Eine Frau und ein Mann sitzen mit Abstand an den Enden einer Bank, beide tragen Mund-Nasen-Masken.
Abstand halten, Mund-Nasen-Masken tragen - übertrieben oder genau richtig? Forscher konnten nun nachweisen, dass die Kontaktbeschränkungen wirkungsvoll waren. © kzenon / iStock / Getty Images Plus

Pandemie | Politik

CORONA-MASSNAHMEN WAREN WIRKUNGSVOLL

Die Herangehensweise der Regierung an die SARS-CoV-2-Pandemie steht in der Kritik. War der Shutdown übertrieben oder gerade richtig? Eine Forschergruppe aus Göttingen hat sich mit dieser Frage und dem sogenannten Präventionsparadoxon beschäftigt.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Nachrichten aus China und Italien schürten noch vor wenigen Wochen in Deutschland die Angst, auch hierzulande könne das Coronavirus sich so rasch ausbreiten, dass unser Gesundheitssystem überlastet würde. Die Bundesregierung reagierte rasch und verabschiedete Maßnahmenpakete, die die Übertragung verlangsamen sollten. Die Infektionszahlen blieben überschaubar und haben sich mittlerweile recht konstant bei etwa 1000 Neuinfektionen pro Tag eingependelt. Erste Lockerungen werden nach und nach zugestanden. Bei einigen weckt dies Zweifel daran, ob die Einschränkungen überhaupt jemals notwendig waren. Gerade weil die Maßnahmen greifen, gibt es keinen Beleg für ihre Wirksamkeit – das Präventionsparadoxon. Die Akzeptanz der Ausgehbeschränkungen sinkt vielerorts.

Eine Gruppe von Forschern um Jonas Dehning vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen konnte nun jedoch die sinkenden Infektionszahlen genau in Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen der Bundes- und Länderregierungen bringen. Die Wissenschaftler betrachteten die Covid-19-Fallzahlen und konnten die Epidemie in vier Phasen unterteilen. Sie bezogen mit ein, dass Neuinfektionen erst mit etwa einer Woche Verzögerung gemeldet werden, da die Inkubationszeit mehrere Tage beträgt und auch die Testauswertung bis zu drei Tage benötigt. So kamen sie zu einem präzisen, wenn auch nicht überraschenden Ergebnis:

„Wir haben klare Belege für drei Veränderungspunkte im Epidemieverlauf gefunden“, verkünden die Forscher. Der erste Veränderungspunkt trat etwa am 7. März ein, die Wachstumsrate halbierte sich. „Dieses Datum stimmt mit dem Timing der ersten Regierungsmaßnahmen überein, zu denen die Absage von Großveranstaltungen gehörte, aber auch mit der erhöhten Wachsamkeit der Bevölkerung“, berichtet Dehning. Der zweite Einschnitt ereignete sich um den 16. März und senkte die Wachstumsrate auf knapp über Null. „Dieser zweite Change Point passt zum Timing des zweiten Maßnahmenpakets, bei dem Schulen und einige Geschäfte geschlossen wurden“, so das Forschungsteam. Die dritte Änderung zeigte sich schließlich am 24. März: „Dieses Datum passt zum Inkrafttreten des dritten Maßnahmenpakets mit den Kontaktsperren und der Schließung aller nicht essenziellen Geschäfte. Erst nach dieser dritten Intervention sank die mittlere Wachstumsrate unter Null und zeigte so ein Absinken der Neuinfektionen an“, meinen die Wissenschaftler.

Damit zeigten die Eindämmungsmaßnahmen nach Ansicht der Forscher deutliche Auswirkungen auf das Epidemie-Geschehen. „Die ersten Effekte der Lockerungen vom 20. April sehen wir erst seit Kurzem in den Fallzahlen. Und bis wir die Lockerungen vom 11. Mai bewerten können, müssen wir ebenfalls zwei bis drei Wochen warten“, geben die Wissenschaftler zu bedenken.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quelle: Wissenschaft.de

×