Ein Taschenrechner liegt auf einem Tisch.
Das Apothekenrechenzentrum AvP ist zahlungsunfähig. © Kanizphoto / iStock / Getty Images Plus

Verfahren | Bezahlung

AVP IST INSOLVENT

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am 14. September Ralf R. Bauer als Sonderbeauftragten bei der AvP Deutschland GmbH eingesetzt und ihm die Geschäftsführung übertragen. Dieser hat einen Tag später einen Insolvenzantrag gestellt.

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Die Insolvenzanmeldung des Apotheken-Abrechners AvP hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. „Wir ermitteln gegen zwei Beschuldigte wegen Bankrotts“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am 21. September auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Um wen es sich bei den Beschuldigten handelt, wollten die Ermittler nicht sagen. In Haft sei derzeit aber keiner der Verdächtigen. Beim Bankrott handelt es sich um eine betrügerische Insolvenz, vor der Vermögenswerte beiseite geschafft wurden. Der von der Finanzaufsicht Bafin eingesetzte Sonderbeauftragte Ralf R. Bauer hatte die Geschäftsführung der AvP übernommen und zeitnah Insolvenzantrag beim Amtsgericht Düsseldorf gestellt. Seit dem 13. September hatte zunächst der ebenfalls kurzfristig bestellte Markus Feck die Geschäfte beim Rechenzentrum geleitet, nachdem AvP-Inhaber Mathias Wettstein den bisherigen Geschäftsführer Jochen Brocher entlassen hatte.

Das Unternehmen reichte die Rezepte gebündelt bei den Kassen ein und leitete die Beträge der Krankenkassen an die Apotheken weiter. Eigentlich sollten die Gelder der Apotheken dabei auf Treuhandkonten vor unbefugtem Zugriff geschützt sein. In der vergangenen Woche hatte AvP die Abschlagszahlung nicht überwiesen, am 18. September hieß es, das Geld sei auf dem Weg. Jetzt ist klar: Die BaFin hat die Kontrolle beim Rechenzentrum übernommen. 

Durch die Insolvenz von AvP könnten Apotheken reihenweise in die Zahlungsunfähigkeit schlittern. Bis zu 3500 Apotheker, das ist etwa jeder sechste in Deutschland, war AvP-Kunde. Einer Schätzung zufolge schuldet der Abrechner ihnen im Durchschnitt 120 000 Euro. Das wären mehr als 400 Millionen Euro. In Einzelfällen sollen Apotheker sogar auf mehr als eine Million Euro Umsatz warten.

Der von der BaFin eingesetzte Geschäftsführer Ralf R. Bauer hat sich mit einem Rundschreiben an die Apotheken gewandt:

„Der Gang zum Amtsgericht ist kein einfacher, ließ sich aber in Anbetracht der aufgelaufenen operativen und finanziellen Schwierigkeiten nicht vermeiden“, so Bauer. Gemeinsam mit dem Insolvenzvertreter Dr. Jan-Philipp Hoos prüfe er, ob eine Fortführung des Unternehmens im Ganzen oder in Teilen unter Berücksichtigung der insolvenzrechtlichen Rahmenbedingungen möglich ist.

„Wir bitten Sie daher noch um etwas Geduld und dies in völliger Klarheit, dass die AvP Deutschland GmbH diese bereits in den vergangenen Wochen erheblich strapaziert hat. Viele von Ihnen halten der AvP Deutschland GmbH seit langen Jahren als Kunden die Treue. Seien Sie versichert, dass wir alles dafür tun werden, um die Interessen der Gläubiger im Rahmen des Insolvenzverfahrens bestmöglich zu wahren. Sobald wir Neuigkeiten haben, werden wir unverzüglich auf Sie zukommen.“

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quellen:
dpa
https://m.www.apotheke-adhoc.de/nc/nachrichten/detail/markt/avp-insolvenzantrag-gestellt/
https://m.www.apotheke-adhoc.de/nc/nachrichten/detail/markt/avp-bafin-beauftragter-schreibt-an-apotheken

 

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