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Falten und Fältchen

WOHER KOMMEN DIE FALTEN?

Feine Trockenheitsfältchen können sich schon bei jungen Menschen zeigen. Manchmal verschwinden sie wieder, wenn die Haut eingecremt wird. Tiefe Falten lassen sich hingegen nicht einfach wegcremen. Was ist der Unterschied?

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Es ist eine Frage der Hautschicht. Da Epidermis und Lederhaut ganz unterschiedlich aufgebaut sind, spielen sich bei Trockenheit und beim Alterungsprozess auch ganz verschiedene Prozesse ab. Kleine Trockenheitsfältchen bilden sich in der Epidermis. Tiefe Falten graben sich in der Lederhaut ein.

Das Wasserbindevermögen geht verloren Im Zuge des Alterungsprozesses wird die Haut dünner und verliert ihre natürlichen Feuchthaltefaktoren. Gleichzeitig lässt die Talgproduktion nach, sodass die Haut die Feuchtigkeit, die sie prall und straff hält, immer weniger gut halten kann. Das Wasser verdunstet ganz einfach. So entstehen die feinen Trockenheitsfältchen an der Oberfläche. Auch die Epidermis junger Menschen kann durch fehlende oder falsche Pflege austrocknen. Eine gute Feuchtigkeitspflege und ausreichend Trinken helfen, die Haut bis in die äußerste Schicht mit Wasser zu versorgen. Besonders austrocknungsgefährdet ist die Haut im Bereich der Augen. Da dieser Bereich nur über wenig Unterhautfettgewebe verfügt, ist die Haut hier besonders dünn. Die Anzahl der Talgdrüsen ist deutlich niedriger als in der übrigen Gesichtshaut.

Die Elastizität geht verloren Tiefe Falten bilden sich zuerst dort, wo die Haut am meisten bewegt wird. In jungen Jahren verfügt sie über eine ausgeprägte Elastizität. Das heißt, sie kann jeder Körperbewegung folgen und danach wieder vollständig in ihre Ausgangslage zurückkehren. Dafür sind die elastischen Fasern zuständig. Je häufiger sie jedoch gedehnt und wieder entspannt werden, desto mehr verlieren die Fasern an Elastizität – wie ein ausgeleiertes Gummiband. Daher prägen sich solche tiefen Falten zuerst im Gesicht aus, dessen Haut durch die Mimik sehr viel in Bewegung ist. Bekannt sind die Nasolabialfalten, die von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln verlaufen.

Oder die Krähenfüße, die strahlenförmig an den Augenwinkeln sitzen. Aber auch die quer auf der Stirn verlaufenden Stirnfalten oder die Zornesfalten zwischen den Augenbrauen. Diese auch als mimische Falten bezeichneten Linien verstärken die Gesichtszüge. Mit der Zeit schärfen und vertiefen sie sich. Dazu kommen die Veränderungen der Kollagenfasern in der Lederhaut. Sie verlieren nach und nach ihre Fähigkeit Wasser einzulagern. Noch dazu nimmt der Kollagengehalt der Haut im Alter ab. Dadurch geht die Spannung im Inneren der Haut verloren. Sie „fällt ein“. Die dabei entstehenden Falten erhöhen wiederum die Oberfläche der Haut, was zu einer verstärkten Abdunstung der Haut führt. Die Prozesse in der Epidermis beschleunigen sich.

UV-Strahlung beschleunigt den Prozess Sonnenanbeter tun ihrer Haut nichts Gutes. Die Belastungen durch UV-Strahlung summieren sich in der Haut. Wie auf einem Bankkonto wird jede Einzahlung festgehalten. Während die weniger energiereichen UV-A-Strahlen bis in die Lederhaut eindringen, hält die Haut die energiereicheren und damit potenziell schädlicheren UV-B-Strahlen schon in der Epidermis zurück. Zurückhalten bedeutet, es werden ihr Hautstrukturen entgegengestellt, die sie aufhalten. Oder anders ausgedrückt: Die Energie der Strahlung wird von Molekülen der Haut aufgenommen. Ein Teil dieser Moleküle wird dadurch zerstört. Sie sind anschließend nicht mehr in der Lage so viel Wasser zu binden wie zuvor. Auch die DNA der Basalzellen kann von der Strahlung getroffen werden. Dann sind die Tochterzellen unter Umständen nicht mehr voll funktionsfähig oder noch schlimmer: Sie entarten.

Die Schäden durch UV-B-Strahlung machen sich also hauptsächlich in der Epidermis bemerkbar. UV-A-Strahlen durchdringen die Epidermis zum größten Teil und finden ihren Reaktionspartner erst in der Lederhaut. Auch sie können Schäden anrichten, bevorzugt an den Kollagen- und Elastinfasern. Diese verlieren ihre Spannkraft und Elastizität dadurch früher als es durch das normale Zeitaltern geschehen wäre. Was diese Strahlung anrichtet, kann man besonders deutlich an der Haut von intensiven Solariumgängern sehen. Ihre Haut zeigt vor allem UV-A-Schäden in der Lederhaut in Form von tiefen Runzeln und Falten. Solarien senden nämlich kaum UV-B- Strahlung aus. Sie sind so eingestellt, dass sie fast ausschließlich Energie im Bereich von UV A produzieren, allerdings ein Vielfaches der Intensität des natürlichen Sonnenlichtes. Und das sieht man der Haut an.

Falten behandeln Es ist nicht möglich, tiefe Falten dauerhaft zu glätten. Für eine gewisse Zeit erreicht man einen Effekt, indem man Substanzen mit hohem Wasserbindevermögen in die Lederhaut spritzt. Cremes mit der Bezeichnung „Filler“ entfalten ihre Wirkung an der Oberfläche, denn sie gelangen nicht nennenswert in die Tiefe. Sie enthalten Stoffe, die auf oder in der Epidermis Wasser binden und die oberste Hautschicht zum Quellen bringen. Dadurch verschwinden Trockenheitsfältchen und auch tiefe Falten werden vorübergehend abgemildert. Einen anhaltenden Effekt haben sie allerdings nicht. Die verwendeten Wirkstoffe sind Makromoleküle wie Hyaluronsäure und Kollagen.

Hyaluronsäure Hochmolekulare Hyaluronsäure ist ein Mucopolysaccharid, das am Aufbau des Bindegewebes beteiligt ist. Die Substanz ist in der Lage, mehr als das 1000-Fache ihres eigenen Gewichtes an Wasser zu binden und kann bereits in Konzentrationen ab einem Prozent ein elastisches, kohärentes Gerüst bilden. Wird Hyaluronsäure als Feuchthaltemittel in kosmetischen Pflegepräparaten verwendet, so bildet sie einen luftdurchlässigen Film auf der Haut, der die Feuchtigkeit sehr fest bindet und so einen wirksamen Schutz gegen Austrocknung bietet. Einige Hersteller verwenden niedermolekulare Hyaluronsäure, also Hyaluronsäurefragmente bestimmter Länge. Sie sollen bessere Penetrationseigenschaften aufweisen, können aber allein aufgrund ihrer Hydrophilie nicht in großer Menge durch die Lipidschichten der Epidermis in die Tiefe dringen.

Kollagen Als Gesichtspflegecreme appliziert, bewirkt das Faserprotein Kollagen ebenfalls die Bindung von Feuchtigkeit in der Hornschicht. Dieser Effekt geht auch bei niedriger Luftfeuchtigkeit nicht verloren. Allerdings sind relativ hohe Konzentrationen nötig. Darüber hinaus wird die Haut durch Kollagen glatt, weich und geschmeidig. Dass Kollagen bis in die Lederhaut eindringt und dort den Verlust an jungem Kollagen ausgleicht oder die Neubildung anregt, ist nicht zu erwarten. Auch Kollagenhydrolysate, Abbauprodukte des Kollagens, die aus einzelnen Aminosäuren oder niederen Peptiden bestehen, werden eingesetzt.

Fazit: Ein wenig lässt es sich schon beeinflussen, wie schnell die Falten kommen. Die Natur hat einen gewissen Rahmen vorgegeben und mit etwas Vernunft und Wissen kann man innerhalb dieses Rahmens am unteren Rand bleiben. Klar ist, dass die Genetik und der Lebensstil dafür ganz entscheidend sind. Seine Gene kann man nicht beeinflussen, den Lebensstil schon. Eine ausgewogene Ernährung, viel trinken, aber wenig Alkohol und wenig Zucker, dann natürlich ausreichend schlafen, wenig Stress, viel frische Luft (aber mit Sonnenschutz) und aufs Rauchen verzichten – das sind die besten Voraussetzungen.

Da Falten immer mit dem Verlust von Feuchtigkeit in der Haut einhergehen, ist eine gute und konsequente Pflege schon in jungen Jahren ein weiterer wichtiger Ansatz, um die Faltenbildung zu verlangsamen. Nicht zuletzt braucht es vielleicht auch ein wenig Gelassenheit, wenn man älter wird. Mimikfalten und ausgeprägte Gesichtszüge zeigen schließlich, dass man gelebt hat. Und Lachfalten werden von anderen Menschen als sympathisch und authentisch wahrgenommen.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 8.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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