ÄRZTE SOLLEN MEHR PLACEBOS EINSETZEN

«Placebo wirken stärker und sehr viel komplexer als bisher angenommen. Ihr Einsatz ist von enormer Bedeutung für die ärztliche Praxis», so Professor Dr. Christoph Fuchs, Hauptgeschäftsführer der BÄK, Anfang März in Berlin.

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Dort stellte eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftlichen BÄK-Beirats eine umfangreiche Untersuchung dazu vor. Die Bundesärztekammer  rät ihren Mitgliedern, den Placebo-Effekt stärker für die Therapie zu nutzen. Bereits im Studium und später auch in der ärztlichen Weiterbildung sollte das Thema eine größere Rolle spielen, fordern die Autoren. Denn: «Mit dem Einsatz von Placebo lassen sich erwünschte Arzneimittelwirkungen maximieren, unerwünschte Wirkungen von Medikamenten verringern und Kosten im Gesundheitswesen sparen», so Professor Dr. Robert Jütte, der die Arbeitsgruppe leitete.

Zwar sei bis heute nicht erschöpfend geklärt, wie ein Placebo genau funktioniert. Aber der günstige Effekt sei hirnphysiologisch und -anatomisch lokalisierbar, hieß es. So legten viele Studien nahe, dass vor allem eine Aktivierung der Stirnlappen die Wirkweise erklären. Diverse Studien belegten zudem, dass der Effekt bereits in unterschiedlichster Form in der therapeutischen Praxis angewandt werde: So zeige eine aktuelle Studie aus der Schweiz, dass 57 Prozent der dortigen Hausärzte auch sogenannte Pseudo-Placebos, Arzneistoffe mit sehr niedriger Wirkstoffdosis, einsetzen. 17 Prozent geben ihren Patienten auch mal reine Zuckerpillen.

Ethisch sei die bewusste Anwendung solcher Scheinmedikamente vertretbar, meinen die BÄK-Experten. Allerdings unter bestimmten Voraussetzungen: Nur dann, wenn es für den speziellen Fall keine geprüfte Pharmakotherapie gebe, der Patient nur geringe Beschwerden habe und Aussicht auf Erfolg der Behandlung bestehe. Auf eine Aufklärung des Patienten über Nutzen und Risiken dürfe zudem nicht verzichtet werden, betonte Jütte. Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de

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