Gut zu erkennen: Die Myelinscheiden reihen sich wie Perlen einer Schnur auf dem Axon aneinander. Die Nervenimpulse springen von einem Schnürring zum nächsten. Bei einer MS- Erkrankung werden die Myelinscheiden abgebaut und die Übertragung ist gestört.
Autoimmunerkrankungen
PTA-Fortbildung

Abwehr außer Kontrolle

Hashimoto, Lupus erythematodes oder Psoriasis – sie alle haben etwas gemeinsam. Es handelt sich um Autoimmunerkrankungen, bei denen die Immunabwehr den eigenen Körper attackiert.

18 Minuten

Unspezifisches Immunsystem Der angeborenen Abwehr stehen verschiedene Immunzellen zur Verfügung. Sie gehören alle zur Gruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die aus Stammzellen im Knochenmark produziert und ins Blut abgegeben werden. Die wichtigsten unter ihnen sind die Fresszellen (Phagozyten), zu denen Granulozyten, Monozyten und Makrophagen zählen. Während Makrophagen vorwiegend Bestandteile verschiedener Gewebe (vor allem Leber, Milz, Lungen, Nieren und Lymphknoten) sind, zirkulieren Monozyten (Vorläufer der Makrophagen) und Granulozyten im Blut.

Phagozyten eliminieren Erreger, Zelltrümmer und Fremdstoffe. Dieser Vorgang wird Phagozytose genannt und besteht aus zwei Schritten: Zuerst werden die Fremdkörper umschlossen (Ingestion) und anschließend abgebaut (Digestion). Damit die Phagozyten aktiv werden können, treten noch Mastzellen und Dendritische Zellen in Aktion. Darüber hinaus patroullieren gekörnte Lymphozyten, die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), im Körper. Sie identifizieren Zellen mit einer veränderten Oberfläche (z. B. durch Virusbefall), die nur schwer von T-Lymphozyten des spezifischen Immunsystems erkannt werden.

Nachdem die NK-Zellen infizierte Zellen von gesunden unterschieden haben, ist es ihre Aufgabe, diese im Anschluss zu inaktivieren und wegzuschaffen. Dafür schütten NK-Zellen unter anderem Perforine aus, die zu Löchern in der Zellwand führen, woraufhin die infizierten Zellen absterben. Neben dieser zellulären Komponente sind auch nicht-zelluläre, also humorale Elemente im Blut an der unspezifischen Abwehr beteiligt. Dazu zählt beispielsweise das Komplementsystem. Es nimmt eine Vermittlerrolle ein, da es mit der spezifischen Abwehr kooperiert, indem es als ergänzender (komplementierender) Teil der Antikörperantwort fungiert.

Das Komplementsystem besteht aus einer komplexen Reihe von über 20 Plasmaenzymen, die sich gegenseitig aktivieren. Beim Aktivierungsmechanismus wird eine Kaskade in Gang gesetzt, bei der ein Protein das nächste anregt. Die Hauptaufgabe des Komplementsystems besteht darin, die Oberfläche von Krankheitserregern zu bedecken, damit Phagozyten sie leichter erkennen können. Die Anlagerung von Faktoren des Komplementsystems an fremdes Material wird Opsonisierung genannt.

Auf diese Weise wird den Phagozyten die Zerstörung jener Krankheitserreger ermöglicht, die sie sonst nicht identifizieren würden. Zu den weiteren Aufgaben zählen die Lyse von Krankheitserregern, indem sie in deren Zellmembranen Poren einfügen, was zu ihrem Tod führt. Außerdem wirken Fragmente einiger Komplementproteine als Chemokine, die weitere Phagozyten zum Infektionsherd anzulocken. Und schließlich löst das Komplementsystem entzündliche Reaktionen aus, um Erreger schneller aus dem Blutkreislauf zu schaffen.

Spezifisches Immunsystem Für die erworbene Abwehr sind Lymphozyten verantwortlich. Auch diese spezialisierten Zellen zählen zu den Leukozyten und werden vom Knochenmark (primäres Lymphorgan) produziert. Nach Abgabe an das Blut finden sie sich im gesamten Organismus. Ein Teil wandert in die peripheren sekundären Lymphorgane ein, zu denen vor allem Milz, Lymphknoten, Rachenmandeln und die Peyer’sche Plaques im Dünndarm zählen.

Ein anderer Teil zirkuliert ständig mit dem Blutstrom und der Lymphe im Körper. Lymphozyten können fremde Substanzen spezifisch erkennen und auf verschiedene Weise mit ihnen reagieren. Dabei werden zwei verschiedene Typen unterschieden: T-Lymphozyten (T-Zellen) und B-Lymphozyten (B-Zellen). Während die T-Zellen als zelluläre Komponente durch direkte Zell-Zell-Interaktion zur Abwehr beitragen, bilden die B-Zellen die humorale Komponente, die als ausgereifte Plasmazellen lösliche Antikörper produzieren. Fremde Stoffe, gegen die das Immunsystem Antikörper bildet, werden als Antigene (Antikörper generieren) bezeichnet.

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