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Laktose – besser ohne?

Laktose ist in aller Munde. Auch viele Kunden Ihrer Apotheke sind sensibilisiert und fragen vielleicht nach laktosefreien Arzneimitteln. Ist dies ein berechtigtes Anliegen oder ist es übertrieben?

5 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Juli 2020

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Welche Strategie gilt bei primärer genetischer Hypolaktasie als zeitgemäß? Eine Vorgehensweise nach dem 3-Phasen-Modell (Karenz, Testphase, Langzeiternährung) hat sich bewährt.

  1. Phase: Karenz – Diese maximal zweiwöchige Phase hat eine weitestgehende Beschwerdefreiheit zum Ziel. Durch laktosearme Ernährung reicht die vorhandene Laktase aus, um die in der Nahrung vorkommende Laktose zu spalten. Eventuell kann dies durch zeitgleiche Aufnahme von Nahrungseiweiß (Protein) oder Nahrungsfett unterstützt werden, wodurch das Anfluten von Laktose im Dünndarm verlangsamt wird und somit weniger Laktase gleichzeitig benötigt wird.
  2. Phase: Testphase – In dieser bis zu sechs Wochen dauernden Zeit sollen die zuvor strikten Diätmaßnahmen verringert werden, um die vorhandene Restaktivität der Laktase besser zu nutzen. Dabei wird jeweils über Zeitabschnitte von drei bis sieben Tagen ein Ernährungsprotokoll geführt, um anhand der Symptome die individuelle Laktoseverträglichkeit herauszufinden. Nach und nach kann so die Lebensmittelauswahl optimiert und den Essgewohnheiten individuell angepasst werden.
  3. Phase: Langzeiternährung – Hierbei wird nicht nur eine dauerhafte Symptomfreiheit angestrebt, sondern auch darauf geachtet, dass auf Dauer der Nährstoffbedarf an Makro- und Mikrobausteinen gedeckt ist. Deshalb sollten Sie zu einer ausgewogenen Ernährung mit einem persönlichen Maximum an Laktose raten.


Welche Fragen und Probleme treten häufig in der Apotheke auf?
Vielen ist nicht klar, dass es sich bei der Laktoseintolerenz (im Gegensatz zur Milcheiweißallergie) um ein mengenabhängiges Problem handelt. Durch die vorhandene Restmenge an Laktase können 10 bis 15 g Laktose pro Tag vertragen werden. Deshalb ist die in einigen Arzneimitteln (vor allem Tabletten) vorhandene Menge, oft als Füllstoff benutzte Laktose allein für sich kein Problem. Nur wenn dadurch die tägliche Gesamtmenge überschritten wird, kann es dadurch zu den unangenehmen Symptomen kommen. Es ist also keineswegs sinnvoll, wegen in Tabletten üblichen Laktosemengen auf wichtige Arzneimittel zu verzichten. Aber natürlich gehört es zu einem guten Service, wenn Sie für Ihre Kunden nach einem laktosefreien Alternativpräparat suchen.

Falls dies zum Beispiel wegen Lieferschwierigkeiten nicht möglich ist, sind die meisten Kunden aber durch die Erklärung des genannten Sachverhaltes zu beruhigen. Laktase-Tabletten oder Kapseln können Sie Ihren Kunden für Situationen mit unvermeidbarer oder schwer zu berechnenden Laktosemengen in der Nahrung empfehlen, zum Beispiel bei Essenseinladungen. Verständlicherweise bevorzugen viele Betroffene dabei Präparate mit besonders hoher Enzymkonzentration, entsprechend bis zu 18 000 Einheiten. Dagegen ist, um sicher vor unangenehmen Überraschungen zu sein, für seltene Ereignisse auch nichts einzuwenden. Bei regelmäßigem Gebrauch wird durch diese hohe Enzymkonzentration aber die körpereigene Restlaktase- Produktion noch mehr reduziert. Dies ist aber unbedingt zu vermeiden! Deshalb sollten Sie Ihren Kunden erklären, dass es für sie besser ist, wenn sie zu einem niedriger dosierten Präparat greifen, um die Restaktivität der eigenen Laktase zu nutzen.

Welche Zusatztipps können Sie Ihren Kunden geben? Mit laktosefreien Milchprodukten haben die meisten Patienten meistens nach kurzer Zeit kaum noch Probleme. Da viele Menschen betroffen sind, hat sich die Industrie darauf eingestellt und so gibt es inzwischen auch in normalen Supermärkten eine Vielzahl von laktosefreien Artikeln. Von diesen sind einige gar nicht nötig, weil gewisse Milchprodukte während ihrer Verarbeitung die vorhandene Laktose verbrauchen und dann im fertigen Produkt sowieso keine bedeutenden Laktosemengen mehr vorhanden sind. Das trifft beispielsweise auf normalen Hartkäse wie Parmesan zu. In diesem Fall ist laktosefreier Hartkäse, der zudem teurer ist, nur eine gut funktionierende Marketingstrategie.

Schwieriger einzuschätzen ist das Vorhandensein von versteckter Laktose in Fertigprodukten. Diese werden oft aus Trockenmilchpulver mit viel Laktose hergestellt, weil diese durch ihre Kristallstruktur technologisch gut zu verarbeiten ist. Davon profitiert besonders die Fleisch-, Back- und Süßwaren- Industrie. Milchersatzprodukte wie Soja oder Hafermilch werden immer beliebter und sind ebenfalls in Supermärkten überall erhältlich. Sie sollten Ihre Kunden aber darauf hinweisen, dass bei diesen Ersatzprodukten die zur Versorgung mit den fettlöslichen Vitaminen A und D sowie den wasserlöslichen Vitaminen Vitamin B2 und B12, Folsäure und Panthenol sowie dem Mineralstoff Calcium ausfällt.

Hier muss durch andere Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel ein Ausgleich geschaffen werden. Deshalb sollte bei der Ernährung für Ersatz der genannten Mikronährstoffe gesorgt werden, um Folgeerkrankungen vorzubeugen. Bei manchen Mikronährstoffen ist der Zusammenhang Ihren Kunden leicht zu erklären. So könnte es durch die verringerte Zufuhr von Calcium und Vitamin D zu Osteoporose kommen. Falls Sie Ihre Kunden nicht von den vielfältigen Calcium-Alternativen wie Brokkoli, Porree, Grünkohl, Fenchel, Spinat, Sesam oder calciumreichen Mineralwässern überzeugen können, dürfen Sie Ihnen gerne entsprechende Nahrungsergänzungsmittel anbieten.


Ute Kropp, Apothekerin und PKA-Lehrerin

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