Auf einer dunklen, spiegelnden Oberfläche liegt ein Holzlöffel voll Zucker. Darum herum liegen lose Zuckerkörner. Im Hintergrund sieht man einen Stapel Zuckerwürfel.© Aphirak Thila / iStock / Getty Images Plus
Diabetes Typ 1 und Typ 2 sind weit verbreitet und bekannt. Stören aber hormonelle Ursachen den Zuckerstoffwechsel, spricht man von Typ 3.

Zuckerstoffwechsel

DIABETES TYP 3D – SELTEN, ABER BEHANDLUNGSBEDÜRFTIG

Rund 8,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes mellitus. 95 Prozent davon betrifft der Typ 2, der auch als „Altersdiabetes“ bekannt ist. Allerdings gibt es nicht nur zwei, sondern insgesamt vier Typen, teils mit mehreren Unterkategorien.

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Gerade Diabetes Typ 3D kommt besondere Bedeutung zu. Hier beeinflussen unterschiedliche Grunderkrankungen über eine Hormonüberproduktion letztlich den Glucosestoffwechsel. Welche Ursachen gibt es, und was zeichnet sie aus? Unterscheidet sich die Therapie von der bei anderen Typen? Das wollen wir uns nun näher ansehen.

Diabetes-Typen
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die zu erhöhtem Blutzucker führt. Folgeerkrankungen an Gefäßen oder Nerven treten häufig auf.
Typ 1 beruht auf der Zerstörung der insulinproduzierenden B-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Er trifft häufig Kinder. Typ 2 liegt eine meist durch kohlenhydratreiche Ernährung bedingte Insulinresistenz der Zellen zugrunde, teils gepaart mit einer verminderten Insulinproduktion. Diabetes Typ 3 hat hormonelle Ursachen, Typ 4 tritt in der Schwangerschaft auf. Die Typen 1 und 4 müssen mit Insulin behandelt werden.
Typ 3 teilt man ein in unterschiedliche Kategorien:
+ Typ 3A wird verursacht durch genetische Defekte der B-Zell-Funktion,
+ Typ 3B durch genetische Defekte der Insulinwirkung, zum Beispiel in Rezeptoren.
+ Typ 3C liegen Entzündungen oder Verletzungen der Bauchspeicheldrüse zugrunde,
+ Typ 3D lösen Hormonstörungen unterschiedlicher Ursache aus.

Auslöser für Diabetes Typ 3D

Wie oben beschrieben, sind Hormonstörungen die Ursache von Diabetes Typ 3D. Diese können unterschiedliche Auslöser haben.

1. Morbus Cushing

Durch Tumoren der Nebennierenrinde oder der Hypophyse bilden Betroffene einen Überschuss an Cortisol. Dieser führt zu Insulinresistenz, einer vermehrten Glucoseneubildung und Lipolyse, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Die Cortisolspiegel in Urin, Speichel oder Serum helfen bei der Diagnose. Betroffene leiden an Stammfettsucht, einem sogenannten Vollmondgesicht und Muskelschwäche. Auch hohe Dosen an Glucocorticoiden führen zu einem Morbus Cushing als Nebenwirkung.

2. Akromegalie

Eine Überproduktion des Wachstumshormons Somatotropin kommt meist durch einen gutartigen Hypophysentumor zustande. Betroffene im Wachstum können buchstäblich riesengroß werden, bei älteren Patienten wachsen vor allem die Finger, Zehen, Nase, Kinn und der Jochbogen. Der Überschuss an Somatotropin löst eine verstärkte Lipolyse und Glucoseneubildung aus und führt zu Insulinresistenz. Der Blutdruck ist erhöht, Zunge und Organe vergrößert.

3. Hyperthyreose

Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow, Entzündungen oder Tumoren, die eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen bewirken, führen bei rund drei Prozent der Betroffenen zu Diabetes. Die Insulinausschüttung sinkt, Insulinresistenz und die Glucoseaufnahme aus dem Darm steigen. Die Leber bildet vermehrt Glucagon. Patienten leiden oft unter

  • Haarausfall,
  • Herzrhythmus- und
  • Schlafstörungen,
  • Gewichtsverlust und
  • Durchfall.

4. Phäochromozytom

Hier handelt es sich um einen in der Regel gutartigen Tumor meist in der Nebennierenrinde, der unkontrolliert Adrenalin und Noradrenalin produziert. Blutdruck und Puls steigen, es wird weniger Insulin ausgeschüttet. Die Insulinresistenz nimmt zu, ebenso die Glucagon- und Glucoseneubildung.

5. Conn-Syndrom

Hier handelt es sich um einen in der Regel gutartigen Tumor, meist in der Nebennierenrinde, der unkontrolliert Adrenalin und Noradrenalin produziert. Blutdruck und Puls steigen, es wird weniger Insulin ausgeschüttet. Die Insulinresistenz nimmt zu, ebenso die Glucagon- und Glucoseneubildung.

Weitere Ursachen

Neben diesen Störungen können auch bösartige Tumoren der Auslöser für einen Diabetes Typ 3D sein. Diese sind aber sehr selten.

  • Das Glukagonom befällt A-Zellen des Pankreas und produziert Glucagon.
  • Das Somatostatinom kommt in Bauchspeicheldrüse oder Zwölffingerdarm vor und setzt unkontrolliert Somatotropin frei.

Diabetes Typ 3D behandeln

Bei der Behandlung des Diabetes Typ 3D muss neben dem Diabetes-Management die Grunderkrankung therapiert werden. Je nach Ursache kommt eine Tumorentfernung in Frage, gegebenenfalls mit Bestrahlung oder Chemotherapie.

Alternativ senkt man die Hormonproduktion medikamentös. Bei Morbus Cushing stehen hierfür Ketoconazol, Metyrapon, Cabergolin oder der Rezeptorantagonist Mifepriston zur Verfügung. Bei Akromegalie der Somatotropin-Antagonist Pegvisomant.

Das Management des Diabetes sollte mit Ernährungsumstellung, Bewegung und gegebenenfalls Gewichtsabnahme begonnen werden. Reicht das nicht oder sind Betroffene eher untergewichtig, wie bei der Akromegalie, gibt man Metformin. Andere Substanzen sind weitgehend unerforscht, eine Insulintherapie bleibt das letzte Mittel.

Diabetes Typ 3 ist zwar selten, hat unbehandelt aber gravierende Auswirkungen. Immer dann, wenn die Begleitsymptome vom typischen Muster für Typ 1 oder 2 abweichen, sollte eine weitere Diagnostik erfolgen. 

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung

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