Ein Puzzle in Form eines Gehirns, bei dem zwei Teile fehlen.
Donanemab könnte das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen. © Designer491 / iStock / Getty Images Plus

Studienergebnisse | Donanemab

ENDLICH NEUES AUS DER ALZHEIMER-FORSCHUNG

Positive Nachrichten rund um Morbus Alzheimer sind rar und Pharmaunternehmen müssen viele Rückschläge in der Forschung hinnehmen. Hoffnung geben vielversprechende Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit dem Antikörper Donanemab.

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Jüngstes Beispiel für einen Rückschlag in der Alzheimer-Forschung ist der Antikörper Aducanumab (BIIB037) von Biogen und Eisai. Erst hatte sich die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) im vergangenen November positiv geäußert. Eine Woche später traf ein von der FDA eingesetztes Expertengremium ein negatives Votum. Eine endgültige Entscheidung muss die FDA bis zum 7. Juni getroffen haben. Auch die Europäische Arzneimittelbehörde muss sich noch entscheiden. Sollte Aducanumab zugelassen werden, wäre es die erste Neuzulassung im Bereich Alzheimer seit fast zwei Jahrzehnten.

Das Gehirn von Alzheimer-Betroffenen: Bereits viele Jahre bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn des Betroffenen Plaques, die aus fehlerhaft gefalteten Beta-Amyloid-(Aβ-)Peptiden bestehen.

Anders als Aducanumab bindet der Antikörper Donanemab (LY3002813) an einen Abschnitt im aggregierten, also falsch gefalteten Beta-Amyloid. Hierdurch soll das in den Amyloid-Plaques befindliche N3-Pyroglutamat-modifizierte Beta-Amyloid gezielt aus dem Gehirn herausgefischt werden. Soweit die Theorie. Praktisch scheint dieser Ansatz sich ebenfalls zu bewähren. Das zeigen Ergebnisse einer Phase-II-Studie.

Die Studie
272 Patient*innen mit symptomatischer Alzheimer-Erkrankung im frühen Stadium nahmen teil. Bei allen Teilnehmer*innen wurden mit einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET) tau- und Amyloid-Ablagerungen nachgewiesen. Innerhalb eines Zeitraums von 72 Wochen bekamen die Teilnehmer alle vier Wochen intravenös Donanemab oder ein Placebo. Währenddessen erfolgten PET-Scans und die Patienten absolvierten kognitive Tests. Nach 76 Wochen wurden die Kognition und Alltagsfunktionen der Gehirne der Betroffenen mit der „Integrated Alzheimer's Disease Rating Scale (iADRS)“ erfasst.

Das Ergebnis
Unter Donanemab war der kognitiv-funktionelle Abbau bezogen auf die iADRS-Werte im Laufe von 18 Monaten um 32 Prozent geringer als unter Placebo. Somit konnte das Fortschreiten der Erkrankung um etwa ein Drittel reduziert werden. Auch auf anderen Kognitions- und Funktionsskalen zeigten sich für den Antikörper Vorteile. Zudem zeigte sich unter Donanemab eine Reduktion der Amyloid-Plaques um 84 Zentiloide im Vergleich zum Ausgangswert. Forscher bedienen sich der Zentiloid-Methode, um die in der Bildgebung gemessenen Amyloid-Werte auf einer Skala zu standardisieren und vergleichen zu können.

Das Sicherheitsprofil
In der Donanemab-Gruppe trat bei 26,7 Prozent ein in der Kernspintomografie erkennbares Hirnödem (Amyloid-related Imaging Abnormality Edema, ARIA-E) auf. Häufiger als in der Placebogruppe mit 0,8 Prozent. Ein ARIA-E kommt durch einen Anstieg der Extrazellularflüssigkeit im Gehirn infolge einer erhöhten Durchlässigkeit der Kapillaren zustande. Allerdings ist diese Nebenwirkung schon von anderen „Alzheimer-Antikörpern“ bekannt.

Inzwischen ist eine weitere Phase-II-Studie mit rund 500 Patienten angelaufen. Die Forscher rechnen mit ersten Ergebnissen Ende 2023.

Sabrina Peeters,
freie Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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