Eine Aktenmappe in einer Hängeregistratur ist mit "Insolvenz" beschriftet.
Das Rezeptabrechnungsunternehmen AvP ist insolvent - wie viel Geld wann an die wartenden Apotheken ausgezahlt werden kann, ist noch unklar. © Ralf Geithe / iStock / Getty Images Plus

AvP-Pleite | Rezeptabrechnungen

ARME APOTHEKEN: EIN TEIL DES GELDES IST NUN FUTSCH

Es schlug ein wie eine Bombe: die Insolvenz des Apotheken-Rechenzentrums AvP. Jetzt herrscht Chaos, denn einige Apotheken haben noch Geld aus ihren Rezepten bekommen, andere nicht. Selbst der Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoss steigt manchmal nicht mehr so recht durch.

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Am Abend des 7. September kam der Shutdown: Die AvP konnte ihren 3500 angeschlossenen Apotheken kein Geld mehr auszahlen. Vorher herrschte hinter den Kulissen hektische Betriebsamkeit: Ein Mitglied des Aufsichtsrates hatte seinen Geschäftsführer und zwei Vorstände entlassen und regierte freihändig im Unternehmen. Sobald wieder Guthaben auf den AvP-Konten war, überwies der Chef, nach welchem System auch immer, um die 200 Millionen Euro an einzelne Apotheken. Die nun Glück gehabt haben: Da sie die Beiträge nicht aktiv und in Kenntnis der drohenden Insolvenz gezogen haben, müssen sie wohl nicht mit Rückforderung rechnen.

Bei der Zahlungsunfähigkeit des Dienstleisters geht es um sehr viel Geld. Die AvP hat nach eigenen Angaben ein jährliches Abrechnungsvolumen von mehr als sieben Milliarden Euro – auf den Monat gerechnet entspricht das einem Betrag von circa 580 Millionen Euro. Nach Eintritt der Katastrophe ist ein dreistelliger Millionenbetrag offen – und kein Mensch weiß, ob die Apotheken ihr Geld aus der Insolvenzmasse erhalten. Hoos sagt dazu: „Selbst wenn man die Rezepte addiert mit den Guthaben auf den Konten, wird es nicht zu einer Vollbefriedigung der Apotheken kommen. Es fehlt also Geld. Um welche Beträge es sich handelt, das kann ich heute noch nicht sagen.“ Hoos und der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin eingesetzte Sonderbeauftragte Dr. Ralf Bauer müssen sich zunächst einen Überblick verschaffen, alle Forderungen und Ansprüche klären. Zu allem Überfluss ermittelt auch noch die Staatsanwaltschaft gegen zwei Beteiligte.

Selbst wenn man die Rezepte addiert mit den Guthaben auf den Konten, wird es nicht zu einer Vollbefriedigung der Apotheken kommen. Es fehlt also Geld.

Jetzt wird alles erst einmal langwierig geprüft. Und so lange der Fall vor Gericht ist, kann kein Geld ausgezahlt werden. Hoss weiß zwar um den hohen Druck und den Liquiditätsbedarf der angeschlossenen Offizinen, doch: „Wenn das gerichtlich durchgefochten wird, dann sind die Guthaben auf lange Zeit geblockt, bis so ein Rechtsstreit abgeschlossen ist.“ Eine gute Nachricht hat er aber doch: „Die Gelder, die möglicherweise Apotheken zustehen, auch aus weiteren Rezeptabrechnungen, werde ich nicht anfassen und sie werden sich nicht reduzieren. Die Gelder werden säuberlich separiert auf echten Separierungskonten und stehen den Apothekern zur Verfügung.“

AvP hat die Apothekenabrechnung zwar eingestellt – doch das Krankenhausgeschäft soll komplett weitergeführt werden. Ungefähr 70 Klinikapotheken sind hier betroffen, auch hier fehlt aber ein zweistelliger Millionenbetrag. Aufgrund der gesonderten Prozeduren vergehen bis zur Erstattung zwischen vier und acht Wochen – der August-Ausfall könnte also womöglich erst in der Oktoberabrechnung auftauchen. Betroffen ist hier natürlich nur der ambulante Bereich; stationär abgegebene Arzneimittel werden über die Pauschalen abgegolten.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/apothekenpraxis/avp-193-millionen-euro-wurden-noch-ausgeschuettet/
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/apothekenpraxis/avp-apotheker-muessen-jahre-auf-ihr-geld-warten/

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