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Weißer Hautkrebs

WEHRET DEN ANFÄNGEN!

Bei allen Hautkrebsarten ist die Neuerkrankungsrate in den letzten Jahren stark angestiegen. Aber keine Krebsart hat eine so starke Zunahme zu verzeichnen wie der helle Hautkrebs. Wie gefährlich ist er wirklich?

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Die Entstehung von Hautkrebs gilt als die schwerwiegendste Spätfolge der Sonnen- oder Solarium-Bestrahlung. Nach ihren Entstehungsorten in der Haut werden das Basalkarzinom, früher auch Basaliom genannt, und das Stachelzellkarzinom, auch als Plattenzellkarzinom oder früher als Spinaliom bezeichnet, sowie das maligne Melanom unterschieden. Basal- und Stachelzellkarzinom fasst man unter der Bezeichnung heller oder weißer Hautkrebs zusammen. Das maligne Melanom ist als schwarzer Hautkrebs bekannt. Er ist einer der bösartigsten Krebserkrankungen, da er schnell metastasiert.

Präkanzerosen Vorstufen des weißen Hautkrebses sind die Cheilitis actinica, eine durch Strahlen verursachte Entzündung der Unterlippe, sowie die aktinischen Keratosen, strahleninduzierte Verhornungsstörungen. Letztere sind vor allem an Wangen, Nase, Stirn und Nacken zu finden, also Körperstellen, die häufig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Sie äußern sich in fest haftenden, schuppigen Hyperkeratosen auf gerötetem Grund, die sich langsam vergrößern. Bei älteren Menschen können sie als Altersflecken missgedeutet werden und damit zunächst unerkannt bleiben. Aus beiden Präkanzerosen kann sich ein Spinaliom entwickeln. Sonnenempfindliche, hellhäutige Menschen haben ein höheres Risiko eine Präkanzerose oder ein Hautkarzinom zu entwickeln.

Je nach Strahlungsintensität und Lichtempfindlichkeit der Haut geht man von 25 000 bis 120 000 ungeschützt in der Sonne verbrachten Stunden aus, die ausreichen, um ein Karzinom entstehen zu lassen. Als Ursache wurde eindeutig Strahlung mit einer Wellenlänge von 280 bis 315 Nanometern (nm), also UV-B-Strahlung identifiziert. Im Zellkern kommt es durch Aufnahme der Strahlungsenergie zu Veränderungen an der DNA. Bei nur gelegentlicher und nicht zu intensiver Sonnenexposition werden diese Schäden durch körpereigene Reparatursysteme beseitigt.

Erfolgt die Reparatur vollständig, so ist die ursprüngliche Erbinformation wiederhergestellt und mit Mutationen und entsprechenden Folgen ist nicht zu rechnen. Kann die Reparatur jedoch durch chronische Strahlenbelastung und daraus resultierender Überlastung der Reparatursysteme nicht in vollem Umfang oder gar nicht durchgeführt werden, treten Mutationen oder der Zelltod ein. Mutierte Zellen können entarten und im Laufe der Zeit zu Präkanzerosen und in der Folge zu Karzinomen führen. UV-A-Strahlung ist für das Auftreten von Präkanzerosen und Karzinomen von untergeordneter Bedeutung. Sie kann aber den schädigenden Effekt der UV-B-Strahlen verstärken. Man nennt dies Fotoaugmentation.

Vorbeugung

Man weiß mittlerweile, dass die Krebsrate mit der Menge an Strahlen ansteigt, die die Haut in jungen Jahren abbekommen hat. Je mehr man als Kind der Sonne ausgesetzt war, desto größer sind die Chancen, später einen Hautkrebs zu entwickeln. Aber auch Erwachsene sollten vorsichtig sein. Deshalb gilt: Die pralle Mittagssonne vermeiden. Vor allem Kinder nicht nackt der Sonne aussetzen. Kopf mit einer Kappe oder einem Hut schützen. Sonnencreme benutzen, mit einem Lichtschutzfaktor, der dem Hauttyp und dem Aufenthaltsort entspricht.

Basalkarzinome Sie gehen von den Basalzellen der Epidermis aus. Man bezeichnet sie auch als semimaligne Tumoren, da sie in der Regel keine Metastasen bilden. Basaliome entwickeln sich praktisch nur an lichtexponierten Stellen, davon zu mehr als 90 Prozent im Kopf-Hals-Bereich. Am häufigsten sind Personen in höherem Lebensalter betroffen. Der direkte Zusammenhang zwischen Lichtschädigung und dem Auftreten von Basaliomen ist gesichert, andere Faktoren spielen nur eine untergeordnete Rolle. Basaliome bilden sich meist nicht aus einer Präkanzerose, sondern auf intakter Haut. Im Anfangsstadium stellen sie sich als kleine, glänzende Knötchen dar, die rötlich bis braun gefärbt sind. Später bildet sich ein charakteristischer Randsaum um ein geschwürig zerfallendes Zentrum. Manche Basaliome breiten sich oberflächlich unter Zerfall der Haut aus, andere setzen ihr destruktives Wachstum in der Tiefe fort und befallen Knochen und Knorpel.

Stachelzellkarzinome Sie gehen von den Stachelzellen der Epidermis aus und entwickeln sich meistens auf dem Boden einer Präkanzerose, wobei sich etwa jede zehnte Präkanzerose zu einem Spinaliom entwickelt. Das Alter der Patienten liegt im Durchschnitt zwischen 50 und 70 Jahren, wobei Männer wesentlich häufiger betroffen sind als Frauen. Als Ursache für die Geschlechtsbevorzugung wird die besondere Strahlenbelastung in typischen Männerberufen, beispielsweise bei Bauarbeitern, Landwirten, Piloten oder Seefahrern, angenommen. Etwa 80 Prozent der Spinaliome sind im Gesicht lokalisiert, häufig treten sie auch auf dem Handrücken auf.

Typisch ist auch die Lokalisation auf der Unterlippe. Hier entstehen Spinaliome auf dem Boden einer Cheilitis actinica. Zu Beginn der Erkrankung zeigen sich kleine, schuppige, hautfarbene Knötchen, die sich herdförmig um ein geschwürig zerfallendes Zentrum gruppieren. Im Laufe der Zeit brechen die Zellen in die Lederhaut ein. Durch Verbreitung über den Lymph- oder den Blutweg bilden sich Metastasen im Körper. Auch beim Spinaliom gilt der Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und der Entartung der Zellen als gesichert.

Fazit Der weiße Hautkrebs kommt zwar häufig vor, führt aber nur in wenigen Fällen zum Tode. Meist ist er leicht operativ zu entfernen. Er ist längst nicht so aggressiv wie der schwarze Hautkrebs. Da sich die resultierenden Operationsnarben aber meist im Gesicht befinden, wäre es in jedem Fall besser, gar nicht erst zu erkranken. Beim Hautkrebs-Screening, das die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre ab dem 35. Lebensjahr bezahlen, wird auch nach Vorstufen gesucht. Erinnern Sie Ihre Kunden an diesen wichtigen Termin beim Hautarzt und nehmen Sie ihn selbst auch wahr!

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 56.

Sabine Breuer, Apothekerin/Chefredaktion

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