Blut
PTA-Fortbildung

Kleines ABC vom Blut

Durch unsere Adern fließt eine außergewöhnliche Flüssigkeit, die komplex zusammengesetzt ist und vielfältige physiologische Aufgaben erfüllt. Die Rede ist vom Blut. Erfahren Sie alles, was Sie rund ums Blut wissen sollten.

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Krankheiten des Blutes Es gibt zahlreiche ganz unterschiedliche Blutkrankheiten. Eine erbliche Blutkrankheit, die durch eine mutative Veränderung in der Aminosäuresequenz des Hämoglobins verursacht wird, ist die Sichelzellenanämie, eine chronische hämolytische Anämie. Sie beruht auf der chemischen Veränderung einer einzelnen Base der RNA. Am Ende der beta- Kette des Hämoglobins ist Glutaminsäure gegen Valin ausgetauscht. Die Folge davon ist, dass die Erythrozyten bei verringerter Sauerstoffversorgung ihre Form verändern. Die Sichelzellbildung verschlechtert die Fließeigenschaften des Blutes, was zur Thrombenbildung und anschließendem Verschluss kleiner Gefäße führen kann. Die Erkrankung wird dominant vererbt. Während heterozygote Träger im Allgemeinen erscheinungsfrei sind, wird die Sichelzellanämie bei homozygoten Trägern manifest, sodass sie erkranken.

Bei den angeborenen Hämophilien, volkstümlich Bluterkrankheit genannt, ist die Ursache ein Defizit an Gerinnungsfaktoren. Je nachdem welcher Gerinnungsfaktor fehlt, entwickeln sich unterschiedliche Krankheitsbilder. Beispielsweise liegt bei der Hämophilie A ein Faktor VIII-Defizit und bei der Hämophilie B ein Faktor-IX-Defizit vor. Das Krankheitsbild zeichnet sich durch Blutungen aus, die bereits durch kleinere Verletzungen entstehen. Im weiteren Krankheitsverlauf werden Gelenkdeformationen, die mit starken Bewegungseinschränkungen einhergehen, zum Problem. Blutungen im Magen-Darm-Bereich und im Gehirn können lebensbedrohlich werden. Beide Hämophilien werden X-chromosomal rezessiv vererbt. Während Frauen, die nur ein defektes Gen auf einem ihrer X-Chromosomen tragen, phänotypisch gesund sind, zeigt sich die Erkrankung bei Männern, die das mutierte X-Chromosom tragen, immer.

Häufiger treten Von-Willebrand-Erkrankungen auf, bei denen es sich ebenfalls um eine angeborene Störung der Blutgerinnung handelt. Bei allen drei Typen ist der von-Willebrandt- Faktor vermindert oder in seiner Funktion gestört. Dadurch können die Thrombozyten nicht an das verletzte Gewebe andocken, sodass die Blutungszeit verlängert ist. Von dieser Erkrankung sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen.

Unter Leukämien werden Erkrankungen des Blutes verstanden, bei denen es zu einer unkontrollierten Bildung von zum Teil abnormen Leukozyten beziehungsweise deren Vorstufen kommt. Da sich die Erkrankung wie ein bösartiger Tumor verhält, spricht man auch von Blutkrebs. Die Krankheit geht von Zellen im Knochenmark aus, wo das Blut gebildet wird. Dabei werden verschiedene Formen von Leukämien unterschieden. Häufig ist die Zahl an Leukozyten erhöht, es gibt aber auch Formen mit normalen oder verminderten Leukozytenzahlen. Akute Leukämien, die durch ein plötzliches Auftreten schwerer Krankheitssymptome gekennzeichnet sind, können in jedem Lebensalter auftreten. Chronische Leukämien kommen vor allem bei Erwachsenen vor und verlaufen eher schleichend.

DIE FARBE DES BLUTES
Blut ist nicht immer gleich rot. Mit Sauerstoff angereichertes Blut hat einen helleren und kräftigeren Farbton als sauerstoffarmes Blut.

Blutlipide Lipide sind lebensnotwendig und üben im Organismus vielfältige Funktionen aus. Sowohl Triglyceride als auch Cholesterin werden dem Körper mit der Nahrung zugeführt und können auch von der Leber selber synthetisiert werden. Da die Lipide nicht wasserlöslich sind, werden sie für ihren Transport im Blut an Proteine gebunden. Zusammen bilden sie kugelförmige Partikel, die Lipoproteine. Diese speziellen Fett- Eiweiß-Gebilde werden entsprechend ihrer Dichte in verschiedene Klassen unterteilt. Je größer der Anteil an Lipiden ist, desto geringer ist die Dichte. Man unterscheidet Chylomikronen, Very Low Density Lipoproteine (VLDL), Low Densitiy Lipoproteine (LDL) und High Density Lipoproteine (HDL).

Die Lipoproteine niedriger Dichte, also die LDL, haben von allen Lipoproteinen den höchsten Cholesteringehalt und transportieren ungefähr 80 Prozent des gesamten Plasmacholesterins. Sie befördern es zu den Organen, wo es über spezielle LDL-Rezeptoren in die Zellen eingeschleust und verstoffwechselt wird. Ist das Cholesterinangebot größer als die Aufnahmekapazität, verbleibt LDL im Blut und kann in das Gefäßendothel, das heißt in die innerste Wandschicht der Blutgefäße eindringen und arteriosklerotische Prozesse in Gang setzten.

Da LDL-Cholesterin entscheidend an der Ausbildung einer Arteriosklerose beteiligt ist und damit das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht, wird es im Volksmund auch als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet. Lipoproteine hoher Dichte, HDL, gelten hingegen als „gutes“ Cholesterin. HDL werden überwiegend im Darm, aber auch in der Leber und im Blut bei der Verstoffwechslung anderer Lipoproteine gebildet. Sie befördern hauptsächlich überschüssiges Cholesterin aus den Zellen zur Leber zurück, wo es zu Gallensäuren umgewandelt und über den Darm ausgeschieden wird. Zudem sind sie in der Lage, selbst bereits an Gefäßwände gebundenes Cholesterin wieder herauszulösen und abzutransportieren.

Blutmenge Der menschliche Körper eines Erwachsenen enthält fünf bis sechs Liter Blut, das mit Hilfe der mechanischen Kraft des Herzens durch etwa 100 000 Kilometer Arterien, Venen und Kapillaren fließt. Etwa 70 bis 80 Milliliter Blut pro Kilogramm Körpergewicht werden so ständig durch den ganzen Körper gepumpt.

Nabelschnurblut Stammzellen aus dem Nabelschnurblut sind der Hoffnungsträger in der Medizin, denn sie bieten zahlreiche Vorteile. Sie sind sehr jung, sodass Schäden am Erbgut auf ein Minimum reduziert sind. Zudem sind sie bei der Geburt leicht zugänglich, können Jahrzehnte eingelagert werden und sind später sofort einsatzbereit. Allerdings sind sie kein Allheilmittel. Bei Blutkrebs und Erbkrankheiten kann in der Regel kein eigenes Nabelschnurblut zum Einsatz kommen.

Hier hilft bislang nur Blut von fremden oder erwachsenen Spendern, da sich die Vorläufer der Krebszellen oft schon vor der Geburt bilden und in der Nabelschnur befinden. Sie würden bei einer Transplantation wieder zurück in den Körper gebracht werden und in den ersten Lebensjahren die Gefahr erhöhen, dass der Krebs erneut ausbricht. Auch bei Erbkrankheiten ist das eigene Nabelschnurblut ungeeignet, da die Zellen den gleichen Gendefekt tragen. Allerdings hofft man zukünftig, Erkrankungen wie Diabetes Typ 1, Autismus oder Hirnschädigungen, die durch Komplikationen während der Geburt verursacht werden, mit Nabelschnurblut behandeln zu können.

Auch besteht Hoffnung, zukünftig Stammzellen aus Nabelschnurblut bei der Gentherapie oder bei der iPS-Zelltechnologie (Verfahren zur Reprogrammierung adulter Zellen in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen, mit denen jede Zelle des menschlichen Körpers produziert werden kann) einsetzen zu können.

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