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WENN ES TIEF IM HERZEN BRENNT

Ohne die ununterbrochene und uneingeschränkte Arbeit des Herzens ist ein Leben nicht möglich. Schädigungen dieses Organs, wie beispielsweise durch eine Endokarditis können sich katastrophal auswirken.

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Jeder einzelne Körperteil, so klein er auch sein mag, spielt bei der Frage, ob ein Körper einwandfrei funktioniert, eine große Rolle. So auch das sogenannte Endokard, die Herzinnenhaut, die als eine der drei Herzwandschichten die Vorhöfe und Kammern des Herzens auskleidet. Darüber hinaus bildet sie die vier Herzklappen, die in ihrer Ventilfunktion den Durchfluss des Blutes durch die Herzkammern steuern. Liegt eine Endokarditis, also eine Entzündung der Herzinnenhaut vor, dann sind auch die Herzklappen einzeln oder gesamt entzündet. Eine lebensgefährliche Situation. Sie erfahren dies auf SL01/Suche „Endokarditis“.

Wie kommt es zur Entzündung? Der Körper ist kein geschlossenes System. Erst recht nicht, wenn durch Verletzungen, operative Eingriffe oder sonstige Beeinflussungen Eintrittspforten für Erreger entstehen. Dabei können insbesondere Kieferoperationen, kontaminierte Spritzen oder Kanülen, zum Beispiel bei Drogenabusus, das Eindringen von Keimen begünstigen. Immer häufiger spielen Eingriffe am Herzen – vor allem bei älteren Personen – eine Rolle, und künstliche Herzklappen, angeborene Herzfehler oder auch überwundene Vorentzündungen stellen erhebliche Risikofaktoren dar. Das Abwehrsystem des Körpers ist stets in Habachtstellung und bekämpft in stabilem Zustand sehr effizient Krankheitserreger fast jeder Art.

Schaffen es Erreger indes, dieses System zu umgehen und über das Blut bis zum Herzen vorzudringen, so sind sie in der Lage, dort schwere Defekte wie die bakterielle Endokarditis auszulösen. SL02/Suche „Endokarditis“ beschreibt diesen Vorgang. In Deutschland liegt der statistische Wert bei ungefähr ein bis drei solcher Entzündungen auf 100 000 Menschen bezogen. Weitere Ursachen für eine infektiöse Endokarditis können gramnegative Keime wie Pseudomonas aeruginosa, Pilze der Spezies Aspergillus und Candida sowie Streptokokken der Gruppe D, insbesondere Streptococcus bovis, sein, was Sie bei SL03/Suche „Bakterielle Endokarditis“/Artikel/Endokarditis – Symptome … ausführlich nachlesen können.

Banale Infekte ernst nehmen Leider ist es wie so oft: Die Symptome sind relativ unspezifisch, und die Einordnung kann erst nach diversen Untersuchungen und Tests von ärztlicher Seite eindeutig vorgenommen werden. Wie die Herzstiftung auf SL04/Suche „Endokarditis“/Diagnose und Behandlung erläutert, erinnern die Beschwerden zunächst „… an „banale“ Infekte ohne Beteiligung des Herzens. Fieber, Schwäche, Leistungsabfall und Appetitlosigkeit lassen sich auch mit Bagatellerkrankungen wie einer Mandel- oder Halsentzündung erklären.“ Herzgeräusche, undichte Herzklappen und eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen als Anzeichen für eine Entzündung grenzen die Diagnose jedoch bereits ein.

SL05/Krankheiten &/B/Bakterielle Herzklappenentzündung beschreibt, dass es eine akute und eine subakute Endokarditis gibt, wobei sich die akute Version durch einen komplizierten Verlauf mit heftig ausgeprägten Symptomen und hoher Komplikationsrate äußert. Diese kann im Gegensatz zur subakuten, durch weniger virulente Erreger ausgelösten Versionen relativ spontan auftreten, und die Beschwerden sind meist heftiger ausgeprägt. Da die Herzklappen gefäßlos sind, kann die Beschädigung nicht über den Blutkreislauf behoben werden. Das Blut fließt an den Klappen vorbei, Erreger können sich an den Klappen festsetzen und einen Entzündungsprozess auslösen. Die Folgen: Blutgerinnsel bilden sich, die wiederum vom Blutstrom mitgerissen und in die Gefäße transportiert werden. Embolien, Schlaganfälle, Nieren-, Milz- oder Augenschäden können die Folgen sein.

Auch Junge betroffen Nicht nur vorbelastete, operierte ältere oder drogenabhängige Personen können erkranken, auch bei Kindern und Jugendlichen kann es zu einer infektiösen Endokarditis kommen. Oft liegt ein angeborener Herzfehler zugrunde, der je nach Therapie mit oder ohne Fremdmaterial behandelt wurde. Überdies begünstigen zum Beispiel Tätowierungen, Piercings oder dermatologische Erkrankungen wie Akne eine Bakteriämie, was SL06/Suche „Endokarditis“Leitlinien/Infektiöse Endokarditis und Endokarditisprophylaxe beschreibt.

Leider besteht eine recht hohe Letalitäsrate, da, wie das Deutsche Herzzentrum in München auf SL07/Suche „Infektiöse Endokarditis/DHM – Infektiöse Endokarditis auch in der Zusammenfassung beschreibt, „[…] der Wandel im Erregerspektrum, aber auch der demografische Wandel mit einem steigenden Anteil an älteren Patienten mit prädisponierenden Risikofaktoren […] in den letzten Jahrzehnten auch zu einem Wandel des klinischen Erscheinungsbildes geführt (mehr akute bis foudroyante, weniger subakute Verlaufsformen)“ hat.

Vorbeugen möglich Vorbelastete Personen, aber auch jeder andere kann sich bestmöglich gegen die Gefahr einer bakteriellen Endokarditis wappnen. Hier sind auch Sie in Ihrem Berufsalltag gefragt, wenn Sie es mit entsprechenden Kunden zu tun haben, denn es geht um relativ einfache und leicht zu befolgende Maßnahmen. SL08/Suche (Lupe) „Endokarditis“/Endokarditis nennt die wichtigsten: gründliche Mundhygiene, gute Hauthygiene, strikte Desinfektion von Wunden, konsequente Antibiotikabehandlung bei bakteriellen Infektionen, keine selbst verordnete Antibiotikagabe, Verzicht auf Piercings und Tattoos, umgehende Entfernung infizierter Implantate oder Venenkatheter.

Jede vorbeugende Antibiotikabehandlung muss vom Arzt individuell entschieden, abgewogen und genau eingestellt werden. Die bakterielle Endokarditis ist eine lebensbedrohliche Krankheit - in vielen Fällen mit schlechter Prognose. Daher sollten wir alle darauf achten, erst recht in Corona- und Grippe-Zeiten, wo das Immunsystem ohnehin stark gefordert ist, dass wir uns und andere schützen. Bleiben Sie gesund!

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/2020 ab Seite 66.

Wolfram Glatzel, freier Journalist
Ursula Tschorn, Apothekerin

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