Eine Frau im blauen Pullover hustet
Husten ist nur ein Symptom, hinter dem sich auch ernsthafte Erkrankungen verbergen können. © Highwaystarz-Photography / iStock / Getty Images Plus

Gesundheit | Pertussis

AUCH BEI ERWACHSENEN AN KEUCHHUSTEN DENKEN

Bei drei von hundert Erwachsenen steckt hinter akutem Husten eine Infektion mit Bordetella pertussis – Keuchhusten. Was zunächst mit Reizhusten-Symptomen beginnt, kann schnell mit Komplikationen enden. Doch bis die meisten zum Arzt gehen, ist die Infektion oft schon fortgeschritten.

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Aber auch bei Kindern wird Pertussis nach wie vor verspätet erkannt, gerade für die Kleinsten stellt dies ein großes gesundheitliches Risiko dar. Die häufigste Komplikation, vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern und Senioren, ist die Pneumonie, meist durch eine bakterielle Superinfektion ausgelöst. Erwachsene und größere Kinder haben eher zusätzlich mit Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen, Inkontinenz, Hernien oder Rippenfrakturen zu kämpfen. Bei Husten, der mindestens zwei Wochen anhält, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Vor allem, wenn mindestens noch ein weiteres der folgenden Symptome auftritt:

  • Hustenanfälle, Stakkatohusten, häufig nachts
  • Keuchen während des Einatmens, Giemen, Jauchzen
  • Erbrechen nach dem Husten ohne erkennbaren Grund (zäher Schleim)
  • Apnoe mit oder ohne Zyanose (bei Kindern unter einem Jahr)

In der Regel lässt sich Keuchhusten gut klinisch diagnostizieren, ein Erregernachweis dient nur der Absicherung und darf vor allem die Therapie nicht verzögern, erklärt das Forscherteam um Dipesh P. Gopal vom Barts and The London School of Medicine and Dentistry. Neben einer Bakterienkultur könne auch eine Polymerasekettenreaktion oder Serologie durchgeführt werden. Letztere bringe allerdings nichts, wenn der Patient im letzten Jahr geimpft wurde.

Da Apnoe und Pneumonie lebensbedrohliche Komplikationen darstellen, rät das Team bereits bei Verdachtsfällen Kinde unter sechs Monaten ins Krankenhaus zu schicken. Bei zusätzlichen Herz- oder Atemproblemen sollte auch eine stationäre Aufnahme von Erwachsenen und Jugendlichen erwogen werden.

Eine symptomatische Therapie gibt es leider bislang nicht – durch den Husten muss man durch. Lutschpräparate, Tees oder weitere Helferchen aus dem OTC-Sortiment können die gereizten Schleimhäute allerdings beruhigen und für Linderung sorgen. Eine Antibiose ist trotzdem sinnvoll. Sie kann das Übertragungsrisiko senken, wenn sie innerhalb von 21 Tagen nach Symptombeginn angesetzt wird. Unbehandelt kann die Ansteckungsgefahr über mehrere Wochen anhalten. Pertussis ist hochkontagiös – die Übertragung via Tröpfcheninfektion kann über einen Abstand von bis zu einem Meter erfolgen. Gopal und sein Team empfehlen drei bis fünf Tage Azithromycin oder Clarithromycin beziehungsweise Erythromycin für sieben Tage. Da trotz Antibiose in den ersten zwei Tagen eine Ansteckung von den Infizierten ausgeht, sollten öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen gemieden werden.

Und Schwangere? Im ersten Trimenon besser keine Antibiose, im dritten schon (Erythromycin), um das Übertragungsrisiko auf das Neugeborene zu verhindern. An diese sogenannte Chemoproyphylaxe sollte auch gedacht werden, wenn es um gefährdete Personen gibt, die mit Infizierten Kontakt haben. Stecke ich mich also mit Pertussis an und nehme selbst Azithromycin, senkt dies das Ansteckungsrisiko bereits. Sollte ich allerdings engen Kontakt mit beispielsweise ungeimpften Säuglingen, Schwangeren jenseits der 32. Woche, Immunsupprimierten oder ungeimpften Personen mit Atemwegserkrankungen haben, wird diesen empfohlen ebenfalls Antibiotika einzunehmen, präventiv.

Laut der Studienautoren lassen sich fast 80 Prozent der Keuchhusten-bedingten Todesfälle durch eine Impfung verhindern. Die STIKO empfiehlt eine möglichst frühe Impfung aller Säuglinge und Kleinkinder: Je eine Impfung im Alter von zwei, drei und vier Monaten plus eine weitere zwischen dem elften und vierzehnten Monat. Es entsteht allerdings keine lebenslange Immunität, Auffrischimpfungen sollten zwischen dem fünften und sechsten sowie dem neunten und siebzehnten Lebensjahr erfolgen. 5 bis 6 Jahren und dann noch mal zwischen 9 und 17 Jahren erfolgen. Als Erwachsener kann Pertussis in einer Kombination mit Tetanus geimpft werden.

Farina Haase,
Apothekerin/Redaktion

Quellen: Gopal DP et al. BMJ 2019; 364: I401 aus der Medical Tribune, 54. Jahrgang, Nr. 16,                     18.April 2019; 14
             Robert Koch-Institut 

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