Pünktlich zum europäischen Antibiotikatag kommen die Zahlen auf den Tisch: In Deutschland werden zu viele Antibiotika verordnet, die gar nicht sein müssten. Das fördert die Bildung von Resistenzen. © Gam1983 / iStock / Getty Images Plus

Europäischer Antibiotikatag | Förderung von Resistenzen

ZU VIELE ANTIBIOTIKA: VOM SEGEN ZUM FLUCH

Besorgniserregende Zahlen der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC anlässlich des Europäischen Antibiotikatages am heutigen Sonntag: Breitspektrum-Antibiotika werden gerade in Deutschland zu oft verordnet und mutieren damit zu wichtigen Treibern von Resistenzen.

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Bei einer Punktprävalenzanalyse variierte der Anteil von oben genannten Antibiotika an den verordneten Antiinfektiva je nach Land zwischen 16 und 62 Prozent. Am häufigsten kommen diese Wirkstoffe, deren Anwendung oftmals gar nicht erforderlich ist (weil nämlich auch ein Antibiotikum mit schmalem Spektrum wirksam wäre) in Bulgarien, Italien, Rumänien, Zypern, Spanien, Serbien, Griechenland und Portugal zum Einsatz. An neunter Stelle folgt aber schon Deutschland – das damit deutlich schlechter abschneidet als der EU-Durchschnitt.

So werden eben nicht nur oft die falschen Antibiotika verordnet, sondern diese häufig auch zu lange. Antibiotische Infektionsprophylaxe im Zusammenhang mit Operationen beispielsweise werde in der Hälfte der Fälle länger als einen Tag gegeben, obwohl sie nach erfolgtem Eingriff eigentlich gar nicht mehr notwendig ist. In Langzeit-Pflegeeinrichtungen würden knapp 30 Prozent der Antibiotika prophylaktisch verordnet – meistens zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten. Die ECDC hält das bei Frauen sogar für sinnvoll, „für den Nutzen eines breiten Einsatzes bei älteren Patienten gibt es jedoch keine Evidenz“, moniert die Behörde.

Das Bulletin der ECDC lässt auch einen weiteren traurigen Rückschluss zu: Wer gesund bleiben möchte, sollte sich möglichst von Krankenhäusern fernhalten. Denn an jedem beliebigen Tag ziehe sich einer von 15 Patienten in einem europäischen Krankenhaus eine Infektion zu. Viele dieser Infektionen seien von Bakterien verursacht, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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