Auf einem Tisch liegen zahlreiche Gemüsesorten, darüber hält jemand einen Holzlöffel, auf dem mehrere Kapseln liegen.
Besonders, wenn man sich ohnehin ausgewogen ernährt, können Nahrungsergänzungsmittel zu hoch dosiert sein. © ThitareeSarmkasat / iStock / Getty Images Plus

Nahrungsergänzungsmittel

ZU VIEL DES GUTEN

Seit rund 20 Jahren befasst sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) damit, welche Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen für Verbraucher sicher sind. Aktuell sehen die Expert*innen eine Gefahr für Überdosierungen – und haben ihre Empfehlungen für Höchstmengen angepasst.

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Das BfR berät das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft als wissenschaftlich unabhängige Stelle. Dazu erforscht das Institut, wie sicher Lebensmittel, Chemikalien und Produkte sind und bewertet diese. Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel (NEM) wächst, etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland nimmt entsprechende Präparate ein. Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigen jedoch, dass nur in einigen wenigen Bevölkerungsgruppen und nur für wenige Vitamine und Mineralien Mängel bestehen: Vitamin D, Calcium, Folsäure und Jod. Generell kann der gesunde Körper seinen Bedarf auch über eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung decken. In der Stellungnahme des BfR heißt es zudem: „Dies gilt umso mehr, als NEM eher von Menschen mit gesünderem Lebensstil und ausgewogener Ernährung verwendet werden.“

Deshalb befürchten die Expert*innen des BfR, dass Menschen Mikronährstoffe überdosieren: „Eine zu hohe Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen und dadurch bedingte Überversorgung ist über die normale Ernährung mit Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Brot, Fleisch oder Käse nahezu ausgeschlossen. Werden allerdings hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen und zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt, kann es zu hohen Zufuhren kommen, durch die das Risiko für eine Überversorgung mit den betreffenden Mikronährstoffen steigt.“ Die Höchstmengenvorschläge wurden daher anhand neuer Erkenntnisse überarbeitet. BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel erklärt dazu:

Viel hilft viel – das ist auch bei Vitaminen und Mineralstoffen ein Trugschluss. Die Dosis entscheidet, ob sie unserer Gesundheit nützen oder schaden.

Um die Vorschläge zu erarbeiten, hat das BfR mit diesen Werten gearbeitet: 

  • Tolerierbare Tageshöchstmengen (Tolerable Upper Intake Level, UL) der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
  • Zufuhrreferenzwerte (Dietary Refereence Values, DRV) der EFSA, DGE und der österreichischen und schweizerischen Ernährungsgesellschaften
  • Übliche Zufuhrmengen von Vitaminen und Mineralstoffen laut der Ernährungserhebung NVS II und der EsKiMo-Studie
  • Sicherheitsfaktor von 2 (um versehentlich doppelte Einnahmen zu berücksichtigen)
  • Für NEM die Altersgruppe von 15 bis 17 Jahren, für angereicherte Lebensmittel auch jüngere Kinder

Daraus ergeben sich die empfohlenen Höchstmengen, die das BfR für NEM und angereicherte Lebensmittel empfiehlt. Für NEM hier die empfohlene Tages-Höchstdosis im Detail:

Fettlösliche Vitamine
Vitamin A:
0,2 Milligramm (mg) beziehungsweise 667 Internationale Einheiten (I.E.)
Vitamin D: 20 Mikrogramm (µg) bzw. 800 I.E.
Vitamin E: 30 mg bzw. 44,7 I.E.
Vitamin K1: 80 µg
Vitamin K2: 25 µg

Wasserlösliche Vitamine
Vitamin B3 / Niacin:
als Nicotinsäureamid 160 mg, Schwangere 16 mg; als Nicotinsäure 4 mg
Vitamin B6: 3,5 mg
Vitamin B9 / Folsäure: 200 µg, Schwangere im ersten Trimenon und Frauen mit Kinderwunsch 400 µg
Vitamin B12: 25 µg
Vitamin C: 250 mg

Mineralstoffe und Spurenelemente
Natrium:
keine Verwendung in NEM
Chlorid: keine Verwendung in NEM
Kalium: 500 mg
Calcium: 500mg
Phosphor/Phosphat: keine Verwendung in NEM
Magnesium: 250mg
Eisen: 6 mg; Männer, postmenopausale Frauen und Schwangere nur nach ärztlicher Rücksprache
Jod: 100 µg; Schwangere und stillende 150 µg
Fluorid: keine Verwendung in NEM
Zink: 6,5 mg
Selen: 45 µg
Kupfer: 15 mg, für Kinder und Jugendliche keine Verwendung in NEM
Mangan: 0,5 mg
Chrom: 60 µg
Molybdän: 80 µg
Bor: 0,5 mg für Kinder und Jugendliche keine Verwendung in NEM
Silizium: als Siliziumdioxid 350 mg; als Kieselsäure / Silicagel 100 mg; als Cholin-stabilisierte Orthokieselsäure oder organisches Silizium 10 mg

Für Vitamin B1, B2, Pantothensäure und Biotin wurden keine Höchstmengen festgelegt, da eine zu hohe Dosierung kein Risiko darstelle. Verbindlich sind die neuen Höchstmengenvorschläge des BfR nicht. Sie sollen aber dazu dienen, gesetzliche Regelungen auf EU-Ebene zu schaffen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

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Quellen:
https://www.bfr.bund.de/cm/343/aktualisierte-hoechstmengenvorschlaege-fuer-vitamine-und-mineralstoffe-in-nahrungsergaenzungsmitteln-und-angereicherten-lebensmitteln.pdf 
https://www.bfr.bund.de/de/bewertung_von_vitaminen_und_mineralstoffen_in_lebensmitteln-54416.html 
https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/03/17/hoechstmengen-fuer-vitamine-und-mineralstoffe-in-nahrungsergaenzungsmitteln-und-angereicherten-lebensmitteln/ 

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