Heiße Zitrone ist ein bewährtes Hausmittel bei einer Zitrone. © Lena_Zajchikova / iStock / Getty Images Plus

Erkältung | Großmutters Wissen

WELCHE HAUSMITTEL WIRKLICH HELFEN

Wenn es draußen ungemütlich wird, haben Erkältungsinfekte Hochsaison. Um einer verstopften Nase, Husten oder dem schmerzenden Hals möglichst schnell Linderung zu verschaffen, greifen viele Betroffene auf Hausmittel zurück. Welche sind sinnvoll und welche eher nicht?

Seite 1/1 1 Minute

Seite 1/1 1 Minute

Während der eine auf Salbeitee oder heiße Milch mit Honig schwört, ist bei anderen heiße Zitrone das Hausmittel der Wahl, um der Erkältung den Garaus zu machen. Oft bekommt man das Wissen über die Hausmittel von der Oma zugetragen und gibt die nützlichen Informationen von Generation zu Generation weiter. Eine 2007 durchgeführte Untersuchung zeigt, dass rund die Hälfte der deutschen Bevölkerung bei einer Erkältung auf Hausmittel zurückgreift.

Ob sie helfen, ist wissenschaftlich nicht bewiesen, da man sich bei den Hausmitteln und ihrer Wirksamkeit noch auf unerforschtem Terrain befindet. „Hausmittel wurden eigentlich nie richtig untersucht“, sagt Professor Dr. Stefanie Joos, Allgemeinmedizinerin und Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. Sie bedauert dies, denn „es sind ja Mittel, die teilweise wirklich sehr lange Tradition haben“. Bislang gibt es leider nur wenige gute Studien, in denen die Wirksamkeit überprüft wurde. Aber warum ist das eigentlich so? „Wenn Pharmafirmen Forschung finanzieren, dann sind die nicht an Hausmitteln interessiert. Dafür bräuchte es dann eine öffentliche Forschungsförderung“, erklärt Joos. Hausmittel sind einfach für viele nicht innovativ genug. Zudem werden sie vermehrt bei unkomplizierten, selbstlimitierten Erkrankungen angewendet. Da kommt vom Fördergeber „naja, so eine Erkältung ist ja jetzt nicht so wichtig.“

Professor Dr. Jörg Meerpohl, Leiter des Instituts für Evidenz in der Medizin am Uniklinikum Freiburg, bestätigt diese Aussagen. Es bestehe nur ein geringes Interesse innerhalb der Industrie, in die Hausmittel-Forschung zu investieren. Die Mittel für Studien müssten daher aus öffentlicher Hand kommen. Die Förderrichtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Geldgeber für öffentliche Forschung, im Gesundheitsforschungsprogramm sind themenoffen. Demnach würde auch die Möglichkeit bestehen, Untersuchungen zur Wirksamkeit von Hausmitteln zu unterstützen. In der Realität sieht es aber leider anders aus. Denn bislang sind keine Forschungsanträge, die einen direkten Bezug zur Wirksamkeit von Hausmitteln haben, eingereicht worden. Auch dem Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) ist aktuell kein Projekt bekannt, wo es um die Wirksamkeit von Hausmitteln geht.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×