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Schönheitschirurgie

STRAFFEN, SPRITZEN, GLÄTTEN

Schöne Menschen scheinen erfolgreicher zu sein – das belegen sogar verschiedene Studien. Kein Wunder, dass viele Personen einem Ideal hinterhereifern und sich dafür unters Messer legen.

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Was sind die aktuellen Trends bei Schönheitsoperationen? Während große Brüste mittlerweile out sind, wünschen sich Frauen oft bestimmte Merkmale berühmter Persönlichkeiten. Kim Kardashians überdimensionierter Po scheint dennoch Geschmackssache zu sein, bei Männern sind Lidkorrekturen beliebt. Professor Werner Mang, Chefarzt der Bodenseeklinik in Lindau, ist der Meinung, dass das Aussehen der First Lady Melanie Trump gerade sehr gefragt sei.

Der amerikanische Schönheitschirurg Dr. Frank Rose aus Texas hat den Trend erkannt und bietet ein Melanie-Makeover an, das Behandlungen wie Augenlifting, Fettabsaugung, Bauchstraffung, Brasilian Butt Lift sowie Botox und Filler umfasst. Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) lehnt derartige Eingriffe, durch die Menschen ihren prominenten Vorbildern ähnlicher werden, strikt ab, wie Präsident Torsten Kantelhardt angab – hier liege eine psychologische anstatt einer physiologischen Problematik vor.

Experten wählen Wer sich für eine Schönheitsoperation entschieden hat, sollte unbedingt einen seriösen Chirurgen wählen. Der Titel Schönheitschirurg sagt wenig aus, vielmehr sollten sich Kunden daran orientieren, ob der Arzt den Titel „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ oder „Facharzt für Plastische Chirurgie“ trägt.

Jaques Joseph gilt als Begründer der plastischen Chirurgie – er wurde daher auch „Nasenjoseph“ genannt.

Welche Verfahren gibt es? Die Ästhetisch-Plastische Chirurgie beinhaltet Operationen und Behandlungen der unterschiedlichsten Körperregionen. Im Stirnbereich treten bei den meisten Menschen im Laufe der Zeit Mimik- oder Zornesfalten auf, die der Chirurg mit Hilfe eines Stirnlifts glätten kann, um dem Gesicht zu einem jüngeren und frischeren Aussehen zu verhelfen. Der Klassiker der ästhetischen Gesichtschirurgie ist das Facelift, ein größerer Eingriff, bei dem Stirn-, Hals-, Augen- und Schläfenbereich gestrafft werden. Patienten müssen damit rechnen, dass sie im Anschluss für bis zu drei Wochen unter Schwellungen und blauen Flecken leiden.

Eine Augenlidkorrektur (Ober- oder Unterlid) wünschen Personen, die von Schlupflidern, Tränensäcken oder faltigen Augenpartien betroffen sind. Sie erhoffen sich durch die Operation eine verjüngende und auffrischende Wirkung auf die Ausstrahlung des Gesichts. Eine Rhinoplastik, also eine Nasenkorrektur, findet nicht immer aus ästhetischen Gründen, sondern teilweise auch aufgrund von funktionalen Beeinträchtigungen statt, etwa bei einer schief stehenden Nasenscheidewand. Weitere Indikationen für eine Nasenkorrektur sind Sattel-, Höcker-, Breit-, Schief-, Knollen- oder Ballonnasen.

Auch Menschen mit abstehenden oder asymmetrischen Ohren entscheiden sich häufig für eine korrigierende Operation. Abstehende Ohren kennzeichnen sich dadurch, dass der Winkel zwischen Ohrmuschel und Hinterkopf mehr als 30 Grad beträgt. Kinder leiden besonders unter Segelohren, weil sie nicht selten dem Spott der Mitschüler ausgesetzt sind. Bei der Ohrenkorrektur handelt es sich um einen kleinen Eingriff, der im Anschluss zwar mit leichten Schmerzen oder Spannungsgefühlen, doch selten mit Komplikationen einhergeht. Meist übernimmt die Krankenkasse bei Kindern bis zu 14 Jahren die Operationskosten.

Mehr Weiblichkeit? Viele Frauen wünschen sich vollere, wohlgeformte Lippen und lassen diese vergrößern oder unterspritzen. Komplikationen und Schmerzen sind kaum zu erwarten, allerdings ist aufgrund der dünnen und empfindlichen Lippenhaut nach dem Eingriff mit Schwellungen zu rechnen.

Glättung des Gewebes Oft sind Frauen mit ihren Brüsten unzufrieden und empfinden diese als zu klein, zu groß oder ungleichmäßig. Nach einer Schwangerschaft, durch altersbedingte Veränderungen oder durch einen Gewichtsverlust erschlafft das Brustgewebe und verliert an Volumen. Durch eine Brustverkleinerung oder eine Straffung kann das Erscheinungsbild nach eigenen Attraktivitätsvorstellungen verändert werden. Straffende Korrekturen können auch an den Oberarmen, an den Oberschenkeln oder an der Bauchdecke durchgeführt werden. Bei einer Brustvergrößerung ist es von entscheidender Bedeutung, ein angemessenes Implantat zu wählen, welches den Proportionen des Körpers entspricht. In der Regel besteht dieses aus einem elastischen, kohäsiven Silikongel, das Material darf nicht auslaufen oder austreten.

Fett weg! Durch eine Liposuktion (Fettabsaugung) lässt sich das Gesamterscheinungsbild des Körpers optimieren, indem der Chirurg hartnäckige Fettpolster entfernt. Entgegen den Vorstellungen vieler Patienten handelt es sich dabei nicht um eine Methode zur Gewichtsabnahme. Meist findet der Eingriff am Bauch, an den Beinen, an der Brust, an den Oberschenkel oder im Gesicht (zur Beseitigung eines Doppelkinns) statt.

Schönheit per Spritze Hyaluronsäure stellt ein natürliches Feuchthaltemittel in der Haut dar. Bereits ab dem 25. Lebensjahr baut der Organismus die körpereigene Substanz vermehrt ab, folglich wird die Haut trocken, die Elastizität lässt nach und es bilden sich Falten. Aus diesem Grund ist Hyaluronsäure Bestandteil vieler Anti-Aging-Cremes: Die Wassermoleküle setzen sich zwischen die Polysaccharid-Ketten und die Feuchtigkeit wird demnach gebunden, sodass die Haut nach dem Auftragen glatter und frischer erscheint. Einige Kunden lassen sich Hyaluronsäure in die Falten spritzen, um die Haut von unten auszupolstern. Auch bei Lippenvergrößerungen wird der wasserbindende Effekt der Substanz genutzt.

Lähmendes Nervengift Die Faltenbehandlung mit Botox-Spritzen ist sehr populär und gilt als sanfte Methode gegen die feinen Linien. Der glättende Effekt von Botulinumtoxin A, ein Stoffwechselprodukt des Botulinum-Bakteriums, wurde erstmals 1992 beschrieben. Das Nervengift legt die Nerven der Gesichtsmuskeln still und lässt die Haut straffer erscheinen, schließlich wirft sie keine Falten mehr, wenn sich die Muskeln nicht bewegen. Die Einstiche bei der Applikation sind kaum spürbar und bereits nach wenigen Tagen sind Gesichts- oder Dekolleté-Falten verschwunden. Nach drei bis sechs Monaten nimmt die Wirkung des Botox allmählich ab, weil sich neue Nerven nachbilden.

Bei regelmäßiger Botoxanwendung ist es möglich, die Abstände zwischen den Behandlungen zu vergrößern, da sich die Faltentiefe durch die Muskelentspannung nachhaltig reduziert. Zu beachten ist, dass Falten, die sich unabhängig von der Muskelbewegung entwickeln, mit dem Nervengift nicht behandelt werden können. Die Injektion von Botulinumtoxin sollte stets durch einen erfahrenen Mediziner erfolgen. Durch die Applikation können kleine Blutergüsse oder Schwellungen auftreten – Nebenwirkungen wie Unwohlsein, Kopfschmerzen, Hautauschlag oder Müdigkeit sind hingegen selten, ebenso wie das vorübergehende Herabhängen von Oberlid oder Augenbraue.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Kosmetik – Anti-Aging“ 2019 ab Seite 22.

Martina Görz, PTA, Psychologin und Fachjournalistin

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