Inkontinenz: Trotzdem voll im Leben
8 Minuten
01. September 2025
Lernziele
In dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung erfahren Sie unter anderem,
- welche Arten und Ursachen es für Inkontinenz gibt,
- was gute Inkontinenzprodukte ausmacht und
- welche nachhaltigen Alternativen Sie anbieten können.
Umgangssprachlich wird Harninkontinenz auch als Blasenschwäche bezeichnet. Auch wenn Menschen im Seniorenalter häufiger betroffen sind, kann es prinzipiell Menschen jeden Alters treffen. Definiert wird Harninkontinenz als die Unfähigkeit, Urin verlustfrei in der Harnblase zu speichern und selbst den Ort und den Zeitpunkt der Entleerung zu bestimmen. Es handelt sich dabei nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern ist die Folge von verschiedenen Grunderkrankungen oder Überlastungen, wie zum Beispiel eines erschlafften oder überdehnten Beckenbodens nach schweren oder mehreren Geburten. Bei Männern liegt häufig eine vergrößerte Prostata oder ein geschädigter Blasenschließmuskel im Rahmen einer Prostataoperation als Ursache vor.
Verschiedene Ursachen
Am häufigsten ist die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Dabei lösen erhöhte Belastungen wie Husten, Niesen, Lachen, Hüpfen oder abrupte Bewegungen, aber auch schweres Heben einen unfreiwilligen Harnabgang aus. Meist geschieht dies ohne spürbaren Harndrang. Am häufigsten sind Frauen betroffen. Ursache sind starke Belastungen des Beckenbodens, also schwere körperliche Arbeiten oder mehrere Geburten, wie bereits erwähnt. Bei einigen Betroffenen gehen nur ein paar Tröpfchen ab, bei anderen kann sich die Blase komplett entleeren.
Andere Ursachen liegen bei der Dranginkontinenz vor. Hier sind es meist Kontraktionen der Blasenmuskulatur, die beispielsweise durch Blasenentzündungen oder Nervenschädigungen in Rahmen von Diabetes mellitus, Morbus Alzheimer, Multipler Sklerose, Morbus Parkinson oder nach Schlaganfällen auftreten können. Wenn Sie schon mal eine Blasenentzündung hatten, kennen Sie wahrscheinlich das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen.
Eine weitere häufige Harninkontinenzform ist die Inkontinenz bei chronischer Abflussstörung der Blase, was früher als Überlaufinkontinenz bezeichnet wurde. Hierbei wird die Blase über einen längeren Zeitraum nur unzureichend entleert, wodurch eine beträchtliche Menge Restharn in der Blase verbleibt. In den verbleibenden Harn können Bakterien über die Harnröhre aufsteigen und sich dort vermehren. Dies kann leicht zu Blasen- und Nierenentzündungen führen, die im schlimmsten Fall in einer tödlichen Sepsis („Blutvergiftung“) enden können. Eine häufige Ursache dieser Inkontinenzform ist bei Männern die gutartige Vergrößerung der die Harnröhre umschließenden Prostata, als benigne Prostatahyperplasie bezeichnet. Die Harnröhre wird dadurch so stark eingeengt, dass beim Wasserlassen vermehrt Druck nötig ist und nur so viel Harn abfließt, bis der Druck etwas nachlässt. Durch den ständig erhöhten Druck in der Blase verdickt sich die Blasenmuskulatur, was wiederum die Blase einengen kann und auch die Blasenschließmuskulatur überfordert.
Außer der Harninkontinenz gibt es auch die Stuhlinkontinenz. Hier liegt meistens eine Funktionsstörung des Schließmuskels am Darmausgang vor. Dies kann eine Folge von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn sein, aber auch wie bei Harninkontinenz durch Tumorerkrankungen oder Nervenschädigungen verursacht sein.
Für alle Inkontinenzformen gilt, dass möglichst die jeweilige zugrunde
liegende Erkrankung und damit die Ursache behandelt werden sollte. Deshalb ist es für Sie als PKA wichtig, Ihre Kunden im Zweifelsfall immer zum Arzt zu schicken. Aber oft ist eine Behebung der Ursache nicht sofort oder nur begrenzt möglich. Dann sind Ihre Ratschläge als PKA sehr willkommen und glücklicherweise stehen viele gute Hilfsmittel zur Verfügung!