Zebrafinke auf Ast© CraigRJD / iStock / Getty Images Plus
In einem Experiment wurden Zebrafinken von einem Forscherteam zum Stottern gebracht.

Sprachstörung | Neuronen

FORSCHER BRINGEN ZEBRAFINKEN ZUM STOTTERN

Arme Finken. Holländische Forscher haben ein Modell entwickelt, bei dem sie Zebrafinken durch ein Medikament zum Stottern bringen. Die Vögel wiederholten dabei manche Silben mehrfach und machten übermäßig lange Pausen – ähnlich wie Menschen, die stottern. Man hofft durch dieses Experiment, dem Geheimnis dieser Sprachstörung auf die Spur zu kommen.

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Kleine Zebrafinken lernen ihre Gesangsmotive von Mama und Papa, indem sie sie nachahmen – ähnlich wie kleine Kinder das Sprechen ihrer Eltern imitieren und es dadurch lernen. Haben die Vögel die entsprechenden Tonfolgen einmal eingeübt, bleiben diese üblicherweise im Erwachsenenalter unverändert. Kortikale Basalganglien, Gebiete im Bereich der Hirnrinde, spielen hierbei eine wichtige Rolle. Sind diese Regionen geschädigt, bleibt das Liederrepertoire der Tiere begrenzt.

Neuronen feuern verstärkt 

Ein Team um Sanne Moormann von der Universität Utrecht in den Niederlanden hat getestet, welche Auswirkungen es hat, diese Region im Vogelgehirn über längere Zeit künstlich verstärkt zu aktivieren. Dazu verabreichten die erwachsenen Zebrafinken über mehrere Tage hinweg ein Medikament, das bestimmte für den Gesang wichtige Neuronen dazu bringt, verstärkt zu feuern. „Am ersten Tag der Interventionen sangen die Vögel vorwiegend weiterhin ihre stereotypen Motive, aber brachen sie manchmal vorzeitig ab, ließen Silben aus oder produzierten unnormale Silben“, berichteten die Forscher. 

Dann aber, mehrere Tage danach, wiederholten die Vögel manche Silben mehrfach und machten übermäßig lange Pausen, bevor sie zum nächsten Abschnitt des Liedes kamen. Hier besteht eine Ähnlichkeit, wie es bei stotternden Menschen zu beobachten ist. Das Wichtigste: Diese Veränderungen blieben auch bestehen, nachdem die Forscher das Medikament wieder abgesetzt hatten. 

Offenbar hatte das verstärkte Feuern der Gesangsneuronen dazu geführt, dass die neuen Muster ins motorische Gedächtnis übernommen wurden. „Diese Arbeit deutet darauf hin, dass das Feuern dieser Neuronen wichtig ist, um lang anhaltende Veränderungen in den Gesangsequenzen zu bewirken“, sagt Co-Autorin Mimi Kao von der Tufts University in Massachusetts.

Ähnlichkeit zu früheren Studien

Nach Absetzen der medikamentösen Behandlung dauerte es Tage und Wochen, bevor die Vögel wieder ihre ursprünglichen Gesangsmuster zeigten, Ganz ähnlich war das bei früheren Studien, in denen die Vögel durch andere Geräusche verwirrt wurden. Die Tiere konnten ihren eigenen Gesang nicht mehr richtig hören und dasführte zu ähnlichen Fehlanpassungen wie die medikamentöse Intervention. Auch das Medikament könnte einen ähnlichen Effekt haben. Womöglich wurden die sensorischen Informationen über den eigenen Gesang im Vogelgehirn nicht mehr richtig verarbeitet.

Jedoch sowohl nach der akustischen als auch nach der medikamentösen Störung kehrte der normale Gesang nach einiger Zeit zurück. Das gibt Hoffnung für Stotterer! Denn wenn anhaltende abweichende Neuronen-Feuermuster im Gehirn Sprachstörungen verursachen können, könnte die Korrektur dieser Feuermuster ein normales Sprechen wieder ermöglichen.

Quelle: www.wissenschaft.de

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