© csakisti / 23rf.com

Forschung Medizin

ZÄHNE

Neues Therapeutikum hilft bei dentiner Hypersensibilität, den sogenannten schmerzempfindlichen Zähnen.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Physikalischer Wirkmechanismus – Hitze, Kälte, Säure, Süßes, Druck: Etwa die Hälfte aller Deutschen durchfährt ein stechender Schmerz, wenn sie diese Reize auf ihren Zähnen spüren. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Ursache für die dentine Hypersensibilität sind offenliegende Dentinkanälchen, erläutert Dr. Michael Wicht, Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Paradontologie an der Universitätsklinik Köln. Diese haarfeinen Kanälchen durchziehen das Dentin des Zahns von innen nach außen und sind mit Flüssigkeit gefüllt.

Normalerweise bedeckt Zahnschmelz das Dentin. Wurde dieser aber, etwa durch ungünstige Putztechniken, Ernährungsgewohnheiten oder auch durch kieferorthopädische Behandlungen, abgetragen, so liegen die Öffnungen der Kanälchen frei. Trifft nun einer der genannten Reize darauf, setzt er einen Flüssigkeitsstrom in ihnen in Gang. Dieser wird über die Nervenfasern bis zur Zahnpulpa weitergeleitet und kann dort die Schmerzrezeptoren reizen. Prinzipiell existieren laut Wicht drei Ansätze zur Behandlung von schmerzempfindlichen Zähnen: Die kausale Therapie zielt darauf ab, die Ursachen für die freiliegenden Kanälchen zu vermeiden.

Dafür müssten möglicherweise die Putztechnik geändert, eine andere Zahnpasta verwendet oder die Putzfrequenz auf zwei Mal am Tag verringert werden – denn zu starkes und zu häufiges Putzen zählen zu den wichtigsten Ursachen für Dentinhypersensibilität, erläutert der Experte. Allerdings seien diese Dinge in der Praxis erfahrungsgemäß schwierig umzusetzen. Der zweite Ansatz zielt daher darauf ab, die Schwelle zu erhöhen, oberhalb derer die Schmerzrezeptoren ein Signal an das Gehirn senden.

Dafür werden Kaliumsalze eingesetzt, allerdings ist dieses Verfahren nur begrenzt wirksam. Am erfolgreichsten ist der dritte Behandlungsansatz, bei dem die offenen Kanälchen verschlossen werden. Darauf setzt auch ein neues Therapeutikum. Das darin enthaltene Oxalat bildet zusammen mit Substanzen aus dem Speichel Oxalatkristalle. Diese setzen sich in die Öffnungen der Tubuli und verhindern so die Reizübertragung. Der Wirkmechanismus ist also rein physikalisch und nicht pharmakologisch.

Die Mundspüllösung wird zwei Mal täglich morgens und abends nach dem Zähneputzen für je eine Minute angewendet. Bereits nach neun Spülungen waren in einer Studie unter dem Elektronenmikroskop hundert Prozent der Dentinkanälchen verschlossen. Im Vergleich zu normalem Zähneputzen war die Schmerzempfindlichkeit bei Anwendung der Mundspüllösung nach zwei Wochen signifikant verringert.

Quelle: Pressekonferenz „Dentine Hypersensibilität – Ursachen, Prävention und Therapie“, 29. April 2014, Frankfurt am Main, Veranstalter: Johnson & Johnson GmbH.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/14 auf Seite 10.

×