Eine Zecke sitzt auf einem Grashalm. Darunter erkennt man einen Wanderschuh.© Ladislav Kubeš / iStock / Getty Images Plus
Eine FSME-Impfung schützt Wanderer in Risikogebieten.

Wandern | Risiko

WIE ENTFERNT MAN ZECKEN RICHTIG UND WER BRAUCHT EINE FSME-IMPFUNG?

Oh Schreck, es ist klein, schwarz und saugt mein Blut! Wer auf der Haut eine Zecke entdeckt, sollte sie möglichst rasch entfernen. Ein Experte erklärt, wie das geht. Und lohnt sich jetzt noch eine FSME-Impfung? Für wen?

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Der Zecken-Experte Professor Gerhard Dobler bevorzugt zum Entfernen der Tiere feine Splitterpinzetten. „Mit der Pinzette fasse ich die Zecke nah an der Haut und ziehe sie raus“, erklärt der Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.

Prinzipiell gehe das auch mit einer handelsüblichen Pinzette aus dem Nagel-Pflege-Set. Weitere gängige Hilfsmittel sind zum Beispiel die Zeckenkarte oder eine Schlinge. Dobler zufolge gibt es auch elektrische Zeckendreher.

Und welches nimmt man nun?

„Jeder sollte das Hilfsmittel nehmen, mit dem er am besten umgehen kann“, gibt sich der Fachmann diplomatisch. Wichtig sei vor allem, die Zecke direkt unter der Haut anzufassen.

Habe ich die Zecke vollständig erwischt?

Bleibt beim Rausziehen ein kleiner schwarzer Punkt in der Haut, ist das kein Grund zur Beunruhigung. „Das ist nur der Stachel“, sagt Dobler. Und der sei nicht infektiös. Borrelien oder FSME-Viren werden von ihm allein, ohne den Zeckenkörper, nicht weitergegeben. Darum sollte man auch nicht versuchen, den Stachel mit einem Nagel oder anderen Hilfsmitteln herauszukratzen. Das führt höchstens zu einer Wundinfektion. Stattdessen einfach abwarten:

„Die Haut stößt den Stachel innerhalb weniger Tage von selbst ab.“

Zecken im Wanderurlaub: Lohnt jetzt noch eine FSME-Impfung?

Wer zum Wandern nach Tirol oder ins Allgäu fährt oder zwei Wochen Auszeit in Südschweden plant, sollte über eine Impfung gegen die von Zecken übertragene FSME-Krankheit nachdenken. Doch bringt das jetzt, so kurz vor dem Sommerurlaub, noch etwas?

FSME
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalytis. Sie kann zu einer Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks führen. Die Krankheit kann nur symptomatisch behandelt werden. Medikamente gegen die krankheitsauslösenden Viren gibt es nicht.

Kommt drauf an, wann man fährt, lautet die Antwort. Es gibt theoretisch die Möglichkeit, mit drei Impfungen binnen drei Wochen eine Immunität herzustellen. Schnellerer Schutz werde schwierig, sagt Dobler. Normalerweise folgt die zweite FSME-Impfung zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten. Wählt man hier den knappest möglichen Abstand von 14 Tagen, besteht laut Dobler nach einem Monat eine Immunität.

Für wen lohnt sich die FSME-Impfung?

Eine schnelle Immunisierung würde Dobler jedem Menschen empfehlen, der in ein Hochrisikogebiet fährt und sich dort viel in der Natur aufhält. „Einen Landkreis wie zum Beispiel Ravensburg, wo es zuletzt 20 oder mehr Fälle pro Jahr gab, müsste man als solchen Bereich betrachten“, ordnet der Experte ein.

Das gilt ebenso für bestimmte Gegenden im Osten und Süden Bayerns. Tirol in Österreich habe sich auch als hochaktive Region für Zecken mit dem FSME-Erreger erwiesen, wobei hier vor allem die Täler relevant sind. „Wenn jemand mir sagt, er fährt nach Tirol, wandert dort stets über 1000 Meter und übernachtet auf Hütten: Dann braucht er nicht zwingend eine Impfung“, sagt Dobler, der beispielhaft noch Kärnten und Steiermark in Österreich, Südschweden, das Baltikum und die gesamte Schweiz als Gebiete mit erhöhtem Risiko aufzählt.

Der Experte stellt aber klar: „Das Infektionsrisiko ist trotz allem gering, man sollte keine Panik verbreiten.“ Grob taxieren Experten die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich in einem Risikogebiet mit 1:50 bis 1:100.

Letztlich müsse man die Impfempfehlung von der Region, in die man reist, und von den Aktivitäten, die man dort plant, abhängig machen, rät Dobler. Letztlich ist es eine individuelle Abwägung der Reisenden. Manche gehen lieber auf Nummer sicher, andere sind etwas risikobereiter.

Quelle: dpa

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