Glas-, Plastik- und Papiermüll vor gelbem Hintergrund.
Die gestiegenen Müllvolumina üben einen zusätzlichen Druck auf die Abfallwirtschaftssysteme aus. © Elena Feodrina / iStock / Getty Images Plus

Studie | Verpackungsabfälle

LOCKDOWNS VERURSACHEN MEHR HAUSMÜLL

Es ist ein globales Phänomen: COVID-19 hat Einfluss auf das Konsumverhalten aller Menschen. Zum Beispiel in Bezug auf Müll: Durch die Lockdowns häufen sich Verpackungen und Essensreste im Hausmüll. Das wiederum liegt an den Hamsterkäufen, dem häufigeren Selbstkochen und vermehrten Bestellungen bei Lieferdiensten.

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Auf uns alle haben die verschiedenen Phasen der Coronapandemie gewirkt. Manche Menschen haben ihre Arbeit verloren. Psychische Belastungen nahmen zu. Und die Teilnahme an Bildung wurde behindert. Dass die Geschäfte schlossen und man sich vermehrt in den eigenen vier Wänden aufhielt, hat dazu geführt, dass wir öfter den Lieferservice haben kommen lassen - ob es nun eine Pizza oder eine neue Lautsprecherbox war.

Dadurch fiel mehr Müll an. Genau dieses Phänomen haben Wissenschaftler der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg untersucht. „Die internationale Studie analysiert den Konsumverbrauch und das Abfallaufkommen seit Beginn der Covid-9-Pandemie“, erklärt Studienleiter Walter Leal. 200 Probanden aus 23 Ländern wurden zum Aufkommen des häuslichen Mülls vor und während der Pandemie befragt.

Nahezu 45 Prozent der Befragten gaben an, mehr verpackte Lebensmittel gekauft zu haben und sich auch häufiger Lebensmittel und Fertiggerichte liefern zu lassen. Dabei könnte die erste Veränderung in Bezug auf den Kauf und Verzehr der Lebensmittel bereits am Anfang der Pandemie stattgefunden haben. Zu dieser Zeit wurden vielerorts haltbare Lebensmittel in großen Mengen gekauft und gelagert (auch bei Zellstoff-Produkten gab’s das: man erinnere sich an das deutsche Klopapier-Phänomen). Leal erklärt:

Zu Beginn der Pandemie war das Verständnis für das Virus begrenzt und die Menschen begannen, sich mit Lebensmitteln zu versorgen, um das Risiko einer zukünftigen Lebensknappheit abzumildern.

Landestypisches Verhalten
Während der Pandemie hat jedes Land so seine Eigenheiten. Die Befragten berichteten:

  • 80 Prozent der Norweger und 40 Prozent der Vietnamesen kauften zusätzliche Trockenware
  • In Italien stieg bis Mitte März 2020 der Verkauf verpackter Lebensmittel um 30 Prozent, der von Brot um 80 Prozent
  • Lange haltbare Tiefkühlprodukte wurden in den USA zu 90 Prozent mehr als im Vorjahr erworben
  • In Deutschland kauften die Menschen doppelt so viele getrocknete Kartoffelprodukte wie üblich

Und dann kam die nächste Erkrankungswelle: „Während der zweiten Welle der COVID-19-Pandemie im Herbst und Winter 2020 waren Panikkäufe für die meisten Menschen dagegen kein Thema“, sagen Leal und sein Team. In dieser Phase mussten viele in Quarantäne oder wurden durch Ausgangssperren in ihren Wohnungen festgehalten. Dadurch wurde vermehrt zuhause gekocht – oder man ließ sich Lebensmittel liefern. Ein Drittel der Befragten in Großbritannien und rund 60 Prozent in Vietnam gaben an, dass sie sich eher Lebensmittel liefern lassen als Geschäfte aufzusuchen. Auch Bestellungen in Restaurant nahmen in den USA, in Japan und Italien im Oktober um 30 Prozent zu.

Das bedeutete für das Müllaufkommen: Die Zunahme des Online-Einkaufs von Lebensmitteln und der Belieferung von Restaurants brachte eine Zunahme von Verpackungen mit sich.

Sogar die psychische Gesundheit der Bevölkerung hatte Einfluss auf das Essverhalten und damit auf das Müllaufkommen. So gab zum Beispiel ein Drittel der Befragten in Großbritannien ab, aufgrund der fehlenden sozialen Kontakte mehr Alkohol und Snacks zu kaufen. In Italien berichteten 30 Prozent von einem gesteigerten Appetit und dem Gefühl, zugenommen zu haben.

Die gestiegenen Müllvolumina üben nun einen zusätzlichen Druck auf die Abfallwirtschaftssysteme der einzelnen Länder aus. Dazu liefern die Studienergebnisse den Stadtverwaltungen und Stadtwerken nützliche Informationen über Verbrauchsmuster in Notfallsituationen, erklären die Forscher: „Dadurch können schneller systemische und strategische Maßnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen zukünftiger Pandemien besser einzuschätzen und einzudämmen.“

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: wissenschaft.de

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