Eine Frau zeigt auf das Namensschild auf ihrem Pullover. Darauf steht "Hello my name is", aber der Name ist nicht ausgefüllt.© AaronAmat / iStock / Getty Images Plus
Wie sollen wir Virus-Varianten benennen? Mit einem Namen, der nicht diskriminiert, findet die WHO.

Virus-Varianten | Neutralität

NEUE NAMEN GEGEN DISKRIMINIERUNG

Die „britische“ Variante ist ansteckender, Antikörper erkennen die „brasilianische“ Variante womöglich nicht: Virusmutationen nach ihrem Ursprungsort zu benennen schürt Angst und stigmatisiert die Menschen aus den entsprechenden Ländern. Die WHO vergibt nun neutrale Namen.

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Im letzten Jahr wurden Menschen mit asiatischem Aussehen ausgegrenzt, beleidigt und angegriffen. Der Grund: Schubladendenken, denn das neuartige Coronavirus stammt aus China. Florian Kaiser, Professor für Personlichkeits- und Sozialpsychologie in Magdeburg, erklärt, dass wir unsere Mitmenschen anhand von Merkmalen kategorisieren: „Wir neigen dann dazu, dieses eine Merkmal höher zu bewerten, und außerdem, keinen Unterschied mehr zu machen.“

Plötzlich sieht man in asiatisch aussehenden Menschen eine potenzielle Ansteckungsgefahr – oder in Menschen aus Corona-Hotspots. Allein zwischen Beginn der Pandemie und Mitte Juni 2020 registrierte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes über 300 Beratungsanfragen im Corona-Kontext. Von Rassismus bis hin zu körperlichen Angriffen.

Distanz, Diskriminierung und Desinformation

Auch Nilu Ahmed, Psychologin an der Universität Bristol, sagt, indem wir Phänomene wie Viren nach Orten benennen, distanzieren wir uns davon. „Das überträgt Schuld auf die anderen und erlaubt denen, die das Narrativ nutzen, sich als Opfer zu inszenieren.“ Das kann auch zu Missverständnissen führen: Die Spanische Grippe stammte nicht aus Spanien, sondern den USA. Erst in Spanien wurde sie jedoch ausführlich dokumentiert.

Neue, neutrale Namen

Deshalb teilte Dr. Maria Van Kerkhove, Epidemiologin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), am 31. Mai mit: „Kein Land soll für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden.“ Die WHO verwendet deshalb ab sofort neutrale Namen für Varianten, die sie als „besorgniserregend“ oder als „Variante von Interesse“ einstuft. Dafür halten nun die Buchstaben des griechischen Alphabets her:

B.1.1.7 --> Alpha (ehemals „britische Variante“)
B.1.351 --> Beta (ehemals „südafrikanische Variante“)
P.1 --> Gamma (ehemals „brasilianische Variante“)
B.1.617.2 --> Delta (ehemals „indische Variante“)

Die Bezeichnungen aus Buchstaben und Ziffern bleiben erhalten, denn Wissenschaftler lesen aus ihnen Informationen ab. Sie seien jedoch schwer zu merken, befand die WHO. Die neuen Namen hingegen seien leicht zu behalten und auszusprechen. Für die öffentliche Kommunikation empfiehlt die WHO deshalb die neuen Namen zu nutzen.

Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/coronavirus/corona-varianten-bekommen-neutrale-namen-diskriminierung-vermeiden/
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/wenn-corona-zu-diskriminierung-fuehrt-725831.html
ttps://www.stern.de/gesundheit/gesundheitsnews/who-gibt-corona-varianten-neue-namen---kein-land-soll-stigmatisiert-werden---video--30552224.html

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