Rund ums Stillen
9 Minuten
01. November 2025
LERNZIELE
In dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditieren Fortbildung erfahren Sie:
- warum Stillen das Beste für Säuglinge ist,
- welche Artikel aus Ihrer Apotheke das Stillen unterstützen können und
- wann mechanische und wann elektrische Milchpumpen eingesetzt werden.
Die Vorteile sind klar: In der Muttermilch sind alle für den Säugling notwendigen Nährstoffe enthalten. Die Zusammensetzung und der Energiegehalt der Muttermilch passt sich kontinuierlich dem Bedarf des Babys an. Außerdem bekommt der Säuglinge beim Stillen einen Nestschutz durch die Abwehrkörper der Mutter gegen sehr viele Infektionskrankheiten und Allergien. Der Aufbau des Mikrobioms des kindlichen Darmes wird darüber hinaus durch die in der Muttermilch enthaltenen präbiotische Oligosaccharide gefördert. Diese sind eine Nahrungsquelle für „gute“ Darmbakterien, die krankmachende Bakterien verdrängen und die Abwehrkräfte des Babys stärken. Dazu kommt, dass spezielle Fettsäuren die Entwicklung des kindlichen Gehirnes fördern. Man darf auch nicht vergessen, dass durch den engen Hautkontakt die Mutter-Kind-Bindung gestärkt wird und dass die beim Stillen freigesetzten Hormone bei der Rückbildung der Gebärmutter helfen. Außerdem ist Stillen preiswert. Da Mütter und Kinder heutzutage schon wenige Tage nach der Geburt aus dem Krankenhaus entlassen werden und Hebammen zur Nachbetreuung immer schwerer zu finden sind, können Sie mit Ihren Tipps und Medizinprodukten aus Ihrer Apotheke wertvolle Hilfe leisten und dabei helfen, dass das Stillen nicht vorzeitig beendet wird.
Bei wunden Brustwarzen – Brusthütchen
Das Stillen findet gerade anfangs sehr häufig am Tag statt und ist für die Haut der Brustwarzen ungewohnt. Oft reicht zur Pflege ein Tropfen der eigenen Muttermilch, aber manchmal wird die Haut so wund, dass das Stillen Schmerzen bereitet. Nach dem Stillen können wunde Brustwarzen mit speziell für sie bestimmten Pflegecremes behandelt werden. Die Grundlage bildet häufig Lanolin, das auch für den Säugling unbedenklich ist. Einen zusätzlich kühlenden Effekt bieten Brustwarzenkompressen. Sie sind mit einer wässrigen Lösung oder einem Gel getränkt und enthalten beruhigende Inhaltsstoffe wie Aloe vera. Kleine Pröbchen der Produkte wären passende Give-aways für junge Mütter.
Wenn die Entzündung stark vorangeschritten ist oder das Kind sehr häufig die Brust verlangt und die Brust immer wunder wird, können Brusthütchen helfen. Die Haut erhält so die Zeit sich zu regenerieren. Weitere Einsatzgründe für Brusthütchen sind sehr flache Brutwarzen, an die das Baby nicht gut andocken kann oder infektiöse Entzündungen im Mund des Säuglings (z.B. Soor). Bis zur Abheilung der Infektion können hier vorübergehend Brusthütchen verwendet werden, um die Übertragung der Infektion auf die Mutter zu verhindern.
Bei unbeabsichtigtem Austritt von Milch – Stilleinlagen
Auch Mütter, die keine Probleme mit dem Stillen haben, legen gerne Stilleinlagen in den Still-BH, da es ab und zu auch zwischen den Stillmahlzeiten des Babys zum unerwarteten Austritt von etwas Muttermilch kommen kann. Das kann in bestimmten Situationen natürlich unangenehm sein und erhöht auf alle Fälle die Wäscheberge. Sensibilisieren sie Mütter dafür, dass während einer Stillmahlzeit an der einen, simultan an der anderen Brust auch Milch austreten kann. Es sollte daher immer nur die Stilleinlage entfernt werden, an der auch gestillt wird. Für unterwegs können Sie sehr dünne Einmalprodukte empfehlen, die in ihrem Aufbau Inkontinenzartikeln oder Babywindeln gleichen. Der Haut zugewandt befindet sich bei Qualitätsprodukten ein hautfreundliches Vlies, das die Haut trocken hält und die Milch in den Saugkern weiterleitet. Dieser besteht aus einem Superabsorber, der ein Vielfaches seines Eigengewichtes aufnehmen kann. Das dabei entstehende Gel gibt auch bei Bewegung oder unter Druck die aufgenommene Flüssigkeit nicht wieder frei. Zur Wäsche hin schließt ein gutes Einmalprodukt mit einer semipermeablen Schicht ab, die zwar flüssigkeitsundurchlässig, aber dennoch atmungsaktiv ist. Zum sicheren Befestigen gibt es kleine Klebestreifen. Für zu Hause werden oft waschbare Modelle aus Mull bevorzugt. Das reduziert die Müllmenge und ist nachhaltiger. Für Frauen mit wunden Brustwarzen gibt es auch Produkte aus Baumwoll-Seide-Mischungen. Informieren Sie für den Alltagsgebrauch darüber, bei welcher Temperatur die Artikel gewaschen werden sollen und ob sie trocknergeeignet sind.
Für gelegentliches Milchabpumpen – Handmilchpumpen
Wenn ab und zu Milch abgepumpt werden soll, sind rein mechanische Milchpumpen praktisch. Sie sind recht klein, einfach zu handhaben und auch für unterwegs gut geeignet. Sie werden oft von Müttern benutzt, die nach der Anfangszeit mit dem Neugeborenen ab und zu wieder etwas Zeit außer Haus ohne das Baby verbringen wollen. Außerdem benötigen manche Frauen die Handmilchpumpe, um einen Milchstau oder gar eine Brustentzündung zu vermeiden. An viele Modelle kann ein Babyfläschchen angeschraubt werden, in dem die Milch direkt aufgefangen wird. Diese Milch kann unter hygienischen Bedingungen gekühlt aufbewahrt und später gegeben werden, natürlich auch von anderen Personen, um der stillenden Mutter mehr Freiheit zu ermöglichen. Die abgepumpte Milch kann sogar eingefroren und dem Kind nach langsamem Auftauen in einem frischen Fläschchen gegeben werden. Zum Einfrieren eignen sich neben den Fläschchen auch spezielle Gefrierbeutel (Muttermilchbeutel), die wie Messbecher mit einer Skala versehen und leicht ausgießbar sind. Empfehlen Sie Handpumpen-Modelle, die spülmaschinentauglich sind und sich mit Wasserdampf sterilisieren lassen. Auch die einfache Regulation der Pumpstärke und ein sicheres Abstellen ohne umzukippen sollten gewährleistet sein.
Fürs regelmäßige Abpumpen – elektrische Milchpumpen
Sie kommen zum Einsatz, wenn längerfristig regelmäßig und effektiv Milch abgepumpt werden soll. Das ist beispielsweise bei Frühgeborenen der Fall, die noch nicht die Kraft haben, selbst zu saugen. Die Milchpumpe simuliert durch den Pumprhythmus und ein leichtes Massieren der Brust die natürlichen Saugbewegungen des Neugeborenen, wodurch der Milchfluss auch ohne Beisein des Babys in Gang kommt. Auch wenn die Mutter wegen einer Erkrankung bestimmte Arzneimittel einnehmen muss, kann eine elektrische Milchpumpe zum Einsatz kommen, denn das Baby darf dann in dieser Zeit oft nicht gestillt werden. Um den Milchfluss aufrechtzuerhalten, wird die Milch regelmäßig abgepumpt. Dadurch wird das abgestimmte System aus Angebot und Nachfrage aufrechterhalten und der Milchfluss versiegt nicht. Die abgepumpte Milch wird vorübergehend verworfen. Nachdem die Arzneimittel der Mutter abgesetzt worden sind, kann das Baby nach einer vom Arzneimittel abhängigen Wartezeit dann wieder wie gewohnt gestillt werden oder die abgepumpte Milch wird mit einem Fläschchen gegeben.
Da oft nicht absehbar ist, wie lange abgepumpt werden muss, werden Leihgeräte aus der Apotheke gerne angenommen. Wenn ein medizinischer Grund vorliegt, wird hierfür ein Hilfsmittelrezept für vier Wochen ausgestellt. Wird die Milchpumpe länger benötigt, kann ein Folgerezept ausgestellt werden. Falls Ihre Apotheke Milchpumpen verleiht, muss jedes einzelne Gerät nummeriert und in das Hilfsmittelregister Ihrer Apotheke eintragen werden. Dort wird jeder Verleih sowie die Reinigung, Desinfektion und Funktionsüberprüfung nach dem Zurückbringen genau dokumentiert.
Da der Umgang mit Hilfsmittelrezepten an sich schon umständlich ist, sollten alle in Frage kommenden Mitarbeiter über die gesamten Vorgänge rund um den Verleih vorab gut informiert sein. Damit ist neben der Bedienung des Geräts das Ausfüllen eines Mietvertrages mit Durchschlag, der Ablage- oder Speicherort für den Mietvertrag, die Entgegennahme einer Kaution in konkreter Höhe sowie der Verkauf von individuellen Ansatzstücken, die aus hygienischen Gründen nicht verliehen, sondern von der Kundin gekauft werden müssen, gemeint. Dass alle betroffenen Mitarbeiter gut geschult sind, ist deshalb so wichtig, weil für die betroffenen Eltern alles oft komplettes Neuland ist. Meist sind es übermüdete frischgebackene Väter, die zu Ihnen kommen. Wenn dann quengelnde Geschwisterkinder dabei sind, wird es noch unruhiger. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie nicht lange nach einem freien Gerät und den Vertragsunterlagen suchen müssen und sich bei der Abwicklung auskennen. Dann kann dieser Erstkontakt ein guter Start mit neuen Stammkunden sein.
Große Auswahl
Viele Mütter möchten oder müssen heute gleich nach der Mutterschutzzeit wieder arbeiten und lassen ihr Baby vom Vater oder anderen Vertrauenspersonen mitbetreuen. Trotzdem wollen viele von Ihnen nicht aufs Stillen verzichten und setzen dafür eine elektrische Milchpumpe ein. Sie können das unterstützen, indem Sie auf die verschiedensten Arten dieser Pumpen hinweisen, die auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse eingehen. Einige Geräte sind besonders leise, sodass ein diskretes Abpumpen unterwegs oder am Arbeitsplatz ermöglicht wird. Auch am Gewicht oder der Größe der Geräte hat sich einiges getan: Es gibt inzwischen einige leichte und kleine Geräte, die bequem in kleine Handtaschen passen.
Einige Milchpumpen besitzen derart kleine Motoren, dass sie zusammen mit den passenden Auffangschalen in spezielle Pump-Still-BHs gesteckt werden können. Das ermöglicht es, während des Pumpvorgangs die Hände frei zu haben (Handfree) und sich währenddessen zu bewegen, mit Geschwisterkindern zu beschäftigen oder leichte Arbeiten zu verrichten. Auch auf das Vorhandensein von Steckdosen muss keine Frau mehr angewiesen sein, denn es gibt einige Geräte mit Akku. Dabei sollten Sie aber bei Ihrer Beratung auf die Akkulaufzeit hinweisen, die je nach Pumpprogramm unterschiedlich ist. Vor dem ersten Einsatz außer Haus sollte diese Zeit bei der individuellen Einstellung des Gerätes ausprobiert werden. Da jede Frau unterschiedliche Bedürfnisse hat, ist es wichtig, diese bei der Beratung ernst zu nehmen und passgenaue Lösungen anzubieten. Für manche Kundinnen kann die Art des Brustaufsatzes entscheidend sein, hierfür gibt es besonders weiche Aufsätze aus Silikon. Einer anderen Kundin ist eine einfache Bedienung am wichtigsten oder das Geräusch des Motors.











