Grippe und Grippeimpfung
PTA-Fortbildung

Dieses Jahr besonders gefürchtet

Welches Risiko hat die Influenza im Erkrankungsverlauf für die Betroffenen? Impfen – ja oder nein? Welcher Impfstoff ist für welchen Patienten geeignet? Gerade in diesem Herbst ist gutes Beratungswissen nötig!

18 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. November 2020

Infektionswege Das Virus findet seinen Wirt. Die Ansteckung erfolgt überwiegend durch Tröpfcheninfektion, wenn Sekret durch Husten und Niesen in die Atemluft gelangt. Eine gewisse Infektionsgefahr geht außerdem vom Kontakt mit kontaminierten Flächen über die Schleimhäute aus. Die Ansteckung über Aerosole – vernebelte Tröpfchen, die eine Zeitlang in der Atemluft verbleiben – scheint wie bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 eine Rolle zu spielen. Die Verbreitung der Influenza hat im Gegensatz zu SARS-CoV-2 schwerpunktmäßig im Herbst und Winter bis in den Frühling Saison. Die Menschen halten sich mehr in geschlossenen Räumen auf und so kommt es eher zu Kontakten und Ansteckung überall da, wo Menschen eng beieinander sind.

Die niedrigen Temperaturen und die trockene Heizungsluft in den Räumen stabilisieren die Influenzaviren. Außerdem sind die Schleimhäute der oberen Atemwege und das geschwächte Immunsystem der Menschen in den Wintermonaten anfälliger für den Angriff der Erreger. Gelangt das Virus über die Schleimhäute in den menschlichen Körper, beginnt es rasch mit der Virusvermehrung. Die Inkubationszeit umfasst einige Stunden bis maximal zwei Tage. Im Gegensatz zur Infektion mit SARS-CoV-2 treten die typischen Grippesymptome wie Fieber und Muskelschmerzen sehr schnell auf. Ein Grippepatient ist solange infektiös, wie er vermehrungsfähige Viren ausscheidet, meistens über vier bis fünf Tage, bei schweren Verläufen auch länger. Die Ansteckungsgefahr ist in der Hochphase der Erkrankung am höchsten. Mit Abklingen der Symptome sinkt auch die Infektiösität. Allerdings ist auch eine Virusausscheidung bei asymptomatischen Verläufen möglich.

Auch bei der Übertragung der Influenza gelten die Prinzipien Ansteckungsschutz durch Abstand und Hygienemaßnahmen. Die Bevölkerung hat durch die Pandemie von SARS-CoV-2 Hygiene- und Abstandsregeln gelernt. Außerdem wird der Weg der Tröpfcheninfektion durch die Maskenpflicht behindert. Die bisherigen Daten wissenschaftlicher Untersuchungen lassen vermuten, dass das Tragen von Gesichtsmasken erkrankter Personen, Erwachsener und Kinder, eine ergänzende Möglichkeit sein könnte, auch die Ausbreitung der Influenza zu begrenzen. Die Präventionsmaßnahmen vor einer Erkrankung an COVID-19 greifen also auch als Schutz vor Influenzaviren. So führt die STIKO die Verkürzung der Grippesaison 2019/2020 mit starkem Abflachen im März auf die bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung und Verlangsamung der COVID-19 Pandemie zurück.

WAS IST EIGENTLICH GENAU GEMEINT?

Pandemie: beschreibt die weltweite Ausbreitung eines Erregers
Epidemie: beschreibt die regionale Verbreitung eines Erregers
Grippesaison: Damit ist der Zeitraum der Epidemie gemeint, in dem Influenza-Viren zirkulieren. In Europa ist dies etwa von Anfang Oktober bis Mitte Mai.
Grippewelle: Damit wird der Zeitraum erhöhter Influenza-Aktivität beschrieben. Daten dazu erfasst in Deutschland das RKI.
Meldepflicht: Nach Infektionsschutzgesetz besteht eine Meldepflicht an die zuständigen Gesundheitsämter, so auch bei COVID-19- Erkrankungen.

Krankheitsverlauf Ein wichtiger Unterschied zwischen dem Krankheitsverlauf der Grippe und einer banalen Erkältung, aber auch im Vergleich zur COVID-19-Erkrankung ist der ganz plötzliche Erkrankungsbeginn mit einer hohen Krankheitslast. Die Patienten entwickeln innerhalb weniger Stunden wie aus dem Nichts hohes Fieber, Husten oder starke Halsschmerzen, sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Sie sind sehr geschwächt, schlafen viel, selten treten Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall auf. Die übliche Krankheitsdauer liegt in der Regel bei fünf bis sieben Tagen, kann in Abhängigkeit von der individuellen Konstitution sowie von Komplikationen und Risikofaktoren jedoch auch deutlich länger sein.

Doch nicht alle Patienten zeigen diese typische Symptomatik. Kindern fehlt zum Beispiel häufig das übliche Beschwerdebild der Atemwege. Allerdings entwickeln sie öfter als Erwachsene Mittelohrentzündungen als Komplikation. Ältere Patienten haben seltener Fieber. Zu den Risikopatienten mit einer erhöhten Gefahr für Komplikationen zählen besonders ältere Menschen und Personen mit chronischen Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Immunschwäche, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. 

Schwangere Frau © Jovanmandic / iStock / Getty Images
Bei Schwangeren kann die Grippe einen schweren Verlauf nehmen. Die Grippeimpfung ist für Mutter und Kind unbedenklich und wird gesunden Schwangeren ab dem zweiten Trimenon empfohlen. © Jovanmandic / iStock / Getty Images

Bei den schweren Verläufen stehen die Probleme im Bereich der Atemwege im Vordergrund. So sind eine primär oder sekundär ausgelöste Lungenentzündung, sowie Exazerbationen bei COPD- oder Asthmapatienten häufig. In diesen Fällen sind oftmals stationäre Einweisungen notwendig. Eine weitere Risikogruppe sind Schwangere. Sie haben im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft eine veränderte Immunantwort und auch ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. So empfiehlt das RKI allen gesunden Schwangeren ab dem zweiten Trimenon und Schwangeren mit einer chronischen Grundkrankheit ab dem ersten Trimenon die präventive Grippeimpfung.

Die Impfung ist für Mutter und Kind unbedenklich. Die Impfung der Schwangeren ohne Grunderkrankung ist ab dem vierten Monat empfohlen, um fälschliche Interpretation von Spontanaborten als Impfkomplikationen zu vermeiden. Die Impfung führt zur Antikörperbildung der Mutter und damit werden diese über den mütterlichen Kreislauf an das Kind weitergegeben. So hat der Säugling nach der Geburt in den ersten Lebensmonaten einen Nestschutz. Es gibt keinen Grippeimpfstoff, der bereits direkt nach der Geburt zugelassen ist.

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