Eine Frau serviert Tablett mit Häppchen auf einer Party.© Caiaimage/Paul Bradbury / iStock / Getty Images Plus
Auf der Party gibt es ein Flying Buffet? Verführerisch oder vielleicht doch eher trügerisch? Speziell in den Sommermonaten fühlen sich Keime auf Speisen wohl – besonders, wenn die leckeren Häppchen schon eine Weile in Umlauf sind. Wissenswertes zum Thema Lebensmittelvergiftung.

Keime

LEBENSMITTELVERGIFTUNG – UNSICHTBARE GEFAHR IM ESSEN

Salmonellen, Listerien, EHEC: Wenn die Temperaturen steigen, fühlen sich nicht nur Sonnenanbeter wohl. Leider gilt das auch für Keime, die sich in unserem Picknick oder dem Grillfleisch verstecken und uns im wahrsten Sinne des Wortes übel mitspielen können. 

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Die klassische Lebensmittelvergiftung tritt gehäuft im Sommer auf und gehört laut WHO zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen. Typische Anzeichen sind starker Durchfall und Erbrechen, je nach Auslöser sind weitere Folgen möglich.

Welche Keime verursachen welche Beschwerden? Was hilft bei einer Lebensmittelvergiftung, wie kann sie behandelt werden und wie kann man sich schützen? Ein Überblick.

Welche Keime lösen eine Lebensmittelvergiftung aus? 

Die Erreger der häufigsten Lebensmittelinfektionen finden Sie hier einmal aufgelistet. 

Salmonellen 
Salmonellen sind Bakterien, die nach circa 12 bis 36 Stunden plötzlichen Durchfall und Fieber verursachen. Übelkeit und Erbrechen können dazukommen. Bei Kleinkindern, Menschen mit schwachem Immunsystem und Älteren muss möglicherweise mit Antibiotika behandelt werden, diese sollten generell zum Arzt. 
Salmonellen lauern oft in nicht ausreichend erhitzten Eiern, sie kommen vor allem im Darm von Geflügel vor. 

Campylobacter
Campylobacter, ebenfalls ein Bakterium, löst Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen aus, dann Erbrechen und teils blutige Durchfälle. Hier muss sofort ein Arzt konsultiert werden. Die Symptome können unmittelbar oder auch erst nach Tagen auftreten, was die Diagnose erschwert. Als Spätfolgen stehen Reizdarm-Syndrom oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen im Verdacht. Bei diesem Erreger reicht schon eine sehr geringe Keimzahl für eine Erkrankung aus! Meist ist keine Behandlung erforderlich, in schweren Fällen kommen Antibiotika zum Einsatz. 
Auch dieser Keim stammt meist aus dem Darmtrakt von Geflügel oder anderen Nutztieren und kann beim Schlachten auf das Fleisch oder in Milch gelangen. Campylobacter wird durch Erhitzen zuverlässig abgetötet.

EHEC
EHEC, kurz für enterohämorrhagische Escherichia Coli, sind verwandt mit den nützlichen Colibakterien in unserem Darm. Im Unterschied zu diesen lösen EHEC eine akute Darmentzündung aus, teils mit blutigem Durchfall. Bei Kindern kann eine systemische Infektion, das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), zu akutem Nierenversagen führen. 
EHEC kommt im Darm von Wiederkäuern vor und kann durch Gülledünger auf Saatgut übertragen werden. So geschehen bei einem durch Sprossen aus kontaminiertem Bockshornkleesamen ausgelösten deutschlandweiten EHEC-Ausbruch 2011. Sprossen sollte man vor dem Verzehr erhitzen. Auch in Streichelzoos ist Vorsicht geboten, denn erkrankte Tiere zeigen keine Symptome!

Listerien 
Listerien sind eher selten. Gesunde Menschen erkranken in der Regel nicht oder nur leicht, aber bei Schwangeren sind Früh- und Totgeburten möglich. Auch bei Älteren oder bei Immunschwäche treten oft Blutvergiftungen und eitrige Hirnhautentzündungen auf, denn Listerien überwinden die Blut-Hirn-Schranke.  Sie kommen auf Weichkäserinde, in Räucherfisch, Rohmilch oder Rohwurst vor. 

Was tun bei einer Lebensmittelvergiftung?

Hat es einen erwischt, ist es generell wichtig, die verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte wieder zuzuführen. Gerade Kinder und ältere Menschen trocknen schnell aus, insbesondere, wenn es heiß ist oder sie Fieber haben. 

Meist heilen die Erkrankungen innerhalb einiger Tage von selbst ab. Ist das nicht der Fall oder bei Komplikationen wie Blut im Stuhl sollte ein Arzt hinzugezogen werden. 
Infektionen mit allen oben erwähnten Erregern sind meldepflichtig. Sie können noch bis zu mehrere Wochen, teils auch über Monate, mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Bei der Zubereitung von tierischen Lebensmitteln gilt: 
•    Auftauwasser stets auffangen und entsorgen, alle Geräte und Hände mit möglichst heißem Wasser gründlich reinigen. 
•    Roh verzehrte Speisen getrennt zubereiten und stets gründlich waschen.
•    Getrennte Grillzangen für rohes und gegartes Fleisch verwenden. 
•    Keine längere Lagerung von Eierspeisen und Fleischgerichten zwischen 7 und 70 Grad Celsius, kein Warmhalten! Vorsicht bei längerer ungekühlter Lagerung, zum Beispiel auf Buffets!

Seltenere Erreger

Abschließend seien noch zwei Keime erwähnt, die nicht selbst Beschwerden auslösen, sondern ihre Stoffwechselprodukte. Staphylococcus aureus-Toxine sind weniger problematisch, die Symptome wie Durchfall und Erbrechen klingen meist nach einem Tag ab. 

Clostridium botulinum dagegen produziert Giftstoffe, die eine tödliche Atemlähmung verursachen können. Clostridien finden sich in unzureichend erhitzten Konserven, weshalb diese besser nicht zuhause hergestellt werden sollten. Verformte oder beschädigte Konserven gehören sicherheitshalber in den Müll.

Quellen:

https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/lm_LMVergiftung_node.html?cms_thema=Lebensmittelbedingte+Infektionen+und+Intoxikationen

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Salmonellose.html

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Jahrbuch/Jahrbuch_2020.pdf?__blob=publicationFile

https://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps_schutz_vor_lebensmittelinfektionen_im_privathaushalt.pdf

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Campylobacter.html

https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/068-003

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