Bei einer ungewöhnlichen Hautläsion im Gesicht, schadet es nicht, einmal zu viel den Hautarzt aufgesucht zu haben. © microgen / iStock / Getty Images Plus

Windpocken | Varizella-Zoster-Virus

SELTSAMER PICKEL AUF DER NASE? BESSER ZUM ARZT!

Wegen eines Pickels zum Arzt? Klingt erst einmal völlig übertrieben. Es kann sich jedoch um ein sogenanntes Hutchinson-Zeichen handeln und dies kann – im schlimmsten Fall – zu Eintrübungen des Sichtfeldes führen.

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Um es aber direkt vorweg zu sagen, dieser Fall ist selten. Ungefähr einer von 100 erkrankt an einem Herpes Zoster ophtalmicus, der korrekten medizinischen Bezeichnung des beschriebenen Horror-Szenarios. Dabei handelt es sich um die Reaktivierung einer Varizella-Zoster-Virus-Infektion, der Betroffene muss also schon einmal Windpocken gehabt haben. Man könnte also sagen, bei dem ungewöhnlichen Pickel handelt es sich um Herpes auf der Nase. Aber wie soll das jetzt das Augenlicht gefährden?

Wer einmal Windpocken hatte, trägt das Virus ein Leben lang in sich, auch das hat Varizella-Zoster mit Herpes simplex gemein. Ist das Immunsystem einmal stark geschwächt, sieht es seine Chance und bricht erneut aus. Es zieht sich in das Nervensystem zurück und wartet dort auf den geeigneten Moment. Befindet es sich dabei in den Nervenknoten, den sogenannten Ganglien, in der Nähe des Rückenmarks, kann ein Rezidiv, also ein erneuter Ausbruch, zu einer Gürtelrose führen. Liegt der Wartebereich der Viren in Ganglien des Gehirns, ist ein Befall der Augen möglich. Erste Anzeichen können Hautläsionen an der Nasenspitze, den Nasenflügeln, aber auch den Augenwinkeln sein – sogenannte Hutchinson-Zeichen.

Unbehandelt treten bei den meisten Patienten Komplikationen am Auge auf: Bindehautentzündung, Ödeme oder bakterielle Superinfektionen. Im schlimmsten Fall droht eine Erblindung. Wird die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert, kann sie mit hochdosierten Virustatika-Injektionen behandelt und die Viren zurückgedrängt werden. In späteren Stadien, wenn beispielsweise bereits weiße Flecken in der Augenhornhaut sichtbar sind und zu Eintrübungen des Sichtfeldes beitragen, kann nur noch die Infektion im Schach gehalten werden. Die weißen Flecken entstehen durch weiße Blutkörperchen, die im Auge versuchen, gegen die Viren vorzugehen. Diese Immunreaktion, die in diesem Fall leider zu den Seheinschränkungen führt, kann nur noch mit cortisonhaltigen Augentropfen unterdrückt werden – ein Leben lang.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc
   Klinik für Infektiologie/Spitalhygiene Kantonsspital St. Gallen

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