Krank durch Hitze
PTA-Fortbildung

Heiße Tage – Warum Hitze ein Gesundheitsrisiko ist

2022 war das Jahr der Sonnenstunden- und Temperaturrekorde. Es war aber auch das Jahr mit den meisten Hitzetoten, da sich hohe Temperaturen negativ auf die Gesundheit auswirken können. Hier lernen Sie mehr über Hintergründe, Schutzmaßnahmen und Hinweise für die Arzneimittel-Beratung.

22 Minuten

Notfall Hitzschlag

Ein klassischer Hitzschlag ist die Folge eines längeren Aufenthaltes (circa zwei bis drei Tage) in sehr heißer Umgebung bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr. Es kann aber auch ein kurzfristiges Verweilen ausreichen. Ein Beispiel dafür sind zurückgelassene Kinder in einem überhitzen parkenden Auto. Selbst bei leicht geöffneten Fenstern erreichen die Temperaturen im Wagen dann schnell 50 °C und mehr. Dadurch steigt die Körperkerntemperatur innerhalb kurzer Zeit auf über 40 °C an – ein typischer Hinweis für einen Hitzschlag.

Ebenso kann der Organismus durch körperliche Anstrengung überhitzen. Beispielsweise erleiden besonders häufig junge Sportler einen Überlastungshitzschlag. Er zählt bei ihnen zur zweithäufigsten Todesursache. Das intensive Training in heißer Umgebung löst eine plötzliche massive Hitzebelastung aus, die der Körper nicht mehr kompensieren kann. Bei einem Hitzschlag überhitzt der gesamte Körper.

Die Situation ist lebensgefährlich, da sowohl das Herz-Kreislauf-System als auch die Funktion des Zentralen Nervensystems (ZNS) beeinträchtigt ist. Bei Temperaturen über 41 °C denaturieren Proteine und es werden entzündliche Zytokine (z. B. Tumornekrosefaktor alpha, Interleukin-1b) freigesetzt. Es folgen zelluläre Dysfunktion und die Aktivierung einer Entzündungskaskade, was mit dem Risiko von Gerinnungsstörungen einhergeht und je nach Schwere zu einem Hirnödem oder Multiorganversagen führen kann.

Erste Anzeichen sind

  • Schwindel,
  • Übelkeit,
  • Kopfschmerzen,
  • ein beschleunigter Puls (Tachykardie)
  • und eine schnelle, flache Atmung (Tachypnoe).

Ihnen folgen zentralnervöse Störungen wie

  • Krampfanfälle,
  • Halluzinationen,
  • Bewusstseinseintrübung
  • bis hin zur Bewusstlosigkeit.
  • Betroffene haben eine gerötete, heiße Haut, die aber meist trocken ist, da der Körper keinen oder nur sehr wenig Schweiß produziert.

Der Hitzschlag ist ein echter Notfall. Wird er nicht sofort intensivmedizinisch behandelt, führt er meist zum Tod. Daher muss umgehend ein Notruf abgesetzt werden.

Erste Hilfe bei Hitzschlag

Bringen Sie den Betroffenen bis zum Eintreffen des Notarztes an einen kühlen, schattigen Ort zu bringen. Die Kleidung sollte geöffnet und überflüssige Kleidungsstücke entfernt werden. Um den Körper zu kühlen, besprühen Sie die Haut des Betroffenen mit Wasser und/oder bedecken Sie den Körper mit feuchten Tüchern. Zusätzliches Zufächeln von Luft hilft, die Verdunstung anzuregen.

Außerdem unterstützen Kühlkissen an Nacken, Leisten und Achseln eine rasche Abkühlung des Körpers. Ist der Betroffene bei Bewusstsein, wird er flach und mit leicht angehobenem Oberkörper gelagert. Außerdem sollten ihm kühle (aber nicht eiskalte) Getränke angeboten werden (z. B. Wasser, Saftschorle, Früchtetee). Ist die Person bewusstlos, wird sie in die stabile Seitenlage gebracht.

Während sich ein Hitzschlag mit einer geröteten, heißen und trockenen Haut bemerkbar macht, ist die Haut bei einer Hitzeerschöpfung blass und feucht.

Hitzeerschöpfung und Hitzekollaps

Der Körper reagiert bei längerer Hitzebelastung nicht immer gleich mit einem Hitzschlag. Zunächst kommt es bei sommerlicher Hitze in Verbindung mit zu geringer Flüssigkeitszufuhr zu einer Hitzeerschöpfung, die allerdings unbehandelt schnell in einen lebensbedrohlichen Hitzschlag übergehen kann. Daher ist die Hitzeerschöpfung ein erstes und ernstzunehmendes Warnsignal. Es zeigen sich ähnliche, aber deutlich schwächere Symptome als bei einem Hitzschlag.

  • Personen, die an einer Hitzeerschöpfung leiden, haben im Unterschied zu Personen mit einem Hitzschlag eine normale ZNS-Funktion.
  • Zudem behalten sie die Fähigkeit zur Wärmeableitung. Ihre Körpertemperatur steigt zwar infolge der Überwärmung, sie übersteigt aber keine 40 °C. Wird der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust nicht kompensiert, kommt es zur Dehydrierung, wodurch der Kreislauf geschwächt wird, was zu einem plötzlichen Blutdruckabfall führt. Eine unzureichende Blutversorgung des Gehirns ist die Folge, wodurch das ZNS nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Es kann zu einem (meist kurzfristigen) Verlust des Bewusstseins kommen, was als Hitzekollaps bezeichnet wird.

Anzeichen für eine Hitzeerschöpfung sind

  • Schwindel,
  • Schwächegefühl,
  • Übelkeit und
  • Erbrechen.
  • Die Haut des Betroffenen ist blass und feucht,
  • der Betroffene ist verschwitzt
  • und tachykard.

Erste Hilfe bei Hitzeerschöpfung

Auch wenn eine Hitzeerschöpfung im Gegensatz zum Hitzschlag kein Notfall ist, muss sich der Betroffene ebenfalls unverzüglich an einen kühlen Ort (vorzugsweise im Schatten) begeben und sich dort im Liegen mit erhöhten Beinen ausruhen. Ebenso sollte der Betroffene viel trinken, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust schnell auszugleichen.

Ist eine orale Flüssigkeitszufuhr nicht möglich, müssen die Betroffenen in eine Klinik gebracht werden, wo sie eine intravenöse Flüssigkeits- und Elektrolyttherapie erhalten. Ebenso ist eine ärztliche Behandlung erforderlich, wenn sich die Symptome verschlimmern oder nach einer Stunde nicht abklingen. Geht die Hitzeerschöpfung mit einem Hitzekollaps einher, wird der Betroffene flach mit Beinen hoch gelagert und sicherheitshalber ebenfalls der Notarzt gerufen.

Hitzeakklimatisation

Auch wenn sich der Körper nicht langfristig an höhere Temperaturen anpassen kann, so ist er dennoch in der Lage, sich in gewissem Maße innerhalb von fünf bis zehn Tagen auf Klimaveränderungen einzustellen. Wiederholte Hitzereize steigern die Durchblutung der Haut und die Schweißabsonderung. Dabei verändern sich die Schweißdrüsen dahingehend, dass sie früher vermehrt Schweiß abgeben, der zudem mineralstoffärmer ist. Die Abkühlung wird damit verstärkt und einem übermäßigen Elektrolytverlust entgegengewirkt. Erreichen lässt sich eine Akklimatisation durch sportliche Ausdauerbelastung oder Belastung bei Hitze. Dafür ist ein tägliches Training von 60 bis 120 Minuten in heißer Umgebung erforderlich. Die Intensität sollte von Tag zu Tag erhöht werden. Durch den Hitzestress – Muskelbelastung bei Außentemperaturen von über 30 °C – ist die Anpassung nach fünf Tagen moderaten Trainings eingeleitet und nach sieben bis zehn Tagen erreicht.

Diesen „Trainingseffekt“ nutzen vor allem Sportler, damit sie ihre sportlichen Aktivitäten auch an heißen Tagen oder in Klimazonen mit hohen Temperaturen ausüben können. Bei Wettkämpfen in wärmeren Regionen wird ihnen geraten, ein bis zwei Wochen vorher anzureisen. Damit erhält der Körper ausreichend Zeit für den Anpassungsvorgang. Zuhause im Heimatland lässt sich der Organismus bereits durch Sauna- oder Klimakammeraufenthalte auf die hohen Temperaturen vorbereiten. Ein Training mit stark wärmender und wenig luftdurchlässiger Sportkleidung verstärkt zudem das Schwitzen und hilft bei der Umstellung auf Hitze. Ebenso wird bei Reisen in ferne Länder empfohlen, sich für das fremde Klima durch regelmäßiges körperliches Training (z. B. Joggen, Heimtrainer) bereits vor Abreise zu präparieren. Es erleichtert die Hitzeakklimatisation im Reiseland.

Sonnenstich

Wer nach einem längeren Aufenthalt in praller Sonne einen hochroten, heißen Kopf entwickelt und unter Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und starken Kopf- und Nackenschmerzen leidet, kann auch einen Sonnenstich haben. Ein Sonnenstich entwickelt sich durch eine (isolierte) Sonnenbestrahlung des Schädels. 

Kreislauf und Körpertemperatur bleiben beim Sonnenstich meist stabil, sodass der Körper in Abgrenzung zur Hitzeerschöpfung und zum Hitzschlag normale Temperaturen aufweist.

Bei einem Sonnenstich handelt es sich um einen Wärmestau im Gehirn. Dabei kommt es zu einer Reizung der Hirnhäute und in schweren Fällen zu einem Hirnödem, wodurch das Hirngewebe anschwillt und im Extremfall Bewusstlosigkeit folgt. Kleinkinder mit noch dünner Schädeldecke und zartem Haarflaum sowie Männer mit wenig Kopfbehaarung oder Glatze sind besonders gefährdet. 

Erste Hilfe bei einem Sonnenstich

Personen mit einem Sonnenstich sollten einen kühlen Ort aufsuchen und ihren Oberkörper erhöht lagern. Linderung bringen nasse Tücher auf dem Kopf und im Nacken. Wadenwickel sorgen für zusätzliche Kühlung. Zudem sollte der Betroffene viel trinken, vorausgesetzt er ist bei Bewusstsein. Wird er bewusstlos, ist ein Notruf abzusetzen. Häufig werden die Sonnenstich-Symptome nicht gleich erkannt, da sie auch erst auftreten können, wenn der Betroffene bereits keiner direkten Sonneneinstrahlung mehr ausgesetzt ist. Besonders häufig kommt das bei Kleinkindern vor.

Hitzekrämpfe

Sie gehören ebenfalls zu den Hitzeerkrankungen. Sie sind eine leichte Form der Hitzeschäden, die vornehmlich bei gesunden Menschen auftreten, die bei Hitze körperlich aktiv sind (z. B. Sportler). Durch vermehrtes Schwitzen verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte, wodurch starke Muskelkontraktionen in Händen, Waden, Füßen, Oberschenkeln und Armen ausgelöst werden. Die Muskeln verhärten, sind angespannt und schmerzen leicht bis intensiv. Die Körpertemperatur ist in der Regel nicht erhöht.

Gegen leichte Hitzekrämpfe helfen Ruhe in einer kühlen Umgebung sowie die Zufuhr salzhaltiger Getränke und Speisen. Ideal ist salzhaltiges Wasser. Orale Salzlösungen lassen sich leicht selber herstellen, indem etwa ein Teelöffel Salz in einem Liter Wasser aufgelöst wird. Mineralhaltige Sportgetränke sind weniger empfehlenswert, da sie zu wenig Natrium enthalten. Bei schweren Hitzekrämpfen muss eine intravenöse Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr erfolgen. Sehr effektiv und schnell lassen sich die Schmerzen zudem durch Dehnen der betroffenen Muskulatur lindern.

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