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STRECKEN UNMÖGLICH

Auch als „Streckhemmung“ bezeichnet, ist Morbus Dupuytren ein fortschreitender Prozess, der allmählich vor allem die Ringfinger immer mehr krümmt. Aber auch andere Finger können betroffen sein.

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Im Gegensatz zu einem Krampf, der sich für gewöhnlich nach einiger Zeit wieder löst, handelt es sich bei der Dupuytrenschen Krankheit um eine immer massiver werdende Gewebeveränderung, die die Streckfähigkeit der Finger reduziert und neben der Funktionseinschränkung in manchen Fällen auch mit Schmerzen einhergeht. Den Namen hat die Erkrankung von dem französischen Arzt Guil- laume Dupuytren (1777 bis 1835), der sie 1831 als erster seinen Studenten in Paris beschrieben hat. Ausgesprochen wird sie „Düpüitrain“ (ähnlich wie bei Refrain), siehe und höre auch SL01, Suche „Dupuytren“. Das lateinische Wort „Morbus“ bedeutet „Krankheit“ und wird für gewöhnlich im Zusammenhang mit dem Namen desjenigen gebraucht, der die jeweilige Krankheit als erster be- schrieben hat, also Morbus Dupuytren.

Was ist Morbus Dupuytren? Betroffen sind die Handsehnen, vor allem bei Männern über 50 Jahren. Frauen sind seltener und dann auch meistens nicht so stark betroffen. Statistisch gesehen, tritt die Krankheit bei Nordeuropäern weitaus häufiger als bei anderen Ethnien auf, was Sie unter SL02, Suche „Dupuytren“, „Dupuytren-​Kontraktur“, nachlesen können. Ausführlich wird die Verbreitung in Altersgruppen und geografisch unter SL03, Menü, „Krankheit“, „Alter und Gene“, beschrieben. „Kontraktur“ bedeutet so viel wie „Zusammenziehung“, was medizinisch die Schrumpfung von zum Bei- spiel Muskeln oder Sehnen bezeichnet.

Unter SL04, Suche „Kontraktur“, finden Sie einen Bericht über die Krankheit, in dem Sie erfahren, dass es sich um eine Erkrankung des Bindegewebes unter der Haut handelt, welches die darunterliegenden Nerven und Sehnen schützt. In dieser Schicht können jedoch immer wieder Wucherungen auftreten, die zwar gutartig sind, aber dazu führen, dass sich das Gewebe oberhalb der Sehnen nicht mehr dehnen kann. Im Gegenteil, es schrumpft mehr und mehr. Diese Verdickungen, auch als Knoten bezeichnet, lassen sich innerhalb der Handfläche gut ertasten. Je weiter die Krankheit fortschreitet, umso stärker wird die Krümmung der betroffenen Finger. Und je länger es dauert, umso größer können nicht nur die Einschränkungen und Beschwerden sein, sondern die Gelenke können dauerhafte Schädigungen davontragen.

Einstufung Da es sich bei dieser Erkrankung um eine Bindegewebsveränderung handelt, wird Morbus Dupuytren unter die Fibromatosen subsummiert. Diese sind schlicht Wucherungen des Bindegewebes. Aus Zwischenzellmasse, Fettgewebe und Kollagen bestehend dient dieses lockere bis straffe Gewebe unter anderem dazu, Organe und Muskeln zu umhüllen, zu stützen und zu schützen. Die Wucherungen sind zwar nicht bösartig, können jedoch sehr aggressiv sein und umliegende Gewebe wie Blutgefäße, das Lymphsystem und Nerven schädigen. Mehr dazu erklärt SL05, Suche „Fibromatose“.

Woher diese Erkrankung kommt, ist nach wie vor weitestgehend unbekannt. Umwelteinflüsse, Lebenswandel und vor allem Veranlagung werden als Ursachen genannt. Wie stark sind die Schmerzen? Ein Spezifikum der Krankheit ist, dass sie in den meisten Fällen – zumindest in den früheren Stadien – schmerz- los verläuft. Bilden sich „lediglich“ im Unterhautbindegewebe Knoten und allmählich Stränge, so kommt es fast nie zu schmerzhaften Episoden. Sind allerdings Nerven oder Gefäße von der Umwucherung betroffen, sieht es schon anders aus, erfahren Sie auf SL06, Suche „Dupuytren“. In diesem Fall sollte bei den ersten Anzeichen über Maßnahmen nachgedacht werden.

Verlauf der Krankheit Die Dupuytrensche Kontraktur verläuft meist langsam. Anfangs sind weiche Verknotungen zu spüren, die im Laufe der Zeit festere Stränge entlang der Fingersehnen bilden. Der Verlauf wird, wie Sie unter SL07, Suche „Dupuytren“, erfahren, in verschiedene Stufen eingeteilt. Dabei spielt in erster Linie die von Raoul Tubiana (1915 bis 2013), einem der einflussreichsten Handchirurgen des 20. Jahrhunderts in Europa, erstellte sogenannte „Tubiana-​Klassifizierung“ eine Rolle. Dabei geht es um die Summe der Streckdefizite einzelner Gelenke.

Die Stufen im Einzelnen: Stadium 0 – Stränge und Knoten ohne Gelenkkontraktur, Stadium 1 – Kontrakturen von 0 bis 45 °, Stadium 2 – Kontrakturen von 45 bis 90 °, Stadium 3 – Kontrakturen von 90 bis 135 °, Stadium 4 – Kontrakturen über 135 °. Eine zweite Klassifizierung, die Iselin-Stadieneinteilung, lautet: Stadium 1 – Knoten in der Hohlhand, Stadium 2 – Beugekontraktur im Grundgelenk, Stadium 3 – Beugekontraktur im Grundgelenk und Mittelgelenk, Stadium 4 – zusätzlich zu Stadium 3 eine Überstreckung im Endgelenk. Diese Einteilung und viele weitere Informationen finden Sie unter SL08, Suche „Dupuytren“. Beide Klassifizierungen finden bei der medizinischen Bewertung Anwendung.

Gibt es Heilung? Bei der Entscheidung der Behandlungsmöglichkeiten kommt es maßgeblich darauf an, in welchem Stadium sich die Krankheit befindet. Es gibt Fälle, in denen die sonst schubweise verlaufende Krankheit schon früh zum Stillstand kam. Üblicherweise jedoch schreitet sie voran und kann irgendwann nur noch operativ behandelt werden. Allerdings kommt es häufig zu Rückfällen, sodass eine für alle Betroffenen endgültige Lösung leider nicht in Sicht ist. SL09, „Ambulantes Operieren“, „Eingriffe“, „Chirurgie“, „Eingriffe“, Dupuytren-Kontraktur“, beschäftigt sich eindringlich mit dem Thema Operation, und sehr anschaulich beschreibt der Hand- und Fußchirurg Dr. med. Frank Hesselmann die Krankheit sowie Verlauf und Operation unter SL10, „Fachinformationen“, „Operatives Spektrum“, „Hand“, „Die Dupuytrensche …“, „Weiterführende Literatur des Verfassers“ in Form einer PDF-Datei.

Allgemeines Wer sich Informationen per Video anschauen möchte, kann dies über SL11, Suche „Dupuytren“, „Gesundheit – Morbus Dupuytren“ oder SL12, „Suche „Dupuytren“, Neue Therapien für …“ tun.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/19 ab Seite 66.

Wolfram Glatzel, Autor und Redakteur
Ursula Tschorn, Apothekerin

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