Sodbrennen, Reflux & Magenschutz
PTA-Fortbildung

Ungeliebter Dauerbrenner

Rezeptfreie Präparate gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen werden bestimmt auch in Ihrer Apotheke täglich abgegeben. Es gilt aber auch immer die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen.

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Symptom Sodbrennen Sodbrennen gilt in der Bevölkerung als harmlos, weshalb die meisten der Betroffenen zuerst Hilfe in der Apotheke suchen. Allerdings ist es für die Beratung wichtig zu wissen, dass Sodbrennen keine eigenständige Krankheit ist, sondern lediglich ein Symptom unterschiedlichster Ausprägung. Die Symptomatik reicht von sporadischem Aufstoßen über eine leichte Reizung bis hin zu ausgeprägten Entzündungen oder gar ulzerösen Veränderungen der Speiseröhre oder des Magens. Schwerwiegende Erkrankungen, die diagnostiziert und adäquat behandelt werden müssen, können den Säurebeschwerden zugrunde liegen beziehungsweise sich daraus entwickeln.

GERD & Co. Leiden die Betroffenen häufiger als zweimal in der Woche unter Sodbrennen, kann eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) Ursache sein. Typischerweise machen sich die Beschwerden dann nicht nur nach der Nahrungsaufnahme, sondern vor allem nachts im Liegen und in den frühen Morgenstunden bemerkbar. Es kommen Magenschmerzen hinzu, die bis in den gesamten Oberbauch ausstrahlen können. Durch das regelmäßige Zurückfließen des sauren Speisebreis treten zudem häufig erosive Schäden am Zahnschmelz auf.

Ebenso sind extraösophageale Beschwerden wie Räuspern, Heiserkeit oder trockener Reizhusten bis hin zu Asthmaanfällen kennzeichnend. Durch die wiederholte Säurebelastung entzündet sich die Schleimhaut der Speiseröhre chronisch und kann sich nicht mehr regenerieren. Wird eine derartige Refluxösophagitis nicht behandelt, sind irreversible Läsionen der Schleimhaut möglich, die bis in tiefere Gewebeschichten reichen können. Zellveränderungen im unteren Bereich der Speiseröhre werden als Barett-Ösophagus bezeichnet und sind mit einem großen Risiko für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) verbunden. Aber auch andere Erkrankungen, die im Zusammenhang mit der Speiseröhre stehen, lösen Sodbrennen aus.

Beispielsweise kann ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) für die Säureprobleme verantwortlich sein. Zur Erklärung: Die Speiseröhre tritt durch eine Öffnung im Zwerchfell in den Bauchraum ein und geht dort in den Magen über. Kommt es an der Übergangsstelle (Hiatus) zwischen Zwerchfell und Speiseröhre zu einem Bruch (z. B. durch Übergewicht), kann ein Teil des Magens in den Brustraum austreten, wodurch der Druck des Speiseröhrenschließmuskels verringert wird.

Seltener bedingen Erkrankungen der Speiseröhre wie Wandaussackungen der Speisenröhrenwand (Speiseröhrendivertikel) oder eine Verkrampfung des Speiseröhrenmuskels (Achalasie) Sodbrennen. Bei letzterer Erkrankung liegt eine Störung des Schluckvorgangs vor, wodurch es dem Ösophagussphinkter nicht mehr gelingt zu erschlaffen. Folge ist, dass die Nahrung nicht problemlos in den Magen gelangt, sondern öfters gemeinsam mit der Magensäure wieder hochkommt.

Ulkus & Co Klagen Ihre Kunden über Sodbrennen im Zusammenhang mit stechenden Schmerzen, Brechreiz oder Völlegefühl, kann eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder ein Magengeschwür (Ulkus) vorliegen. Die schützende Schleimschicht auf der Magenschleimhaut bewahrt den Magen zwar unter normalen physiologischen Bedingungen vor einer Selbstverdauung. Ist aber die Magensäureproduktion längerfristig stark erhöht oder wird der Schutzmechanismus im Verdauungstrakt gestört, kann die Magenschleimhaut angegriffen werden.

Es entwickelt sich eine Gastritis, aus der unbehandelt ein Ulkus und schließlich Magenkrebs (Magenkarzinom) entstehen kann. Beim Ulkus spielt häufig das Bakterium Helicobacter pylori eine Rolle. Etwa bei ein bis zwei von zehn Menschen mit dauerhafter Helicobacter-Entzündung bildet sich ein Geschwür. Es findet sich meist im Antrum in der Nähe des Magenpförtners (Pylorus) am Übergang zum Zwölffingerdarm (Duodenum) oder im Duodenum selber. Zwölffingerdarmgeschwüre sind sogar häufiger als Magengeschwüre, werden aber meist später erkannt.

Wann zum Arzt? Die Eigendiagnose des Kunden sollte immer im Beratungsgespräch hinterfragt werden, um die Grenzen der Selbstmedikation auszuloten. Sind die Beschwerden mit gravierenden oder untypischen Symptomen verbunden, ist der Gang zum Arzt unerlässlich. Auch wenn die Beschwerden nach Absetzen der Medikamente zurückkehren oder sich unter der Behandlung nicht verbessert oder gar verschlechtert haben, ist immer ein Arztbesuch erforderlich.

Als Alarmsignale gelten:

  • Beschwerden, die länger als zwei Wochen anhalten
  • Magenblutungen (z. B. Schwarzfärbung des Stuhls)
  • Schluckbeschwerden
  • Starker, unbeabsichtigter Gewichtsverlust
  • Schwellungen und Verhärtungen im Bauchraum
  • Schmerzen im Brustkorb oder Oberbauch
  • Heftige Krämpfe
  • Wiederholtes oder blutiges Erbrechen
  • Fieber.


Bewährte Verhaltensregeln In vielen Fällen ist mit einer Änderung der Lebensgewohnheiten eine Besserung zu erzielen. Leichtere und gelegentliche Beschwerden sind mit nachfolgenden Verhaltenstipps oftmals sogar vollständig in den Griff zu bekommen. Empfehlen Sie Ihren Kunden, mehrere kleine, leichte Mahlzeiten über den Tag verteilt anstatt wenige große Portionen zu verzehren. Vor allem abends sind üppige Mahlzeiten tabu. Drei Stunden vor dem Schlafengehen sollte schließlich gar nichts mehr gegessen werden. Grundsätzlich sind Alkohol, Kaffee, saure Fruchtsäfte und kohlensäurehaltige Getränke ebenso wie süße, scharf gewürzte und fette Speisen oder Nikotin zu vermeiden.

Berichtet der Kunde über nächtliches Sodbrennen, kann sich Schlafen mit leicht erhöhtem Oberkörper lindernd auswirken. Zudem ist Schlafen auf der linken Seite günstig, bei „Rechtsschläfern“ wird hingegen ein Reflux aus anatomischen Gründern erleichtert. Übergewichtige profitieren von einer Gewichtsreduktion. Ebenso hilft es, auf enganliegende Kleidung zu verzichten und für ausreichende Entspannung zu sorgen. Zudem trägt ein Verdauungsspaziergang nach den Mahlzeiten zu einer Linderung der Beschwerden bei.

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