Unsere Gesellschaft wird immer älter – Alzheimer-Erkrankungen rücken daher zukünftig noch weiter in den Fokus der Forschung. © Ocskaymark / iStock / Getty Images Plus

Innovation | Neurologie

AMERIKANISCHE FIRMA WILL ZULASSUNG FÜR ALZHEIMER-IMPFSTOFF BEANTRAGEN

Prognosen zufolge könnten 2050 allein in Deutschland drei Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt sein. Auf Basis neuer Studienergebnisse möchte die amerikanische Firma Biogen den Wirkstoff Aducanumab als Alzheimer-Impfstoff zulassen – Münchner Forscher warnen vor zu großen Hoffnungen.

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„Es wäre ein absolutes Novum, wenn mit Aducanumab bei einem bestimmten Patientenkreis der Verlauf der Erkrankung abgebremst werden kann“, sagt Dr. Katharina Bürger, Oberärztin der Gedächtnisambulanz am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD). „Allerdings sollten wir nicht voreilig zu große Hoffnungen schüren.“ Die Forscher des LMU Klinikums waren an den klinischen Studien zu dem Antikörper Aducanumab beteiligt. In ihren Augen müssten die Ergebnisse der Studie noch weiter ausgewertet und beurteilt werden bevor man so weitreichende Schlüsse daraus zieht. „Den Studienerfolg muss man vor dem Hintergrund einordnen, dass die Studie vorzeitig aufgrund einer Interimsanalyse abgebrochen wurde. Der jetzige Datensatz ist somit kleiner als geplant“, erläutert Prof. Michael Ewers, Leiter der Alzheimer Bildgebungsforschung am ISD.

„Der Wirkstoff bindet an Protein-Klumpen, sogenannte Amyloidplaques, die sich bei einer Alzheimer-Erkrankung im Gehirn ansammeln und die Nervenzellen beschädigen“, erläutert Prof. Christian Haass, Lehrstuhlinhaber für Biochemie an der LMU und Sprecher des DZNE-Standorts München. „Dadurch wird eine Immunantwort stimuliert und diese Ablagerungen werden abgebaut.“ Den Forschern zufolge zeige der Wirkstoff lediglich in hoher Dosis und bei solchen Patienten mit leichten Krankheitsanzeichen Effekte, zudem treten auch unerwünschte Wirkungen auf, die den Alltag der Betroffenen beeinträchtigen. Aus diesen Gründen könnte noch nicht abschließend gesagt werden, wann, ob und für welchen Patientenkreis der Wirkstoff zugelassen werden wird. Die beiden Phase-II-Studien der Firma Biogen – an denen insgesamt 21 Patienten des ISD beteiligt waren – wurden im Frühjahr 2019 frühzeitig gestoppt und als Fehlschlag eingestuft. Eine erneute Datenanalyse soll nun jedoch gezeigt haben, dass hohe Dosen Aducanumab in der Lage seien, den kognitiven Rückgang von Patienten im Frühstadium zu reduzieren. Die Firma will daher für 2020 die Zulassung als Impfstoff beantragen.

„Im Moment bedeutet die Ankündigung Hoffnung für die Zukunft“, sagt Dr. Katharina Bürger, die eine der Aducanumab-Studien am ISD geleitet hat. „Wie lange es bis zu einer Zulassung des Wirkstoffes dauert und wie die Zulassung dann aussieht, ist aktuell nicht bekannt und schwer abschätzbar.“ In Europa liege bislang noch kein Antrag auf ein Prüfverfahren vor.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quelle: www.deutschesgesundheitsportal.de

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