert von 20 bis 25 mVal pro Einzeldosis. Damit können pro Dosierung 200 bis 250 Milliliter Magensäure mit einem pH-Wert von 1 neutralisiert werden. Antazida sind bei leichten und gelegentlichen Säurebeschwerden Mittel der ersten Wahl – auch während der Schwangerschaft und Stillzeit, obgleich dafür nicht alle zugelassen sind.
Ihre gute Verträglichkeit ist auf ihre lokale Wirkung im Magen zurückzuführen. Bereits innerhalb weniger Minuten (maximal nach einer halben Stunde) haben sie die überschüssige Magensäure neutralisiert, indem sie als basische Salze freie Wasserstoff- Ionen binden. Dem schnellen Wirkeintritt steht allerdings die relativ kurze Wirkdauer von zwei bis vier Stunden gegenüber, sodass sie keine nachhaltige Beschwerdefreiheit erzielen. Bei stärkeren und langanhaltenden Refluxproblemen können sie aber zusätzlich eingenommen werden, um nicht ausreichend therapierte Säurebelastungen zu kupieren (z.B. nach dem Essen). Zudem eignen sie sich zum Überbrücken der Zeit, bis PPI ihre volle Wirkung entfalten.
Aktiver Magenschutz Einige der Antazida sind zudem in der Lage, neben der Salzsäure noch weitere aggressive Faktoren im Magensaft abzuwehren und deren mucosaschädigende Wirkung einzudämmen (z. B. Algedrat, Magaldrat, Hydrotalcit). Die Substanzen binden Gallensäuren adsorptiv und vermindern die Umwandlung von Pepsinogen in Pepsin sowie dessen Aktivierung, sodass der Magensaft insgesamt weniger aggressiv wirkt. Hydrotalcit und Magaldrat vermögen darüber hinaus noch die lokale Prostaglandin-E2-Produktion (PGE2) in der Magenschleimhaut durch Aktivierung des Enzyms Cyclooxygenase- 2 (Cox-2) zu stimulieren. PGE2 wirkt lokal im Magen schleimhautschützend (mukosaprotektiv), indem es die Durchblutung der Mukosa fördert, die Zellregeneration anregt sowie die Bicarbonatsekretion und die Schleimproduktion steigert. Auch Algedrat schützt die Magenschleimhaut. Es legt sich als schützendes Gel über angegriffene Bereiche der Magenschleimhaut und erleichtert so die Selbstheilung.
HOMÖOPATHISCHE ALTERNATIVEN
Nux vomica: Unter Sodbrennen leiden vielfach nervöse, ehrgeizige Menschen, die vorwiegend im Sitzen arbeiten und geistig tätig sind. Um das hohe Arbeitspensum aufrechterhalten zu können, neigen diese angespannten Menschen dazu, Säurelocker wie Kaffee, Zigaretten oder Alkohol zu genießen. Für diese Betroffenen ist Nux vomica D6 Mittel der Wahl.
Robinia: Bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen, das vor allem nachts auftritt, kann Robinia D6 das passende Mittel sein. Die Betroffenen haben zudem häufig Probleme mit stumpfen Zähnen, da die Säure im Liegen in den Mund gelangt und den Zahnschmelz angreift.
Acidum sulfuricum: Sodbrennen und saures Aufstoßen, das bei sehr ungeduldigen Menschen vorkommt, deutet auf Acidum sulfuricum D6 hin, vor allem wenn eine Abneigung gegen kalte Getränke und Kaffeegeruch und ein Verlangen nach Alkohol bestehen. Weitere Hinweise sind stumpfe Zähne, Frösteln, Übelkeit und saures Erbrechen.
Herkömmliche Substanzen Viele der gebräuchlichen Präparate enthalten Magnesium-, Aluminium- oder Calciumsalze. Sie reagieren als stark basische Stoffe sofort mit der Magensäure. Dabei entstehen leicht lösliche Salze wie beispielsweise Magnesiumchlorid und Wasser. Durch die Pufferung der Säure steigt der pH-Wert im Magen schnell an, was die säurebedingten Beschwerden rasch lindert. Werden Hydrogencarbonate (z. B. Calcium-, Magnesium- oder Natriumhydrogencarbonat) eingesetzt, neutralisieren diese zwar als stark basische Substanzen die Magensäure sehr schnell. Allerdings entsteht dabei Kohlensäure, die zu Kohlendioxid und Wasser zerfällt. Die damit einhergehende Gasentwicklung kann wiederum mit Blähungen und Aufstoßen einhergehen, weshalb diese Verbindungen heute als obsolet gelten. Zudem fördern sie durch ihre schnelle Wirkung die erneute Magensaftproduktion.