Krank durch Hitze
PTA-Fortbildung

Heiße Tage – Warum Hitze ein Gesundheitsrisiko ist

2022 war das Jahr der Sonnenstunden- und Temperaturrekorde. Es war aber auch das Jahr mit den meisten Hitzetoten, da sich hohe Temperaturen negativ auf die Gesundheit auswirken können. Hier lernen Sie mehr über Hintergründe, Schutzmaßnahmen und Hinweise für die Arzneimittel-Beratung.

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Mehr Allergien und exotische Infektionen

Die hohen Temperaturen haben auch indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit. Sie schaffen günstige Bedingungen, für die Ansiedlung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten, sich bei uns zunehmend auszubreiten. Beispielsweise fühlt sich der invasive Neophyt Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) seit den 1980er-Jahren auch in Mitteleuropa wohl und kommt hier zur Samenreife. Der ursprünglich nur in Nordamerika beheimatete Korbblütler löst mit seinen hochallergenen Pollen bereits in kleinen Mengen heftige allergische Reaktionen aus, die von einer einfachen Heuschnupfen-Symptomatik bis hin zu schweren Asthmaanfällen reichen.

Pollenallergiker sind prinzipiell durch den Klimawandel zunehmend höher belastet. Durch die globale Erwärmung verlängert sich die Vegetationsperiode und damit die Pollensaison. Pollen fliegen früher und länger. In manchen Jahren geht dadurch eine Pollensaison direkt ohne Pause in die nächste über. Darüber hinaus setzen einige Pflanzenarten klimabedingt mehr und stärker allergene Pollen frei. Gesundheitsgefahren gehen zudem von krankheitsübertragenden Tieren (Vektoren) aus.

Durch die höheren Temperaturen siedeln sich immer weiter nördlich verschiedene Mückenarten und Zecken an, die eigentlich in südlicheren Gefilden ihren Lebensraum haben. Damit geht in Europa und Deutschland ein Anstieg an vektorübertragenen Zoonosen einher. Darunter werden Erkrankungen verstanden, die direkt oder indirekt zwischen Tier und Mensch übertragen werden können.

Bereits 2019 wurden bei uns die ersten Fälle von West-Nil-Fieber gemeldet und in Südfrankreich kam es zu Zika-Infektionen durch Tigermücken. Das Robert-Koch-Institut (RKI) macht darauf aufmerksam, dass in Deutschland klimabedingt zukünftig auch exotische Infektionskrankheiten ausgelöst durch Zika- oder Dengue-Viren oder die durch Plasmodien hervorgerufene Malaria möglich sind.

Zunehmende UV-Strahlung

Mit den heißen Temperaturen steigen während der Sommermonate auch die UV-Exposition und damit das Risiko für Sonnenbrand und Hautkrebs. Wie auf den Seiten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zu lesen ist, haben sich bereits in den letzten Jahrzehnten die durch UV-Strahlung verursachten Hautkrebserkrankungsfälle stetig erhöht. Beispielsweise haben sich die Raten der Hautkrebsneuerkrankungen in Deutschland seit 2000 mehr als verdoppelt. Zugleich wurden im Jahr 2020 81 Prozent mehr Menschen mit Hautkrebs stationär behandelt als im Jahr 2000.

Experten vermuten, dass sich die Situation durch den Klimawandel noch verschärft, da die Zahl der Sonnenstunden zunimmt. Das BfS weist auf wissenschaftliche Modellrechnungen hin, die schließen lassen, dass ein globaler Anstieg der Umgebungstemperatur um zwei Grad die Hautkrebsinzidenz bis 2050 um elf Prozent erhöhen könnte.

Gesundheitsschädliches Ozon

Zusätzlich wird die gesundheitliche Belastung durch Ozon verstärkt, das bei hohen Lufttemperaturen in Kombination mit intensiver Sonneneinstrahlung in Bodennähe gebildet wird. Selbst bei wenig körperlicher Aktivität leiden viele Menschen dann unter tränenden Augen und Kopfschmerzen. Da das farblose, giftige Gas auch die Atemwege reizt, zählen Atembeschwerden und Husten ebenfalls zu den Symptomen einer Ozon-Belastung. Folge können eine verminderte Lungenfunktion und entzündliche Reaktionen in den Atemwegen sein. Das macht wiederum vor allem Menschen mit Vorerkrankungen der Lunge wie Asthma oder COPD zu schaffen. Die Beschwerden normalisieren sich zwar in der Regel spätestens 48 Stunden nach Expositionsende. Doch bei körperlicher Anstrengung kann Ozon tief in das Lungengewebe vordringen und eine Schädigung des Gewebes mit Entzündungen hervorrufen. Diese Veränderungen bilden sich dann nur noch teilweise zurück, wodurch Atemweges- und Herzkreislauf-Erkrankungen drohen, wie das Umweltbundesamt informiert. Es äußert auch die Vermutung, dass sich beide Einzelbelastungen – Hitze und Ozon – in ihrer Kombinationswirkung verstärken können.

Tipps für Sportler

Im Hochsommer sollten Sportler Ihre sportliche Aktivität auf die Morgenstunden verlegen, wobei das Training möglichst im Schatten erfolgen sollte. Morgens ist die Luft noch kühl und die Ozonbelastung am geringsten. Ebenso kann die Abenddämmerung ein guter Zeitpunkt für Sport sein, da dann die Ozonwerte nach einem Peak am Nachmittag wieder gesunken sind. Als Outfit empfiehlt sich leichte, helle Sportkleidung, dabei Kopfbedeckung und Sonnenbrille nicht vergessen.

Damit die Wasserspeicher des Körpers ausreichend gefüllt sind, sollte bereits etwa 15 Minuten vor dem Training mit dem Trinken begonnen werden. Auch während der Belastung ist regelmäßig ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Ratsam ist, viertelstündlich fünf Schlucke zu trinken, am besten nicht zu kaltes Mineralwasser. Wettkampfsportlern wird geraten, bei Aktivitäten, die länger als 60 Minuten andauern, kohlenhydrathaltige Elektrolytgetränke (Sportgetränke) zuzuführen.

Ein Begießen von Kopf und Oberkörper mit reichlich Wasser sorgt für eine wirksame Abkühlung während der Wettkämpfe. Treten Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelkrämpfe, Schwindel oder Herzrasen auf, muss das Training sofort abgebrochen werden. Diese Symptome sind Warnsignale für Hitzeerkrankungen. Der Sportler sollte sich sofort in den Schatten begeben und etwas trinken, um einen drohenden Hitzschlag abzuwehren.

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