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Was wäre die Welt ohne ...

... PARFUM?

Da sprüht man sich mit Opium ein oder verteilt Gift großzügig über die Ohrläppchen: Für PTA sind Parfums so eine Sache. Denn ihre Namen stammen oft aus dem Betäubungsmitteltresor.

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Wenn Kosmetikkonzerne den Fachzeitschriften Mails schreiben, dann beginnen sie immer mit „Liebe Beauties…“ Das schmeichelt mir natürlich, denn ich arbeite ja bei einer Fachzeitschrift, nämlich dieser. Bei einer Mittteilung aus dem Postfach wurde ich allerdings stutzig. Ich fand das eine Frechheit: Die wollten doch tatsächlich von mir, dass ich Werbung für Spirituosen mache! Nee, also! Ich las: „I am Scotch & Soda, zwei neue Düfte, inspiriert von der Kraft der Selbstentfaltung“.

Na, das muss ja ein durchaus bemerkenswerter Geruch sein, stellte ich mir vor, so ein bisschen übriggeblieben von der der nächtlichen Feier mit deutlicher Alkoholfahne, garniert mit ein wenig Zigarettenrauch… Und wie riecht Soda? Feinperlig? Nach dem klaren Wasser eines Gebirgsbachs?

Doch ich war ja völlig auf dem Holzweg: Das Parfum vereine Duftnoten von Holz und Amber, bestehe aus Kopfnoten von leichter Bergamotte, würzigem pinken Pfeffer und frischer grüner Minze und einem lebendigen Herz aus Geranie, Lavendel und Salbei. Dann sprach man in der Pressemeldung noch von Moschus, Apfel, Lychee und Melone.

Sie werden verstehen, ich war verwirrt. Jetzt ging es plötzlich um Essen. Ja, was denn nun? Ich googelte Parfumnamen. Opium und Poison, Hypnose und Egoiste, ein Alien kam auch vor. Ich konnte mir nichts darunter vorstellen, schaute ratlos auf das Badezimmerschränkchen, auf dem das Sprühfläschchen mit grünem Inhalt und goldener Schrift steht, seit Jahren der gleiche Duft, von dem meine Kinder sagen, er rieche nach Mama.

Ich googelte weiter: Bei den alten Ägyptern wurden zunächst nur die Mumien mit wohlriechenden Essenzen eingerieben. Pharaonin Hatschepsut fand dann, das sei Perlen vor die Säue geworfen und erfand das Parfüm für lebendige Menschen. Weihrauch und Amber, Zimt und Myrrhe, Sandelholz und Rosenblätter kamen drin vor, lecker.

Es war so eine Art Harz; heute werden Parfums ja leider größtenteils synthetisch gewonnen und sind schlau zusammengemixte Ethanol-Extrakte. Man muss schon Chemiker sein, um so etwas zu komponieren, das fünfte von Chanel war übrigens eines der ersten künstlich hergestellten Düfte.

Parfums verändern den Körpergeruch, dienen dem persönlichen Wohlbefinden und der Darstellung gegenüber anderen, lernte ich bei meiner Recherche. Ich stelle mir nun vor, wie der Duft von Scotch der persönlichen Darstellung dient. Würde ich eigentlich eher nicht machen. Wer weiß, was die Leute denken. Ich googelte weiter nach Parfumnamen, weil das einfach Spaß machte. Und fand noch ein anderes, was lustig klang: Barfly. Das heißt Kneipenhocker. Wo würde ich das wohl herbekommen? Tja, gibt es nur in den Niederlanden. Übrigens vom selben Hersteller wie Scotch und Soda.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 06/2022 auf Seite 138.

Alexandra Regner, PTA und Medizinjournalistin

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