Mikronährstoffe: Bausteine des Lebens
20 Minuten
- 1Mikronährstoffe
- 2Fettlösliche Vitamine
- 3Wasserlösliche Vitamine
- 4Mengenelemente
- 5Spurenelemente
- 6Lernerfolgskontrolle
01. Juli 2025
Alleskönner Zink
Zink mit einer Gesamtmenge von circa 2000 mg wird von circa 300 Enzymen als Co-Faktor benötigt. Diese Metalloproteasen sind an fast jedem Prozess im menschlichen Körper beteiligt. Wenn Zink fehlt, schleichen sich Schwermetalle wie Blei oder Cadmium in diese Metalloproteasen ein, wodurch die Funktion verloren geht.
Zink wird im Darm unter anderem über Metallothioneine in den Körper aufgenommen. Bei einem Zinkmangel wird die Anzahl dieser Proteine erhöht. Steht nicht genug Zink im Darm zur Verfügung, schleichen sich über diesen Weg vermehrt Schwermetalle in den Körper ein. Generell kann eine hohe Schwermetallbelastung die Zinkaufnahme stören.
Als organisches Citrat, Gluconat, Picolinat oder als Mineral-Chelat-Verbindung kann Zink gut aufgenommen werden. Es empfiehlt sich die Einnahme vor dem Schlafen, nachdem zwei Stunden nichts gegessen wurde.
Abgesehen vom Nutzen für das Immunsystem kann Zink auch bei Verbrennungen und Operationen empfohlen werden, um die Wundheilung zu verbessern. Da es auch bei der Mobilisierung von Vitamin A aus der Leber eine Rolle spielt, sollte bei Vitamin-A-Mangel immer der Zinkstatus überprüft werden.
Bis 25 mg ist Zink prinzipiell gut verträglich. Bei langfristiger Einnahme von über 50 mg pro Tag kann es nach zwei Monaten zu einer Malabsorption anderer zweiwertiger Kationen wie Calcium, Eisen, Mangan oder Kupfer kommen, da hier die jeweiligen Aufnahmemechanismen durch Zink blockiert werden.
Kupfer
Für viele Enzyme und Proteine spielt das etwas weniger bekannte Spurenelement Kupfer eine wichtige Rolle. In physiologischen Mengen mobilisiert es Eisen aus den Zellen und sorgt somit für den richtigen Ablauf der Hämoglobinsynthese. Weiterhin ist es am Energie- und Neurotransmitterstoffwechsel sowie am Harnsäureabbau beteiligt.
Überdosierungen kommen häufiger vor als Mangelerscheinungen. Hier entstehen vermehrt freie Radikale, die unter anderem zu allgemeinen Entzündungen und neurotoxischen Prozessen führen können. Orale Kontrazeptiva, Trinkwasser und Zigarettenrauch führen unter anderem zu einer erhöhten Kupferbelastung.
Der seltenere Kupfermangel hingegen kann unter einer Steroidtherapie oder bei Vitamin-C-Mangel auftreten. Empfohlen werden kann Kupfer als Nahrungsergänzung bei Anämie oder für den Erhalt eines gesunden Knochenstoffwechsels, allerdings bevorzugt in Kombination mit den gängigen Mikronährstoffen des jeweiligen Gebiets.
Eisen als rezeptfähiges Spurenelement
Eisen ist einer der Mineralstoffe, der unter bestimmten Voraussetzungen sogar zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet wird.
Abgesehen vom Energiestoffwechsel und der Entgiftung ist Eisen bekannt als ein wichtiger Bestandteil des Hämoglobins. Es ist damit essenziell für den Sauerstofftransport im Blut. Die empfohlene Tagesmenge liegt beim Erwachsenen bei 40 mg. Gleichzeitig kann auch ein Zuviel an Eisen schaden. Arteriosklerotische Prozesse, Darmkrebs, Alzheimer und verschiedenste entzündliche Erkrankungen können sich bei einem Eisen-Overload entwickeln.
Aufgrund dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen hat der Körper sogar einen Schutzmechanismus entwickelt. Werden mehr als 60 mg Eisen pro Tag aufgenommen, erhöht sich der Serumspiegel von Hepcidin. Dieses von er Leber gebildete Protein blockiert für circa 24 Stunden jede weitere Eisenaufnahme. Daher führt die Niedrigeisen-Therapie häufig zu besseren Ergebnissen als hoch dosierte Produkte, die zudem schlechter verträglich sind.
Bei einem generell zu niedrigen Eisenwert sollte immer zusätzlich Vitamin C empfohlen werden, um die Oxidation des zweiwertigen zum noch schlechter resorbierbaren dreiwertigen Eisen zu verhindern. Teilweise reicht schon ein verbesserter Vitamin-C-Status, um die Eisenaufnahme zu verbessern.
Wichtig ist die Einnahme auf nüchternen Magen. Die gleichzeitige Einnahme von weiteren zweiwertigen Kationen verringert die Eisenaufnahme.
Mitteleuropa als Mangelgebiet für Jod und Selen
Traditionell wird in unseren Breitengraden mit Natriumchlorid gewürzt. Aufgrund des geringen Jodgehalts im Boden wäre es sinnvoller, hier auf jodiertes Kochsalz umzusteigen. Dann wäre die bekannteste Funktion von Jod gesichert. Jod ist ein wichtiger Baustein für die Synthese von Schilddrüsenhormonen. Daher hat es Einfluss auf den gesamten Energiehaushalt des Körpers und hält uns tagsüber fit.
Ein Mangel an Jod wird mit dem Wachstum der Schilddrüse ausgeglichen, was auf Dauer zu autonomen Schilddrüsenzellen führen kann, den sogenannten heißen Knoten. Anfängliche Symptome sind hier Antriebslosigkeit und Gewichtszunahme. Als Prophylaxe können 100 µg täglich empfohlen werden. Da Eisen die Jodaufnahme unterstützt, sollte bei Jodmangel der Eisenwert überprüft werden.
Für die vollständige Funktion der Schilddrüse reicht Jod allein nicht aus. Für die endgültige Aktivierung von L-Thyroxin zum biologisch aktiven Triiodthyronin wird Selen benötigt. Auch Selen ist Mangelware in den Böden Mitteleuropas. Dabei hat es richtig eingesetzt eine sehr positive Auswirkung auf die Lebensspanne.
25 selenabhängige Proteine, die sogenannten Selenoproteine, schützen den Körper vor freien Radikalen, körperfremden Substanzen und nicht zuletzt vor sich selbst, indem Selen DNA-Reparaturprozesse unterstützt. Richtig dosiert reduziert Selen nachweislich das Krebsrisiko und die Gesamtmortalität.
Da die therapeutische Breite im Vergleich zu anderen Mikronährstoffen relativ gering ist, sollte bei regelmäßiger Einnahme der Selenspiegel überprüft werden. Zu hohe Dosierungen von über 750 µg pro Tag können das Diabetes- und letztendlich das Krebsrisiko erhöhen.
Unter dem Radar: Chrom, Mangan, Molybdän
Abschließend soll noch kurz auf drei Spurenelemente eingegangen werden, die seltener als Monopräparat in der Apotheke vorkommen, aber trotzdem immer wieder in Multivitaminpräparaten enthalten sind.
Chrom hat Auswirkungen auf den Zuckerstoffwechsel. Es ist Teil des Glucosetoleranzfaktors und unterstützt die Wirkung von Insulin. Weiterhin erhöht es den Spiegel von Glutathion, einem wichtigen Radikalfänger. Sportler können hier profitieren. Der Einsatz von dreiwertigem Chrom gilt bei Diabetikern bis ein Milligramm pro Tag als sicher. Sechswertige Chromverbindungen dagegen sind krebserregend.
Mangan als Bestandteil der Mangan-Superoxiddismutase wird als Antioxidans häufig Präparaten für das Immunsystem zugesetzt. Manganhaltige Enzyme finden sich bei verschiedenen Vorgängen im Körper wieder, wie bei der Blut- und der Kollagenbildung sowie dem Fett- und Glucosestoffwechsel. Bis zu acht Milligramm Mangan pro Tag gelten als sichere Aufnahmemenge. Überdosierungen sind selten. Leider ist die Datenlage hier bisher sehr schmal.
Das gleiche gilt für den letzten Vertreter der Spurenelemente: Molybdän ist Bestandteil von Molybdopterin, einem Cofaktor für Enzyme, die schwefelhaltige Aminosäuren verstoffwechseln. Weiterhin hat Molybdopterin Einfluss auf den Eisentransport und die Eisenlagerung und baut unter dem Pseudonym Xanthinoxidase Harnsäure auf, die wiederum als Fänger für freie Radikale im Blut benötigt wird.
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