Mikronährstoffe: Bausteine des Lebens
20 Minuten
- 1Mikronährstoffe
- 2Fettlösliche Vitamine
- 3Wasserlösliche Vitamine
- 4Mengenelemente
- 5Spurenelemente
- 6Lernerfolgskontrolle
01. Juli 2025
Fettlösliche Vitamine: So nimmt der Körper sie auf
Die fettlöslichen Vitamine, die sogenannten EDeKA-Vitamine, werden nur optimal aufgenommen, wenn gleichzeitig die Fettverdauung aktiv ist. Sie gelangen aufgrund ihrer Lipophilie in die im Darm gebildeten Fett-Mizellen. So werden sie zusammen mit den freien Fettsäuren sowohl durch passive Diffusion als auch Carrier-vermittelt in die Enterozyten aufgenommen, also in die Zellen der Darmschleimhaut.
Das durchschnittliche deutsche Frühstück bestehend aus Brot mit Aufschnitt. Das reicht hier nicht immer aus, um die Fettverdauung in dem Maße anzuregen, die für eine optimale Aufnahme der fettlöslichen Vitamine benötigt wird. Auch wenn ein mit Butter beschmiertes Brot ausreicht, so wird das beste Ergebnis mit dem Mittagessen erzielt.
Die Compliance des Kunden ist dabei leider anfälliger durch eine erhöhte Vergesslichkeit der Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels. Hier sollte individuell abgewogen werden, welcher Einnahmezeitpunkt sinnvoller ist.
Kunden, die Fettresorptionshemmer einnehmen, haben bei allen fettlöslichen Vitaminen ein erhöhtes Risiko für Mangelerscheinungen. Denn Medikamente wie Orlistat oder Colestyramin unterscheiden nicht zwischen Fetten und Vitaminen. Sie binden diese an sich und schleusen sie wieder aus dem Körper heraus. Nahrungsergänzungsmittel mit fettlöslichen Vitaminen dürfen daher nicht zeitgleich genommen werden.
Vitamin E: Komplex aus acht Substanzen
Vitamin E wird Ihnen vor allem als natürlicher Gefäßschutz und Cholesterinsenker bekannt sein. Weniger bekannt ist, dass Vitamin E eine Gruppe von acht verschiedenen Substanzen beschreibt. Vier Tocopherole und vier Tocotrienole, jeweils in alpha-, beta-, gamma- und delta-Form weiter differenziert, bilden zusammen den Vitamin-E-Komplex.
Natürliches α-Tocopherol hat eine relative biologische Aktivität von 100 Prozent. Die anderen Verbindungen sind weniger stark biologisch aktiv, übernehmen aber Funktionen wie unter anderem die Hemmung der HMG-CoA-Reduktase oder Induktion der Apoptose bei Tumorzellen.
Auch wenn unter diesem Aspekt ein E-Komplex-Präparat empfehlenswert wäre, so sind die meisten Präparate nur mit α-Tocopherol erhältlich. Die D-Form des α-Tocopherols ist dabei zu bevorzugen. Nur dieses Enantiomer besitzt als natürliche Form die höchste Bioverfügbarkeit und eine um die Hälfte höhere biologische Aktivität als die synthetische Alternative.
Der Teufel liegt hier im Detail: Synthetisches α-Tocopherol ist im Kleingedruckten als DL- α-Tocopherol zu erkennen. Nur das zusätzliche L verrät, dass hier ein synthetisches hergestelltes Racemat enthalten ist
Vitamin E empfehlen
Prinzipiell herrscht in Deutschland kein Vitamin-E-Mangel. Leider wird bei der Herstellung vieler Lebensmittel ein Großteil des Vitamin E zerstört, was die Versorgung dann doch infrage stellt. Vitamin E ist ein wichtiges Antioxidans im fettlöslichen Milieu. Es schützt die fettähnlichen Strukturen der Zellmembranen, da es von freien Radikalen bevorzugt oxidiert wird. So schützt es auch Vitamin A und andere ungesättigte Strukturen, beispielsweise ungesättigte Fettsäuren, vor ungewollter Oxidation während des Verdauungsprozesses.
Der Vitamin-E-Komplex hat antiinflammatorische Eigenschaften und kann bei Wirkstoffen, die dauerhaft bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises eingenommen werden, wie beispielsweise Diclofenac, unterstützend empfohlen werden. Auch als Ergänzung bei der Einnahme von Antiepileptika ist Vitamin E eine gute Empfehlung, da einige Antiepileptika eine erhöhte Lipidperoxidationsrate in der Leber verursachen. Vitamin E fängt die hier entstehenden Fettsäure-Radikale ab und schützt so die Zellmembranen der Hepatozyten.
Als fettlösliches Vitamin kann Vitamin E gut in der Leber und im Fettgewebe gespeichert werden. Bei der Einnahme von bis zu 300 Internationalen Einheiten (I.E.) pro Tag wurden bisher keinerlei unerwünschten Wirkungen festgestellt. Beim Einsatz der oben erwähnten Arzneistoffe können Sie sogar 500 I.E. pro Tag empfehlen. Generell hat Vitamin E eine sehr große therapeutische Breite.
Bei längerer Einnahme von Vitamin E sollte Vitamin C ergänzend eingenommen werden, da dieses das bereits oxidierte Vitamin E rezyklieren kann.
Vitamin A: A wie Auge
Um Vitamin A ranken sich viele Mythen bezüglich potenziell gefährlicher Nebenwirkungen. In der Tat ist hier eine gute Beratung gefragt. Vitamin A beschreibt eine Gruppe verschiedener organischer Verbindungen. Anders als bei Vitamin E sind aber nicht alle Strukturen biologisch aktiv. Sie werden bei Bedarf durch Enzyme ineinander überführt.
Die in tierischen Produkten vorkommende Verbindung Retinol kann leicht in seine aktiven Metaboliten Retinal und Retinsäure umgewandelt werden. Die auch als Provitamin A bekannte Gruppe der Carotinoide, zu der unter anderem Lutein und Zeaxanthin gehören, besteht aus pflanzlichen Vorstufen von Vitamin A, die bei Bedarf über Enzyme aktiviert werden.
Hier gilt allerdings zu beachten, dass diese Enzyme nicht bei jedem Menschen gleich ausgeprägt sind. Unter anderem bei Diabetikern und Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion weisen diese Enzyme häufig Funktionsstörungen auf, was bei veganer Ernährung einen guten Vitamin-A-Status auf Dauer gefährden kann.
Eine der wichtigsten Aufgaben von Vitamin A ist die Beteiligung an der Sehfunktion. Wenn ein Lichtstrahl auf die Netzhaut trifft, nimmt Retinal die Energie auf, verändert seine Struktur und löst so einen Nervenimpuls aus, der sich letztendlich als Sehen manifestiert. Ein beginnender Mangel an Vitamin A kann sich anfangs durch eine eingeschränkte Sicht in der Dämmerung bemerkbar machen.
Vitamin A nimmt außerdem Einfluss auf die Zellbildung und Zelldifferenzierung. Dadurch hat es Einfluss auf die Blutbildung, das Nervensystem und nicht zuletzt auf das Immunsystem.
Abgesehen von der direkten Produktion der Antikörper unterstützt Vitamin A den Aufbau einer intakten Schleimhaut, die als erste Barriere gegenüber Krankheitserregern unsere Gesundheit garantiert.
Es regt die Kollagenbildung und Kollagenquervernetzung an, was die Wundheilung verbessert. Diese Eigenschaft ist der Grund für den häufigen Einsatz in der Kosmetikindustrie.
Kunden mit Eisenmangel können Sie Vitamin A empfehlen. Es verbessert die Verwertung von Eisen und die Hämatopoese.
Begrenzte therapeutische Breite bei Vitamin A
Vitamin A gilt bis zu einer Dosierung von 10000 I.E. pro Tag als sicher. Als fettlösliches Vitamin wird es allerdings über den Bedarf hinaus in der Leber gespeichert. Tagesdosen von mehr als 50000 I.E. sollten nicht dauerhaft eingenommen werden. Hypercalcämie, verschleierte Sicht oder sogar Knochenschmerzen sind nur einige der Symptome einer Hypervitaminose A.
Schwangere sollten während der ersten drei Monate 10000 I.E. nicht überschreiten, da bei Vitamin A eine teratogene Wirkung festgestellt wurde. Gleichzeitig muss aber eine Vitamin-A-Zufuhr von mindestens 2000 I.E. gewährleistetet sein, um die gesunde Entwicklung des Kindes nicht zu gefährden. Hier können bei Bedarf Carotinoide empfohlen werden. Da sie nur bei Bedarf aktiviert werden, besitzen Sie kein teratogenes Potenzial.
Kommt es trotz ausreichender Einnahme von Vitamin A zu Mangelerscheinungen, sollte der Zink-Status überprüft werden. Um Vitamin A in der Leber zu mobilisieren, wird ein zinkabhängiges Retinol-Bindungsprotein benötigt, dessen Funktion bei Zinkmangel gestört ist.
D und K unzertrennlich?
Zu Vitamin D3 und Vitamin K2, als die beiden noch fehlenden Vertreter der fettlöslichen Vitamine, haben mittlerweile viele Kunden eine Meinung. Schauen wir uns die beiden Vitamine einzeln an, bevor ihre synergistische Funktion erläutert wird.
Vitamin D: D wie DNA-Reparatur
Vitamin D3 als Sonnenvitamin ist in aller Munde. Teilweise wird es über die Nahrung aufgenommen. Teilweise kann der Körper über 7-Dehydrocholesterol und UV-Strahlung Vitamin D in der Haut selbstständig synthetisieren. Hier reichen circa 15 Minuten in der Sonne aus, um den Tagesbedarf zu decken. Sobald ein Lichtschutzfaktor von über acht verwendet wird, stoppt allerdings die Cholecalciferol-Produktion in der Haut.
Diese Vorstufe wird zunächst in der Leber zu 25-OH-Vitamin D metabolisiert. Das ist die Form, die bei Bluttests kontrolliert wird. Erst in der Niere wird es zum biologisch aktiven Calcitriol. Der Weg verdeutlicht, dass Menschen mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion direkt ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel aufweisen.
Weiterhin wird für beide Schritte Magnesium als Co-Faktor benötigt. Ein Magnesiummangel kann daher einen negativen Einfluss auf den Vitamin-D-Status haben.
4000 I.E. Vitamin D pro Tag sind die zulässige Höchstmenge bei Erwachsenen. Wochendepot-Präparate erzielen die gleichen Ergebnisse wie die tägliche Gabe. Bei normalgewichtigen Kunden können 2000 I.E. pro Tag empfohlen werden. Bei adipösen Personen kann es auch gerne die Maximaldosis von 4000 I.E. sein. Nur so kann das Hormon Calcitriol seine volle Wirkung entfalten. Überdosierungen sind erst ab circa 1000 I.E. pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bekannt. Hier kommt es zur Hypercalcämie.
Die wichtigsten Aufgaben von Vitamin D sind die Autophagie und die Rolle bei den DNA-Reparaturprozessen. Es spielt bei mindestens drei Prozent der Gene im menschlichen Genom eine Rolle. Vitamin-D-Mangel-Erscheinungen reichen von Atemwegserkrankungen über Autoimmunerkrankungen bis hin zu Diabetes und Unfruchtbarkeit. Vielen Menschen ist das bisher noch nicht bewusst. Sie bringen den Mangel meistens nur mit Osteoporose in Verbindung.
Zusammen mit dem Parathormon sorgt Vitamin D für eine ausreichende Calciumaufnahme auf dem Darmlumen. Befindet sich Calcium im Blut, kommt das letzte fettlösliche Vitamin ins Spiel.
Vitamin K: K wie Knochen
Das Menachinon, auch als Vitamin K2 bekannt, hat eine Halbwertszeit von bis zu drei Tagen. Es aktiviert Gla-Proteine, die Calcium-Ionen komplexieren. Somit ist Menachinon überall dort wichtig, wo diese Gla-Proteine zum Einsatz kommen. Darunter fallen unter anderem die Autophagie, die Blutgerinnung und der Knochenstoffwechsel.
Hier besitzt Menachinon sogar eine Doppelrolle. Zum einen baut es über das Osteokalzin die Knochen auf, zum anderen schützt es die Gefäße vor der Kalzifizierung, da es überschüssiges Calcium aus diesen entfernt.
Rezepte mit Bisphosphonaten bilden eine gute Grundlage für die Empfehlung von Vitamin K2.
Der Körper benötigt täglich circa 70 Mikrogramm (μg) Menachinon, um alle Gla-Proteine aktivieren zu können. Es hat keinen Mehrwert, eine höhere Dosierung zu empfehlen. Die gute Nachricht hier ist, dass bei einer Überdosierung keine Nebenwirkungen bekannt sind.
Wenn eine gemeinsame Gabe mit Vitamin D gewünscht ist, ist dies möglich. Die beiden Vitamine unterstützen sich sogar gegenseitig bei der Aufnahme.
Beachten Sie bei der Empfehlung von Vitamin K die Wechselwirkung mit Antikoagulantien vom Cumarin-Typ, wie beispielsweise Phenprocoumon. Schon 30 μg Menachinon pro Tag können die blutgerinnungshemmende Wirkung aufheben.











