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LAKTOBAZILLEN

Jahrzehntelang wurden Laktobazilluspräparate vaginal angewandt. Doch L. rhamnosus GR-1 und L. reuteri RC-14 sind auch bei oraler Gabe wirksam.

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Antimikrobielle Wirkung – Im Hinblick auf eine gesunde Scheidenflora gibt es offensichtlich „gute“ und „weniger gute“ Laktobazillen. Nach aktueller Studienlage sind speziell die Stämme Lactobacillus rhamnosus GR-1 und Lactobacillus reuteri RC-14 in der Lage, die normale Vaginalflora wiederherzustellen und zu erhalten. Wie mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, sind beide Stämme auch bei oraler Gabe wirksam.

42 Frauen erhielten über 28 Tage entweder oral L. rhamnosus GR-1 zusammen mit L. reuteri RC-14 oder einen handelsüblichen L. rhamnosus-Stamm. Dieser hatte keinen positiven Effekt. Dagegen stellte die Kombination der beiden anderen Stämme in 90 Prozent der Fälle eine Normalflora und bei sieben von elf Patientinnen mit bakterieller Vaginose wieder eine Normal- bzw. Intermediärflora her. In einer späteren Studie erhielten 64 gesunde Frauen über 60 Tage oral entweder L. rhamnosus GR-1 und L. reuteri RC-14 oder ein Placebo. Die Gruppe mit den Laktobazillen hatte gegenüber der Placebogruppe am Ende signifikant seltener eine bakterielle Vaginose bzw. seltener eine Verschlechterung der Vaginalflora.

Auch bei Pilzinfektionen der Scheide erhöht die Gabe der beiden Laktobazillusstämme ergänzend zu einem Antimykotikum den Therapieerfolg. 55 Frauen mit vaginaler Pilzinfektion erhielten in einer randomisierten, doppelblinden und placebo-kontrollierten Studie entweder einmal das Antimykotikum Fluconazol plus zusätzlich über vier Wochen oral eine Kapsel mit L. rhamnosus GR-1 und L. reuteri RC-14 oder für die gleiche Zeitdauer Fluconazol plus Placebo. Bei 90 Prozent der Frauen in der Verumgruppe war die Symptomatik der vaginalen Pilzinfektion wie Juckreiz in der Scheide, Schmerzen beim Geschlechtsakt oder eine erschwerte bzw. schmerzhafte Blasenentleerung verschwunden. Bei zehn Prozent wurden noch Hefepilze mikrobiologisch in der Scheide nachgewiesen. In der Placebogruppe zeigten nur 65 Prozent keine typischen Symptome mehr. Bei 39 Prozent aus der Placebogruppe waren noch Candida spp. in der Vagina nachweisbar.

Auch bei bakterieller Vaginose ist die adjuvante Gabe von Laktobazillen – oral oder vaginal – geeignet, die Scheidenflora ins Gleichgewicht zu bringen und den Therapieerfolg von Antibiotika nachhaltiger sicherzustellen. Selbst bei schwangeren und stillenden Frauen bestehen keine Bedenken gegen eine Einnahme. Der gesunden Scheidenflora kommt in der Schwangerschaft eine besondere Bedeutung zu, denn vaginale Infektionen können eine Ursache für Frühgeburten sein. Dysbalancen in der Zusammensetzung der Scheidenflora stellen ein erhöhtes Risiko für vorzeitige Wehen dar. Eine konsequente Früherkennung und Prophylaxe kann die Rate an Frühgeburten deutlich senken.
Quelle: Femibion für Schwangerschaft und vaginale Gesundheit: Bedeutung und Chancen“. 18. Februar 2011, Düsseldorf. Veranstalter: Merck Selbstmedikation GmbH.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/11 auf Seite 8.

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