Eine junge Frau liegt vollständig bekleidet und mit Schuhen bäuchlings ausgestreckt auf dem Sofa.
CFS- und Long-Covid-Patienten haben gemeinsam, dass sie schnell erschöpft sind und keine Erholung finden. © fizkes / iStock / Getty Images Plus

Langzeitfolgen | Erschöpfung

WIE KOMMT ES ZU LONG-COVID?

Die meisten COVID-19-Patienten überstehen die Infektion gut, einige sind jedoch monatelang kraftlos. Ein Experte sieht Parallelen zum Chronischen Erschöpfungssyndrom. Zwei Stiftungen unterstützen nun seine Forschung.

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Manche Dinge kosten Kraft, sind anstrengend. Gut, dass man sich anschließend ausruhen und neue Energie tanken kann. Beim Chronischen Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS, oder auch Myalgische Enzephalomyelitis) ist das anders. Betroffene sind schneller erschöpft und erholen sich kaum. So fehlt ihnen oft schon morgens die Kraft aufzustehen. Hinzu kommen Nervenstörungen, Muskelschmerzen und grippeähnliche Beschwerden.

Ganz ähnlich ist es bei Long-COVID: Etwa 10 bis 20 Prozent der COVID-19-Patienten klagen noch Monate nach der Infektion über Müdigkeit, Schwäche und Schmerzen. Die WHO hat Long-COVID als eigenständige Erkrankung anerkannt. Laut Dr. Bhupesh Prusty, Gruppenleiter am Lehrstuhl für Virologie der Julius-Maximilians-Universität, könnte ein Zusammenhang zwischen den Krankheitsbildern bestehen.

Ist ein Herpesvirus schuld?
Viele Ursachen kommen als Auslöser für CFS in Verdacht – darunter Hormonstörungen, Fehlreaktionen des Immunsystems und Infektionen. Prusty konnte zeigen, dass auch das Humane Herpesvirus Typ 6 (HHV-6) beteiligt ist. Das Virus integriert in die menschliche DNA von CD4-positiven T-Lymphozyten. Es legt nach Abklingen der Infektion seine Aktivität jedoch nicht ab, sondern kann durch bestimmte Faktoren wieder aktiviert werden. Dann greift HHV-6 die Mitochondrien der Zellen an. Diese erzeugen weniger des Energielieferanten ATP.

Coronaviren könnten die Herpesviren aktivieren, die CFS auslösen.

Als Faktoren, die das Virus reaktivieren, konnte Prusty zusätzliche Infektionen ausmachen, beispielsweise mit Chlamydien, außerdem Immunsuppressiva. Und nun hat der Virologe auch SARS-CoV-2 im Verdacht. Um diesem nachzugehen, unterstützen zwei Organisationen seine Arbeit.

Die US-amerikanische Amar Foundation stellt ihm 900 000 Euro zur Verfügung, die britische ME Research UK gibt weitere 200 000 Pfund. Das sind umgerechnet zusammen knapp eine Million Euro.

Nachweis mittels Mikro-RNA
Prusty erklärt sein Vorhaben: „Wir hier in Würzburg haben ein spezielles Arbeitsmodell, um sowohl an Long-COVID als auch an der Myalgischen Enzephalomyelitis zu arbeiten.“ Seine Arbeitsgruppe wird untersuchen, welche Gene zu welchem Zeitpunkt aktiviert sind und welche Prozesse sie dadurch anstoßen. Dazu wollen sie Mikro-RNA nachweisen, die steuert, aus welchen RNA-Abschnitten Proteine gebildet werden und aus welchen nicht.

„Auf diese Weise werden wir in der Lage sein besser zu verstehen, wie Krankheitserreger, insbesondere Herpesviren wie HHV-6, spezifische menschliche Zellen einschließlich der Immunzellen verändern, um diese Krankheiten zu verursachen“, hofft Prusty.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/03/16/long-covid-auf-der-suche-nach-den-ausloesern/
https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/den-viren-auf-der-spur/
https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/langzeitschaeden-von-covid-19-was-wir-wissen-und-was-nicht/ 

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