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Diabetes

ZUCKER ERSCHNUPPERN?

Seit einiger Zeit werden Ausbildungen zum Diabetesspürhund angeboten. Entsprechend trainierte Tiere sollen Unterzuckerungen ihres Besitzers frühzeitig wahrnehmen und dem Betroffenen anzeigen können.

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Derzeit leben über fünf Millionen Hunde als Haustiere in Deutschland. Darunter sind bundesweit allein mehrere hundert Rettungshunde und etwa 2000 Vierbeiner als Blindenführhunde im Einsatz. Letztere gelten nach § 33 des Sozialgesetzbuches als medizinische „Hilfsmittel“. Aktuell gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Nachweise darüber, ob und wie zuverlässig Hunde diese Aufgabe ausüben können. Außerdem fehlen als Grundlage dafür effektive und einheitliche Trainingsverfahren. Darauf macht diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe aufmerksam und warnt vor falschen Vorstellungen darüber, was Diabetesspürhunde leisten können.

Hälfte erkennt Unterzuckerung „Es gibt bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Diabetesspürhunde ähnlich wie Lawinenoder Blindenführhunde nach § 33 des Sozialgesetzbuches als medizinische ‚Hilfsmittel‘ eingesetzt werden können“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes- Hilfe und Chefarzt des Kinderkrankenhauses „Auf der Bult“ in Hannover. Die Tiere sollen bei Menschen mit Diabetes Veränderungen in Schweiß und Atem riechen, die bei vermindertem Zuckergehalt des Bluts entstehen und dies daraufhin sofort durch Anstupsen, Bellen oder Kratzen dem Betroffenen anzeigen.

Professor Danne erklärt: „Laut einer ersten kontrollierten Studie aus 2013 waren Hunde nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent in der Lage, allein am Geruch eine Unterzuckerung wahrzunehmen. Offenbar spielen somit beim Erkennen der Unterzuckerung Verhaltensaspekte und die direkte Interaktion zwischen Hund und Patient eine größere Rolle als hypoglykämieassoziierte Gerüche der Haut.“

Ausbildungsangebote Darüber hinaus fehlen gegenwärtig nicht nur der Wirksamkeitsnachweis, sondern auch effektive und einheitliche Trainingsverfahren, die für die Ausbildung von Diabetesspürhunden Grundlage sein müssten. Alleine die Preisspannen für eine entsprechende Hundeausbildung reichen von 6000 bis 20 000 Euro. „Eine Qualitätsüberprüfung oder Vergleichbarkeit der Angebote ist derzeit kaum möglich“, informiert Professor Danne.

Blutzuckermesstechnik bevorzugen diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe empfiehlt Menschen mit Diabetes daher, Hilfsmittel zu nutzen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist. „Für die kontinuierliche subkutane Glukosemessung als Hilfsmittel liegen mehrere wissenschaftliche Studien vor, die eine zuverlässige Alarmierung bei drohenden Unterzuckerungen durch die Technik belegen sowie eine statistisch relevante Reduktion von Unterzuckerungen bei regelmäßiger Anwendung zeigen“, betont Professor Danne. Darüber hinaus müsse auch Ziel sein, dass jeder Diabetiker seine Hypoglykämien sicher selbst wahrnimmt und sofort reagiert.

Weitere Informationen
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Bundesgeschäftsstelle
Reinhardtstraße 31
10117 Berlin

Tel.: 030/2016770
Fax: 030/20167720
E-Mail: info@diabetesde.org
Internet: www.diabetesde.org oder
www.deutsche-diabetes-hilfe.de


Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/14 auf Seite 26.

In Zusammenarbeit mit diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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