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Laktose – besser ohne?

Laktose ist in aller Munde. Auch viele Kunden Ihrer Apotheke sind sensibilisiert und fragen vielleicht nach laktosefreien Arzneimitteln. Ist dies ein berechtigtes Anliegen oder ist es übertrieben?

5 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Juli 2020

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Laktose ist der Fachausdruck für Milchzucker. Unter Laktoseintoleranz versteht man deren Unverträglichkeit aufgrund eines Enzymmangels. Die Folgen sind Verdauungsprobleme mit Symptomen wie Bauchkrämpfe, Durchfälle, Blähungen und Erbrechen. Dadurch kann die Lebensqualität sehr eingeschränkt sein. Deshalb ist es verständlich, dass der erste Impuls der Kunden ist, Laktose zu meiden. Ob dies immer sinnvoll ist, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.

Wie viele Menschen sind betroffen? Bei der primären Form, auch Hypolaktasie genannt, handelt es sich um eine genetische Veranlagung, die im Laufe des Lebens in Deutschland bei 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung ausbricht. Das passiert aus folgendem Grund: Da Laktose ein Disaccharid ist, also aus zwei Kohlenhydrat-Bausteinen besteht, muss es durch das Enzym Laktase vor der Resorption im Dünndarm gespalten werden. Im Laufe des Lebens nimmt bei diesen genetisch entsprechend veranlagten Menschen allerdings die Laktase-Bildung und damit auch die Laktose-Spaltung ab. Dadurch gelangt Laktose in tiefere Darmabschnitte, was zu den oben genannten unangenehmen Folgen führt.

Innerhalb von Europa gibt es für Erwachsene bei der primären Form ein Süd-Nord-Gefälle. Während in Nordeuropa nur etwa 2 Prozent der Bevölkerung betroffen ist, sind es im Mittelmeerraum zwischen 25 und 75 Prozent. Die erwachsene deutsche Bevölkerung befindet sich mit 15 bis 20 Prozent im Mittelfeld. Damit ist hier jeder fünfte bis sechste Erwachsene betroffen. Wesentlich seltener kommt eine sekundäre Laktoseintoleranz vor. Diese entsteht infolge von Darmerkrankungen, die mit Schädigungen der Dünndarmoberfläche einhergehen. Hier ist es vor allem wichtig, so gut wie möglich die Grunderkrankung zu therapieren.

Wie wird Laktoseintoleranz diagnostiziert? Da es sich auch um eine „Modeerkrankung“ handelt, ist eine korrekte Diagnose wichtig. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Ernährungs- und Symptomprotokoll: Für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen wird die Art, Menge und Uhrzeit der Nahrungsaufnahme sowie das Befinden notiert. Diese kostengünstige Maßnahme ist als erster Test sehr sinnvoll.
  2. Atemtest: Bei diesem sehr genauen, aber aufwändigen Test wird eine Menge von genau 50 Gramm (g) Laktose in 250 bis 300 Milliliter (ml) Wasser gelöst und dann oral eingenommen. Vorher wird die Wasserstoff-Konzentration in der Atemluft gemessen, nach der Einnahme in festen Zeitabständen mehrfach erneut gemessen. Wenn der Wasserstoffgehalt in der Atemluft über einen Wert von 20 ppm (parts per million) im Vergleich zum Ausgangswert steigt, wird dies als Laktoseintoleranz gewertet.
  3. Gentest: Eine Bestimmung des Genotyps geht schnell, ist aber teuer und das Ergebnis sagt lediglich aus, wie sich die genetische Bereitschaft zur Bildung von Laktase verhält. Es sagt nichts über die Spaltungsaktivität der Laktase und die Symptome des Patienten aus.
  4. Messung von Blutglucose nach Gabe von Laktose: Dieser Test gilt als überholt, denn das Ergebnis der Glucose, die durch die enzymatische Laktose-Spaltung entstanden ist, kann durch zu viele andere Faktoren beeinflusst und verfälscht werden.
  5. Dünndarmbiopsie: Dieses aufwendige, invasive Verfahren ist nur in internistischen Spezialpraxen oder Kliniken möglich.


Welche Verhaltensmaßnahmen und Therapien sind zu empfehlen? Falls eine Laktoseintoleranz nur vermutet wird, sollten Sie Ihre Kunden zur Abklärung zum Arzt schicken, da hinter den Symptomen auch viele andere Ursachen stecken könnten. Handelt es sich um eine sekundäre Form der Laktoseintoleranz, muss die Grunderkrankung behandelt werden. Hierbei ist das Therapieziel die Rückkehr zur normalen Laktose-Verträglichkeit und zum normalen Laktose-Verzehr. Im Fall der primären genetischen Form bei Erwachsenen ist das Therapieziel ein Ernährungsstil mit laktosearmer, modifizierter Kost. Dabei handelt es sich aber nicht um absolut laktosefreie Ernährung, denn dadurch würde die Restaktivität der Laktase noch weiter zurückgehen.

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