In Deutschland werden jährlich etwa 100 000 Kinder aufgrund einer Vergiftung behandelt.© Владимир Комок / 123rf.com

Vergiftungen | Kinder

IMMER NOTFALLSET FÜR VERGIFTUNGEN BEI KINDERN IM HAUS HABEN

Es kann innerhalb von Sekunden passieren: Im Haus liegen irgendwo Tabletten oder ähnliches herum, die Kinder nehmen es ohne darüber nachzudenken in den Mund und schlucken es unbeobachtet herunter. Um in einem solchen Fall schnell helfen zu können, ist ein häusliches Notfallset unabdingbar, wie eine Apothekerin bei einem Fortbildungstag den Teilnehmern nun ans Herz legte.

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Für Apothekerin Michaela Röckelein gehören drei Dinge in das Notfallset für Vergiftungen bei Kindern: medizinische Kohle als Pulver, ein flüssiges Entschäumungsmedikament und die Telefonnummer des zuständigen Giftinformationszentrums. Dass die Kohle in Pulverform in das Notfallset gehört, erklärt Röckelein so: „Empfehlen Sie den Eltern eine Bevorratung mit 5g Kohle-Pulver pro Kind im Haushalt. Tabletten im Notfall aufzulösen, dauert viel zu lange und gelingt oft nicht gut“. Zudem sollten alle erwachsenen Personen, die sich öfters im Haus aufhalten, also neben den Eltern, die Großeltern und auch der Babysitter wissen, wo sich das Notfallset befindet, um schnell reagieren zu können.

In Deutschland werden jährlich 100 000 Kinder aufgrund einer Vergiftung behandelt, 20 bis 40 sterben an den Folgen. Am häufigsten werden die Vergiftungen durch Arzneimittel, Putz- und Spülmittel sowie Pflanzen und Zigaretten hervorgerufen. Wirft man speziell einen Blick auf die Arzneimittel, so steht Paracetamol an erster Stelle. Aber auch orale Kontrazeptiva, Antiarrhythmika und Antidiabetika können für Vergiftungen verantwortlich sein.

Apotheker haben für Röckelein die wichtige Aufgabe, Eltern und Betreuer hinreichend zu beraten und zu informieren. „Ganz wichtig ist es, Ruhe zu bewahren, zehn Sekunden ruhig durchzuatmen, und das Kind zu beruhigen“. Auf gar keinen Fall sollte man bei dem Kind Erbrechen auslösen, Milch oder Salzwasser zu trinken geben. Möchte man den Mund oder die Speiseröhre spülen, gibt es die Möglichkeit, dem Kind Leitungswasser, Saft oder eine kleine Menge Tee zu verabreichen.

Sollte man sich nicht sicher sein, am besten immer das nächste Giftinformationszentrum (GIZ) oder den Notruf 112 wählen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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