Mann hustet © Janina Dierks / stock.adobe.com
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Apothekenpraxis

KEINE ERKÄLTUNG IN SICHT

Das Symptom Husten tritt meist im Rahmen eines Atemwegsinfektes auf. Bei unerklärlichem Husten sollte man auch an eine Medikamentennebenwirkung denken, insbesondere an eine durch ACE-Hemmer ausgelöste.

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Wenn ein Kunde in die Apotheke kommt und über ei- nen lang anhaltenden, zumeist unproduktiven Reizhusten klagt, den er sich nicht erklären kann, sollten Sie die Frage stellen, ob er blutdrucksenkende Medikamente nimmt. Aufmerksam sollten Sie auch werden, wenn der Kunde ein Rezept über einen ACE-Hemmer und ein codeinhaltiges Produkt vorlegt. Wieso lösen besonders Captopril, Enalapril, Lisinopril und Ramipril diese Nebenwirkung aus?

Meist schon in der ersten Woche 15 bis 20 Prozent der mit ACE-Hemmern Behandelten entwickeln innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen, selten erst innerhalb von sechs Monaten nach Therapiebeginn einen unangenehmen Reizhusten. Frauen trifft es ungefähr doppelt so oft wie Männer. Asthmatiker sind nicht häufiger betroffen, Raucher hingegen schon. Eine Dosis-​Wirkungs-Beziehung besteht nicht.

Auch der Abbau von Bradykinin wird gehemmt ACE-Hemmer sind Inhibitoren des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (Angiotensin Converting Enzyme). Dieses ist ein Teil der Blutdruck-regulierenden Renin-Angiotensin-Aldosteron-Kaskade. Wird das Enzym gehemmt, wird Angiotensin I nicht in das gefäßverengend und damit blutdrucksteigernd wirkende Angiotensin II umgewandelt und der Blutdruck sinkt – dies ist der erwünschte therapeutische Effekt. Darüber hinaus wird das Enzym ACE aber auch zum Abbau des Gewebshormons Bradykinin benötigt.

Bradykinin ist in vielerlei Hinsicht dem Histamin ähnlich. So ist es auch an allergischen Reaktionen sowie an der Schmerzerzeugung beteiligt, steigert die Gefäßpermeabilität und ist ein Mediator von Entzündungen. Außerdem – und genau darum geht es hier – führt es zur Kontraktion der Bronchialmuskulatur und kann die Hustenrezeptoren reizen. Wird also der Ab- bau von Bradykinin durch den ACE-Hemmer verhindert, so reichert sich das Gewebshormon an und kann bei empfindlichen Personen Hustenreiz auslösen.

Nicht eigenmächtig handeln Der Husten kann von einem kaum wahrgenommenen Hüsteln bis zu einem quälenden Dauerhusten reichen. Nach Absetzen des ACE-Hemmers verschwindet er innerhalb von einer bis vier Wochen. Betroffene sollten ihr Medikament aber keinesfalls einfach absetzen, denn ihre Hypertonie muss weiter behandelt werden und ACE-Hemmer sind sehr zuverlässige und ansonsten gut verträgliche Arzneistoffe. Hochdruck-Patienten sollten deshalb unbedingt mit ihrem Arzt reden. Er wird aus der Palette der Antihypertensiva einen besser geeigneten Wirkstoff auswählen. Das Ausprobieren verschiedener ACE-Hemmer bringt allerdings nichts, denn wer bei einem ACE-Hemmer hustet, den plagt der Reiz auch bei den anderen Substanzen dieser Gruppe.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER SCHULE 2018 auf Seite 34.

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