Geöffnete Pillenbox
So sieht die Woche vieler Patienten aus - mit steigender Zahl der einzunehmenden Medikamente steigt auch das Risiko für Interaktionen. © digicomphoto / iStock / Getty Images Plus

Good News der Woche | Arzneimittelsicherheit

NEUES MODELL ZUR BERECHNUNG VON WECHSELWIRKUNGEN

Polymedikation stellt hohe Ansprüche an Betroffene, aber auch an behandelnde Ärzte und betreuende Pharmazeuten. Eine akribische Prüfung aller eingenommenen Medikamente steht dabei im Vordergrund, doch bei vielen Arzneistoffen können wenig bis keine Aussagen über mögliche Wechselwirkungen getroffen werden. Ein neues mathematisches Modell könnte dies ändern.

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Basis für die Forschung der Molekularmediziner bildet das sogenannte Interaktom, also das Gesamtnetzwerk der molekularen Wechselwirkungen in der Zelle. In diese Zellvorgänge greifen schließlich auch Arzneistoffe ein und beeinflussen das Netzwerk. Vergangene Studien – das vergleichsweise junge Forschungsgebiet nennt sich übrigens Interaktomik – konnten bereits den engen Zusammenhang der Interaktoms-Struktur und der Molekularstruktur zellulärer Vorgänge aufzeigen.

An dieser Stelle möchten wir künftig jede Woche eine neue Good News vorstellen. Oft schockieren uns Nachrichten, Negatives erhält mehr Aufmerksamkeit als Schönes. Das erweckt bei vielen den Eindruck, die Welt sei nur schlecht und kein schöner Ort – teilweise wird die Weltlage dadurch düsterer eingeschätzt als sie eigentlich ist. Doch täglich passieren positive Dinge, kleine wie große Hoffnungsschimmer, von denen wir ab sofort berichten wollen. Sie wollen noch mehr gute Nachrichten lesen? Dann lesen Siehier weiter.

Ein guter Ansatzpunkt fanden ForscherInnen am CeMM – Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖaW) und untersuchten mit netzwerkbasierten Ansätzen den Unterschied von Gesundheits- zu Krankheitszuständen. Sie entwickelten ein mathematisches Modell, um zu ermitteln, wie sich verschiedene Gesamtnetzwerkstörungen (Interaktom-Störungen) gegenseitig beeinflussen. Störer sind in diesem Fall verschiedene Arzneistoffe. Sie analysierten über 300 000 Arzneimittelpaare und ihre Auswirkungen auf Zelllinien. Das Resultat: 1832 identifizierte Wechselwirkungen zwischen 242 verschiedenen Medikamenten. Und natürlich Einblick darin, wie Arzneimittel auf molekularer Ebene in das Gesamtnetzwerk störend eingreifen.

Die Ergebnisse der Studie könnten zur Quantifizierung von Arzneimittelinteraktionen herangezogen werden – und das unter zu Hilfenahme neuer Lösungsansätze. „Wir haben eine völlig neue Methodik zur Klassifizierung von Arzneiwechselwirkungen entwickelt“, erklärt Studien-Erstautor Michael Caldera. Man könnte die Resultate auch für Voraussagen heranziehen, wie sich der Einsatz eines bestimmten Medikaments auf einen speziellen Krankheitsphänotyp auswirken würde. Damit stellt die Methode auch eine Möglichkeit dar, mit ihr in Zukunft effektivere Arzneimitteltherapien zu entwickeln.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

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