Blut
PTA-Fortbildung

Kleines ABC vom Blut

Durch unsere Adern fließt eine außergewöhnliche Flüssigkeit, die komplex zusammengesetzt ist und vielfältige physiologische Aufgaben erfüllt. Die Rede ist vom Blut. Erfahren Sie alles, was Sie rund ums Blut wissen sollten.

19 Minuten

Organmarker Blutwerte, die über die Funktionsfähigkeit eines Organs Auskunft geben, werden als Organmarker bezeichnet. Dazu zählen die Leberwerte (z. B. GGT (Gamma- Glutamyl-Transferase), GOT oder ASAT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase), GPT oder ALAT (Glutamat-Pyrovat-Transaminase)), Nierenwerte (z. B. Kreatinin), Bauchspeicheldrüsenmarker (z. B. Lipase), Muskelmarker (z. B. Creatin-Kinase (CK)) und Herzmuskelmarker (z. B. Creatin-Kinase MB (CK-MB, ein Isoenzym der CK).

Plättchenspende & Co. Drei Prozent der Deutschen spenden regelmäßig Blut, das in der Regel aus der Vene in der Ellenbeuge entnommen wird. Das Blut wird bei der Gewinnung direkt in Behältnisse (Kunststoffbeutel) geleitet, die eine bestimmte Menge eines Antikoagulanz (Citrat) enthalten, um das Blut ungerinnbar zu machen. Die Blutkonserven werden mit Angaben über die Blutgruppe, Untergruppen sowie den Rh (Rhesus)- und den Kell-Faktor etikettiert.

Anschließend wird die Blutspende in ihre Komponenten durch Zentrifugieren aufgetrennt und in verschiedene Konzentrate (z. B. Erythrozyten-Konzentrat, Frischplasmapräparat) aufgeteilt. Entweder erhält der Spender seine eigene Blutspende selber wieder zurück (Eigenblutspende, z. B. bei einer Operation) oder er stellt sie als Fremdspende zur Verfügung. Die Blutkonserve wird dem Empfänger dann intravenös übertragen (Bluttransfusion).

Neben Vollblut können auch nur Blutbestandteile (z. B. Erythrozyten, Thrombozyten, Granulozyten, Plasma) gespendet werden. Mit einer Plättchen- oder Thrombozytenspende werden beispielsweise fünf- bis sechsmal mehr Blutplättchen gewonnen als durch eine Vollblutspende. Dabei werden dem Spender gezielt mit einem Zellseparator Thrombozyten, also Blutplättchen, entnommen. Diese werden aus dem Blut gefiltert, während die anderen Bestandteile dem Körper wieder zugeführt werden. Bis eine erforderliche Menge von 520 Millilitern Thrombozyten aus dem Blut herausgetrennt wurden, dauert es circa 60 bis 120 Minuten.

Möglich ist auch, Stammzellen aus dem Blut für eine Eigen- oder Fremdspende zu gewinnen. Eine Transplantation von Stammzellen ist für Patienten mit Leukämie oder Lymphomen häufig lebensrettend. Eine Stammzellspende aus dem Blut ist komplizierter, dauert länger (zwei bis vier Stunden) und ist für den Spender aufwendiger und belastender als eine normale Blutspende. Bereits vor der Spende muss sich der Spender einer vorbereitenden Prozedur unterziehen.

Er erhält einen Wachstumsfaktor gespritzt, der die Stammzellen dazu anregt, vermehrt aus dem Knochenmark in das Blut überzutreten. Darauf reagiert der Spender häufig mit grippeähnlichen Symptomen, Kopfschmerzen sowie Knochenschmerzen. Die Spende selber ähnelt einer Blutspende, bei der die Stammzellen aus dem Blut abgetrennt und entnommen werden. Die übrigen Blutbestandteile erhält der Spender – ähnlich wie bei der Plättchenspende – wieder zurück.

Da es vorkommt, dass es bei einer Sitzung nicht möglich ist, genügend Stammzellen zu erhalten, muss der Spender unter Umständen am nächsten Tag erneut einbestellt werden. Zudem kann die Spende von Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen oder kribbelnden Hände begleitet sein.

BLUTVERDÜNNER
Thrombozytenaggregationshemmer und Antikoagulanzien dienen der Therapie und Prophylaxe thromboembolischer Prozesse. Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel verhindern ein Zusammenkleben der Blutplättchen. Sie werden vor allem zur Vermeidung von kardiovaskulären Ereignissen in arteriellen Gefäßen eingesetzt. Dort bilden sich aufgrund arteriosklerotischer Veränderungen oder auf körperfremden Oberflächen (z. B. künstliche Herzklappen) Thromben, die Auslöser für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sind.

Antikoagulanzien wie die Vitamin-K-Antagonisten/Cumarine (z. B. Phenprocoumon), Heparine und die Direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK, z. B. Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban) hemmen die Blutgerinnung, indem sie in die Gerinnungskaskade eingreifen. Sie sind vor allem nach Operationen zur Vermeidung einer tiefen Beinvenenthrombose oder einer Lungenembolie indiziert. Zudem werden sie als Dauermedikation zur Schlaganfallprophylaxe für Patienten mit Vorhofflimmern verordnet, da diese vermehrt Blutgerinnsel bilden und damit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle ausgesetzt sind.

Rivaroxaban ist in Kombination mit ASS zudem zur Prophylaxe arteriothrombotischer Ereignisse bei koronarer Herzerkrankung (KHK), symptomatischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) sowie nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) zugelassen. Auch Vitamin-K-Antagonisten besitzen eine Zulassung für die Langzeittherapie des Herzinfarkts bei erhöhtem thromboembolischen Risiko.

Quick-Wert Um die Funktion des Gerinnungssystems zu überprüfen, wird bei einer Blutuntersuchung der Quick-Wert bestimmt. Dabei wird die Zeit gemessen, die für die Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin benötigt wird. Das Ergebnis wird in Prozent angegeben, wobei eine normale Gerinnungszeit einem Quick- Wert von 100 Prozent entspricht. Da der Test methodenabhängig und damit schwer standardisierbar ist, wird heute anstelle des Quick-Wertes der INR (International Normalized Ratio) verwendet.

Der INR ist das Verhältnis zwischen der gemessenen Gerinnungszeit und der Gerinnungszeit von gesundem „Normalplasma“ (nach internationalem Standard). Ein Quick-Wert von 100 Prozent ( = normale Gerinnung) entspricht somit einem INR von 1. Der INR dient hauptsächlich der Steuerung und Verlaufskontrolle einer gerinnungshemmenden (antikoagulativen) Therapie mit Vitamin- K-Antagonisten (z. B. Phenprocoumon).

Regelblutung Durchschnittlich verliert die Frau während der Menstruation 65 Milliliter Flüssigkeit, die aus mit Blut vermischten Resten der Gebärmutterschleimhaut besteht. Die Blutung dauert in der Regel drei bis fünf Tage, wobei sie meist am zweiten Tag am stärksten ist. Die Monatsblutung wird mit dem Begriff Menstruation von lat. menses = Monate bezeichnet, da es sich um eine circa einmal im Monat stattfindende Blutung handelt.

Allerdings ist es ein Irrglaube, dass eine normale Zykluslänge grundsätzlich 28 Tage beträgt. Dies ist nur ein Durchschnittswert. Lediglich etwa zehn Prozent aller Frauen haben genau alle vier Wochen eine Blutung. Zykluslängen zwischen 25 und 35 Tagen gelten als normal, wobei vor allem die erste Zyklushälfte in ihrer Länge variiert, da die Eireifungsphase unterschiedlich lange dauert.

Obwohl andere gebräuchliche Bezeichnungen wie Regel oder Periode auf die regelmäßige Wiederkehr der Blutung Bezug nehmen, sind Unregelmäßigkeiten häufig. Gewisse Schwankungen der Zykluslänge gehören zu einem Zyklus gesunder Frauen dazu, ohne dass eine Zyklusstörung vorliegt. Auslöser können beispielsweise seelischer oder körperlicher Stress, Reisen mit Klimawechsel, Infekte, Diäten oder Phasen der Hormonumstellung (z. B. Pubertät, Wechseljahre, Absetzen der Pille) sein.

Sepsis Dringen Erreger (zumeist Bakterien) aus einem Krankheitsherd in den Blutkreislauf ein und werden vom Immunsystem nicht unschädlich gemacht, überschwemmen sie den gesamten Organismus und lösen eine Allgemeininfektion des Körpers aus, die medizinisch Sepsis und im Volksmund Blutvergiftung genannt wird. Nicht nur Wunden können eine Eintrittspforte für Mikroorganismen sein, häufiger lassen Infektionen der Lunge, der Harnwege oder des Bauchraums das Immunsystem entgleisen.

Die Folge ist, dass die Gewebedurchblutung, der Kreislauf und der Stoffwechsel entgleisen. Lebenswichtige Organe wie Nieren, Herz oder Lunge funktionieren nicht mehr richtig oder fallen ganz aus. Bei einem toxischen septischen Schock kommt es zu einem Multiorganversagen und der Blutdruck fällt massiv ab, was in 50 Prozent der Fälle zum Tod führt.

Thromben Der Körper verfügt über ein gut austariertes System mit gerinnungsfördernden und –hemmenden Komponenten, um einerseits Mikroschäden der Gefäße abzudichten und andererseits eine übermäßige Thrombenbildung und damit die Entstehung einer Thrombose zu verhindern. In arteriellen Gefäßen entwickeln sich aufgrund arteriosklerotischer Veränderungen oder auf körperfremden Oberflächen (z. B. künstliche Herzklappen) Thromben, die reich an Thrombozyten (Abscheidungs- oder Plättchenthromben) sind.

An der unerwünschten Thrombosierung sind LDL-Lipoproteine beteiligt, indem sie zu Ablagerungen an den Gefäßwänden führen, die den Innendurchmesser der Blutgefäße immer mehr einengen und das Blut nicht mehr ungehindert fließen lassen. Auch werden die Gefäßwände durch arteriosklerotische Plaques zunehmend starrer und brüchiger. Dann können die Plaques aufbrechen und an der verletzten Gefäßwand bilden sich durch Thrombozytenanlagerung Thromben, die den Blutfluss behindern und im Extremfall zum Erliegen bringen.

Nachfolgende Gebiete können dann nicht mehr mit Blut durchströmt werden, wodurch die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen unterbleibt. Als Folge können Gewebe absterben oder Organe (teilweise) ausfallen. Je nach Ort des Geschehens kann eine arterielle Thrombose entweder Durchblutungsstörungen oder Gefäßverschlüsse in den Beinarterien, Herzkranzgefäßen oder Hirnarterien bewirken, was je nach Ausprägung die entsprechenden Krankheitsbilder Claudicatio intermittens oder periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Angina pectoris oder Herzinfarkt beziehungsweise Schlaganfall auslöst.

Eine Thrombenbildung kann sich auch in den venösen Gefäßen abspielen. Dort sind nicht arteriosklerotische Prozesse die Auslöser. Vielmehr ist vor allem der in den Venen eingeschränkte Blutfluss für eine erhöhte Gerinnungsneigung und Gerinnselbildung verantwortlich. Thromben, die in den Venen entstehen, sind fibrinreich und werden als rote Thromben bezeichnet. Häufige Formen venöser Thrombosen sind die tiefe Beinvenen- sowie die Beckenvenenthrombose. Sie werden lebensgefährlich, wenn sich die Gerinnsel lösen und mit dem Blutstrom weiterwandern. Sie können über die untere Hohlvene, den rechten Vorhof und die rechte Herzkammer in die Lungenarterie gelangen, die sie dann verschließen. Derartige Thromben, die an anderer Stelle gebildet und mit dem Blutstrom weiterbefördert werden, bezeichnet man als Embolus und den Gefäßverschluss an anderer Stelle als Embolie. Im vorliegenden Beispiel führen losgelöste Thromben der tiefen Bein- oder Beckenvene zu einer Lungenembolie. Eine Embolie kann sich aber auch durch Thromben entwickeln, die ursprünglich aus arteriellen Gefäßen stammen. So kommt es bei Herzrhythmusstörungen häufig im Herzen zur Bildung von Thromben, die mit dem Blutstrom in die Hirnarterien gelangen und einen Schlaganfall auslösen.

Ursachen für Blutungsneigung Treten blaue Flecken oder Hautblutungen ohne vorherige Verletzung auf, muss nicht unbedingt eine krankhafte Blutungsneigung (z. B. aufgrund eines Faktormangels, Thrombozytenmangels oder -defektes) vorliegen. Es können auch Medikamente wie beispielsweise Thrombozytenaggregationshemmer (z. B. ASS), Antikoagulanzien (z. B. Rivaroxaban), Chinidin, Valproinsäure oder eine Langzeitbehandlung mit Glucocorticoiden sowie bestimmte Erkrankungen (z. B. Tumore, rheumatische Erkrankungen, chronische Darmerkrankungen) ursächlich verantwortlich sein.

Darüber hinaus gibt es eine gefäßbedingte Blutungsneigung, die vor allem bei älteren Menschen auftritt (senile Purpura). Bei ihnen werden die kleinen Gefäße in der Haut durch Alterungsprozesse brüchig und lassen Blut hindurch, was vor allem durch dunkle Flecken an Handrücken, Unterarmen und Unterschenkelstreckseiten sichtbar wird.

Blutverlust Während ein geringer Blutverlust bis zu einem Volumen von 500 bis 800 Milliliter keine wesentlichen funktionellen Veränderungen im Herz-Kreislauf-System bewirkt, geht ein akuter Blutverlust von 30 Prozent mit Symptomen eines Volumenmangelschocks einher. Ein Verlust von mehr als 50 Prozent ist tödlich.

Blutwäsche ist ein Synonym für die Dialyse, einem Verfahren, bei dem das Blut von Stoffwechselprodukten und überschüssigem Wasser gereinigt wird, wenn die eigene Niere dazu nicht mehr fähig ist. Dafür wird der Blutkreislauf des Patienten an eine Hämodialysemaschine, auch künstliche Niere genannt, angeschlossen. Viele der dialysepflichtigen Patienten müssen Medikamente einnehmen, um Begleit- und Folgekomplikationen zu verhindern (z. B. Phosphatbinder, Erythropoetin (blutbildendes Hormon), Antikoagulanzien, Vitamin D, Eisen).

X- oder Y-Chromosom Mit Hilfe einer Blutprobe der Mutter kann heute im Rahmen einer pränataldiagnostischen genetischen Untersuchung bereits ab der sechsten Schwangerschaftswoche das Geschlecht des Embryos bestimmt werden. Diese Untersuchung darf aufgrund rechtlicher Bestimmungen aber nur durchgeführt werden, wenn eine geschlechtsgebundene Erbkrankheit vermutet wird.

Zum Schluss Wie das kleine ABC vom Blut zeigt, ist dieses - wie schon Goethe in seinem Faust wusste - ein ganz besonderer Saft.

Gode Chlond, Apothekerin

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